Neckarstraße – die letzten 70 Jahre

Der Beitrag zeigt die Entwicklung des heute Konrad-Adenauer- und Willy-Brandt-Straße genannten Bereichs im 20. Jahrhundert. Die ehemalige Prachtstraße ist in den 1960er Jahren und Anfang der 70er zu einer autobahnähnlichen Verkehrsschneise geworden, verläuft nicht mehr gerade, zerteilt die Stadt.

Stuttgarts kriegsversehrtes Kulturquartier im Luftbild von 1953

Die noch erstaunlich intakte Stadtstruktur Stuttgarts in der Nachkriegszeit hätte ihren Erhalt möglich gemacht.

Stuttgarts Neues Schloss bis Staatsgalerie: Luftbild 1964 auf dem Weg zur autogerechten Stadt

Die Umwandlung Stuttgarts in eine autogerechte Stadt geht voran. Noch prägen aber der ursprüngliche Verlauf der Neckarstraße und Planie das Stadtbild.

Otto Dix, Kriegskrüppel, konfrontiert mit Luftbilder der gleichfalls kriegsversehrten Stadt Stuttgart

Meine absichtlich zugespitzte bildliche Kommentierung setzt die Umwandlung Stuttgarts nach schweren Kriegsschäden in Beziehung zur unerbittlichen Darstellung von Otto Dix. Auch die Kriegskrüppel leben noch, genauso wie manche Straßen. Sie sind aber wie manche Teile Stuttgarts um ihre Unversehrtheit gebracht.

Stuttgarts Neckarstraße 1908 width=

In diesem Kontext wirkt die alte Neckarstraße wie ein Rückblick auf „die gute alte Zeit“.

B14/Neckarstraße als autobahnartige Verkehrsschneise

Die Spaltung der Stadt: Fußgänger und Radfahrer sind hier unerwünscht. Selbst Zebrastreifen waren lange verpönt, müssen Stück um Stück gegen die Dominanz des Autoverkehrs erkämpft werden.

Neckarstraße zum Vergleich um 1890 bei der Staatsgalerie

An die vermeintlich „gute alte Zeit“ erinnert auch dieses Leben beim Museum. Um Missverständnissen vorzubeugen, eine solche fast idyllische Vergangenheit wünsche ich nicht zurück.

Ähnlicher Blick auf die B14 beim der Staatsgalerie heute

Das Abtauchen der B14 in mehrfacher Folge lockt den reinen Durchgangsverkehr an. Das Leben und Arbeiten an dieser „Kulturmeile“ ist im Grunde ein Unding. Mehr als 100.000 Fahrzeuge pro Tag sind nicht länger zu verkraften.

Montage von 2 Straßenhälften von heute und 1890 bei der Staatsgalerie

Erstmals seit Jahrzehnten 2017 wieder Menschen auf der B14

Mitglieder des Aufbruch Stuttgart e. V. führen 2027 erstmals zu Menschenmassen auf der B14

Die B14 als zeitweilige Fußgängerzone hat nach dem Beispiel des Aufbruch Stuttgart e. V. im Jahr 2017 fast ein wenig Schule gemacht. Dabei ist für diesen Straßenraum nur ein gleichrangiges Miteinander von Fußgängern, Flaneuren, Radfahrern und Autos erwünscht.

Erstmals großer Menschenandrang beim Großen Haus der Staatstheater seit Jahrzehnten

Bernini, Carpeaux und Dix stehen für intakte und versehrte Stadtbilder