Prinz von Christernhof oberhalb von Maria Alm

Limousin-Prinz vom Christernhof oberhalb von Maria Alm: vielleicht ist er unter Limousin-Stieren das, was sein Name bezeichnet: ein Prinz. Zumindest ist Prinz prachtvoll. Laut seinem Herrn, dem Bauern Hugo, verhält er sich absolut friedlich in vertrauter Umgebung. Den Nasenring brauche er im Grunde nur in Bereichen, die er nicht kennt. Wenn er sich durch Unerwartetes erschrecke, wäre er ohne Ring nicht zu halten und dadurch extrem gefährlich.

Prinz von Christernhof oberhalb von Maria Alm: ein prachtvoller Limousin-Stier

Am letzten Morgen, vor 8 Uhr, finde ich den schönen Prinz nicht unter den Färsen, sondern im eigentlichen Stall unter fünf Kühen. Er ist ein reiner Vertreter der Rinderrasse aus dem Limousin, einer Zentralregion Frankreichs mit der Hauptstatt Limoges. Die mittelgroßen Tiere dienen allein der Fleischgewinnung, nehmen gut zu und gelten als umgänglich. Milch ist von ihnen bei der Mutterkuhhaltung nicht zu haben, dafür aber exquisites Fleisch. Gerade bekommen sie Heu. 

Vom Frühjahr bis in den Herbst sind die Tiere Tag und Nacht im Freien auf den Weiden oberhalb des Christernhofes. Bei zunehmender Wärme geht es immer höher hinauf. Die Kälber bleiben für ca. 10 Monate bei den Muttertieren und erreichen in der Zeit ein Gewicht von 350 bis 400 kg.

Riechen

Prinz von Christernhof oberhalb von Maria Alm: Beriechen

Prinz prüft durch Beriechen den Zyklus einer Kuh und damit den Grad ihrer Paarungsbereitschaft, bevor es zum Natursprung kommt.

Prinz von Christernhof oberhalb von Maria Alm: flehmender Stier

Auf das Beriechen, Belecken und Harnverkosten der Kühe reagiert Prinz mit Heben des Kopfes, Strecken des Halses, Öffnen des Maules und Hochziehen der Oberlippe, sodass sogar der Nasenring aufrecht steht: er flehmt.

Prinz von Christernhof oberhalb von Maria Alm: Parallelstellung in Gegenrichtung

Hier ist zu sehen, dass die Kühe, mit denen sich der Stier befasst, entschieden größer als die Färsen vom Vortag sind. Vielleicht bahnt sich gerade die Parallelstellung in gegenläufiger Richtung an, die den Tieren das wechselseitige Beriechen ermöglicht.

Ruhen

Prinz von Christernhof oberhalb von Maria Alm: Ruhen

Dem Heufrühstück folgt ein geruhsames Lagern. 

Man könnte eigentlich vom Limousin und seinen Limousinen sprechen. Doch wäre das etwas schräg. Denn „ihr“ Name ist bekanntermaßen eine Bezeichnung nicht von Kühen, sondern von großen, geschlossenen und früher luxuriösen Autos. Er leitet sich her von weiten Schutzmänteln, die einst von Fahrleuten im Limousin getragen wurden.

Limousin-Prinz vom Christernhof oberhalb Maria Alm – edel, aber etwas blasiert

Prinz von Christernhof oberhalb von Maria Alm: Limousin-Stier denkbar als Zeus

Noch ein herrliches Bild von Prinz in seinem kleinen Harem. Ich stelle mir vor, dass der Göttervater Zeus in ähnlicher Weise und Zutrauen erweckender Gestalt – wenn auch als weißer Stier – sich an die schöne Europa heranmachte, um sie dann über das Meer zu entführen. Ein großes Thema für unser Europa und ein beliebtes der Kunst seit der Antike.

Charolais-Rinder in Burgund

Charolais-Rinder

Vielleicht hat sich aber Zeus noch mehr in dieser weißen Farbe und Gestalt gefallen, um Europa zu betören. Es handelt sich um Charolais-Rinder im Süden Burgunds. Ihren Namen führen sie nach ihrer Herkunft aus der Grafschaft Charolais um die kleine Stadt Charolles. Wie die Limousin-Rinder sind sie weit über Frankreich hinaus wegen ihrer hervorragenden Fleischqualität besonders geschätzt. 

Im Juni 2010 aufgenommen, wirkte die Phalanx der robusten Jungtiere fast ein wenig bedrohlich. Sie befand sich aber zum Glück jenseits eines Zaunes. Auch diese Rinder werden in Mutterkuhhaltung als reine Fleischrasse aufgezogen, sind von mittlerer Größe und verbringen rund neun Monate auf den saftigen Weiden in der Nähe ihrer Herkunftsregion.

Château de Nobles in Burgund

Die Charolais-Rinder weideten in unmittelbarer Nähe des Château de Nobles zwischen Cluny und Tounus im südlichen Burgund. Die fast noch etwas mittelalterlich wirkende Anlage stammt aus dem 16. Jh.. Darin bieten noble Gastgeber inzwischen entsprechende Chambres d‘Hôtes an. Charolles und das Charolais, die Ursprungsregion der berühmten Rinder, liegen nur 50 km entfernt in Richtung Westen.