Albrecht Adam, Sultan Mahmud auf den Fildern I: der Hengst hat sich losgerissen und dringt in eine Stutenherde ein, 1832, Sammlung und Foto Privatbesitz

Dieses Hauptwerk Adams habe ich bereits gewürdigt. Dabei nehmen wir den Künstler als großartigen Pferdemaler, Pferdeporträtisten und Landschaftsschilderer wahr. Aber warum taucht das Gemälde hier erneut auf? Siehe weiter unten und die beiden folgenden Beiträge.

Albrecht Adam, Sultan Mahmud bei Scharnhausen: Filderebene oberhalb des Körschtals

Araberkoppel oberhalb von Scharnhausen, in der Ferne die Schwäbische Alb, nach: Hügel-Schmidt 1861, Kap I

In der Vignette erscheinen zwei Schilde: der Hl. Georg zu Pferd als Drachentöter und das Landeswappen mit je drei Hirschstangen und Löwen. Die ausführliche Beschreibung der Gestütshöfe, die König Wilhelm I. für sein Privatgestüt benutzt, startet mit einem Blick nicht weit von Scharnhausen. Dieser Ausgangsort der kgl. Pferdezucht liegt im Körschtal. Dort steht noch heute das Lustschloss, das Herzog Carl Eugen sich 1784 errichten ließ. Später verfügt Kronprinz Wilhelm darüber. 1810 beginnt er hier eine Zucht mit wenigen Tieren.

Albrecht Adam, Sultan Mahmud bei Scharnhausen: Filderebene oberhalb des Körschtals

Detail aus vorigem. Hinter dem Schlösschen geht es hinauf in Richtung Norden zu einer Hochebene mit großen Wiesenflächen. Heute ist sie, wie auch Scharnhausen, ein Teil der Stadt Ostfildern. Von den ehemaligen Weiden bieten sich weite Blicke bis hin zur Schwäbischen Alb. Eine solche Sicht zeigt auch das Gemälde mit SULTAN MAHMUD. Auf der Buchillustration genießen die Pferde ihre Freiheit und den ungehemmten Auslauf. Es ist ein kleines Bild von großer tierischer Lebensfreude!

Freude auch bei mir: eine große Vorzeichnung in München

Albrecht Adam, Vorzeichnung zu dem Gemälde „SULTAN MAHMUD dringt in in eine Stutenherde ein“, 88,5 x 139 cm, Besitz und Foto Staatliche Graphische Sammlung München, Inv. Nr. 18957

Unter Adams ca. 850 Arbeiten auf Papier in der Münchner Sammlung entdeckte ich zwischen den Großformaten die unmittelbare Vorstufe zu dem Gemälde. Sie ist bisher unbekannt und unveröffentlicht. Dank an den hilfsbereiten Kollegen Dr. Andreas Strobl für die freundliche Unterstützung, die Publikationserlaubnis und die vorzügliche Aufnahme, die eigens für diesen Beitrag angefertigt wurde.

Die in München einfach „Pferdeherde“ genannte Komposition hat Adam quadriert. Denn mit der Quadrierung, mit dem Gitternetz aus Quadraten, ist die genaue Übertragung der Komposition von der Zeichnung auf die Leinwand möglich. Während der malerischen Ausführung kann der Künstler natürlich Modifikationen vornehmen. Und diese Veränderungen wiederum, diese Verbesserungen geben uns manchen Aufschluss über sein gestalterisches Denken. Deshalb zeige ich in zwei weiteren Beiträgen interessante Vergleiche zwischen Details von Vorzeichnung und Ausführung. Eine solche Chance und Schulung für genaues Hinsehen bietet sich nicht allzu oft. 

Zum Schluss ein Terzett von Vollblutarabern: Zwiesprache untereinander und mit dem Betrachter.