Bjørn Melhus, Pferde am Himmel, Videostills aus „REVELATION“, entstanden in Rom 2024. Am 18. Juli wurde der „Sommer der Künste. Villa Massimo zu Gast in Stuttgart“ eröffnet. 18 Künstlerinnen und Künstler, die den angesehenen „Rompreis der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo“ gewonnen haben, präsentieren ihre Werke an 8 Stuttgarter Kunst- und Kulturstätten bis zum 26. Januar 2025.
Zu den besonders eindrucksvollen Arbeiten zählt das 12minütige, große Video „REVELATION“ (Offenbarung) des Künstlers Bjørn Melhus. 1966 in Kirchheim unter Teck geboren, lebt er in Berlin, lehrt in Kassel, oftmals ausgezeichnet. Sein vielschichtiger, bildlich und auch akustisch faszinierender Beitrag ist in der Staatsgalerie Stuttgart zu sehen: im Rahmen der Präsentation der Sammlung des 20./21. Jahrhunderts „This is tomorrow“.
Max Beckmann, Apokalypse, Das Lamm Gottes mit sieben Augen, sieben Hörnern und das Buch mit sieben Siegeln, Kreidelithographie, 1941/42, Staatsgalerie Stuttgart
Die beunruhigenden Verhältnisse unserer Zeit haben Melhus veranlasst, sich während seines Rom-Aufenthalts mit dem biblischen Thema der Apokalypse, der Offenbarung des Johannes zu befassen. In der Staatsgalerie stellt er deshalb seinem eigenen Werk einige Blätter von Max Beckmann (1884-1950) gegenüber. Sie entstanden während dessen Amsterdamer Exil. Melhus‘ große Skelette spiegeln sich klein in der Verglasung der Graphik.
Max Beckmann, Die vier apokalyptischen Reiter, Kreidelithographie, 1942, Staatsgalerie Stuttgart
Spiegelverkehrt tauchen auf Beckmanns Blatt rote Pferde von Melhus auf.
Bjørn Melhus, Pferde am Himmel in vier Farben
Bei Melhus gibt es zahlreiche Bezüge zu überlieferten Vorstellungen von der Offenbarung des Johannes, verflochten mit zeitgenössischen Elementen: traumhafte Sternenhimmel, Astronauten, Weltraumfahrzeuge, technisches Gerät, Posaune spielende, verfremdete Engel, tanzende Skelette, Tod als Sensenmann, klare Wolken, Feuermeere, Vulkanausbrüche, das Lamm Gottes, umschwirrt von sieben Drohnen, usw. – eine Fülle, die sich nicht beschreiben lässt.
Und es gibt wiederholt sich wunderbar in Zeitlupe bewegende Pferde. Ich danke Bjørn Melhus herzlich für die Bereitstellung der hier gezeigten Stills (sämtlich: © Bjørn Melhus, REVELATION (2024) video still). Wie stets kann das die Begegnung mit dem Original nicht ersetzen, schon gar nicht bei einem Video, aber Neugier erzeugen.
Die vier apokalyptischen Reiter sitzen auf vier verschiedenfarbigen Pferden. Das weiße Pferd trägt den ersten Reiter (Offenbarung 6.2).
Offenbarung 6.4: „und es kam heraus ein zweites Pferd, das war feuerrot. Und dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, dass sie sich untereinander umbrächten, und ihm wurde ein großes Schwert gegeben.“
Bomben fallen hinter den Pferden.
Laut Offenbarung 6.5 wird der dritte apokalyptische Reiter von einem schwarzen Pferd getragen.
Bei schwarzen Pferden treten auch paarweise Sensen schwingende Männer auf, traditionelle Verkörperungen des Todes. Wie bei den Engeln übernimmt der Künstler diese Rolle.
Offenbarung 6.8: „Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: der Tod, und die Hölle zog mit ihm einher.“
Und wieder der Schimmel
Das weiße Pferd im Flammenmeer
und über den Wolken.
Sehr geehrter Herr Dr. von Holst
hiermit möchte ich mich bei Ihnen für Ihre tolle Seite bedanken. Ich bin darauf gestoßen als ich Nachforschungen über die Ahnen unserer Vollblutaraber anstellte, die auf das Privatgestüt Weil zurückreichen. In diesem Zusammenhang habe ich mich auch mit den württembergischen Königen ein wenig beschäftigt. Dazu hätte ich jetzt eine Frage. König Wilhelm bekam ja 1827 die Sammlung der Brüder Boisseree angeboten, was er letztendlich ablehnte.Ich habe mal gelesen, dass in diesem Zusammenhang ein Landtagsabgeordneter gesagt haben soll „Mir brauchet koi Kunscht, mir brauchet Grombiere“. Angesichts der noch nicht weit zurückliegenden Hungerkrise wäre ja so eine Aussage nachzuvollziehen, aber ist sie auch wahr?
Ich schaue mir Ihre Seiten jetzt regelmäßig an, auch wenn es sich nicht um Pferde handelt. Und, wie gesagt, ich finde sie ganz zauberhaft. Danke!
Herzliche Grüße Sonja Dittmayer
Liebe Frau Dittmayer,
besten Dank für Ihr Interesse und Ihre sehr freundlichen Worte. Zu Ihrer Frage nach dem Wahrheitsgehalt der sprichwörtlich gewordenen Äußerung eines wackeren Schwaben „Mir brauchet koi Kunst, mir brauchet Krombiere“ kann ich leider nicht viel sagen. Zweifel daran habe ich bisher von keiner Seite gehört. Der Satz passt so gut zur Zeit und den im Land 1827 noch immer schwierigen Verhältnissen, dass er so wahr klingt wie der Ausspruch von Königin Elisabeth II. „And where are the horses?“, nachdem sie sich in Marbach mit Schiller befassen musste. Und ihr Satz ist eindeutig erfunden, hat aber so viel Wahrscheinlichkeit für sich, dass er zum geflügelten Wort wurde.
Also lassen wir die Kunst-Kartoffel-Äußerung stehen und freuen uns, dass sich heute niemand zu einer solchen Abwägung veranlasst sehen muss.
Mit Dank und herzlichen Grüßen, Chr. v. H.