Beauval: Boas und Seekühe anstelle von Schlossbesuch. Ein Abstecher nach Saint-Aignan schenkt das Erlebnis eines großartigen Zoos mit enormen Zukunftsplänen.
An einem Regentag spricht nichts für einen Schlossbesuch und nasse Parks. Aufgrund einer Empfehlung unserer Hausherrin und meines Interesses an Tiergärten seit Kindertagen entscheiden wir uns für einen Zoobesuch. Denn Tierhäuser versprechen zeitweilige Trockenheit.
Schönheit von Boas
Wir fahren zum ZooParc von Beauval bei Saint-Aignan. Etwa 30 km südlich von Cheverny gelegen, erwarten wir ein kleines Areal bei einer kleinen Stadt. Weit gefehlt und welche Überraschung: Beauval ist der meistbesuchte Zoo Frankreichs und unter den beliebtesten weltweit auf 4. Stelle. Gegründet wurde er vor 40 Jahren von Françoise Delord, einer Schauspielerin, Sängerin und Ansagerin von Varietés. Sie startete mit einem Vogelpark und baute diesen Jahr für Jahr weiter aus. Noch immer ist sie Direktorin und leitet den Zoo inzwischen mit ihren Kindern. Auf hügeligem Gelände bietet der Zoo zwischen altem Baumbestand sehr große Areale, wie sie uns in Tierparks sonst nirgends begegnet sind. Und darin jeweils große Tierfamilien, oftmals gemischt mit andersartigen Tieren der gleichen Herkunftsregion. Lange Rosenhecken begleiten die Wege. Und alles bestens gepflegt.
Als naher Verwandter mehrerer Verhaltensforscher bin ich – vielleicht genbedingt – ein Freund genauer Tierbetrachtung. Deshalb auch hier Konzentration auf Weniges, zunächst auf die Schönheit einer Boa constrictor in einem trockenen Reptilienhaus.
Eine weitere Boa, zu erkennen an der anderen Zeichnung unter dem Auge, vermittelt die Vorstellung früherer Menschen von Drachen. Vergrößert könnte Siegfried der Drachentöter gegen sie kämpfen. Oder man denkt an die Maison de la Magie in Blois, aus dem halbstündlich sechs Drachenköpfe aus den Fenstern ragen.
Im Auge spiegelt sich, wenn auch schwer entzifferbar, der Raum.
Bei zischelnden Lauten „riecht“ die Boa mit ihrer gespaltenen, schnell hervorgestoßenen und vibrierenden Zunge.
Weiter heraus geht es nicht.
Leider kann ich mich im Auge dieser Boa nicht erkennen. Sonst hätten sich die folgenden Selfies erübrigt.
Selfies unter Wasser
Selfie in halber Winterkleidung zwischen Seekühen und Arapaima, die sich oben in der Wasseroberfläche spiegeln. Die griechische Mythologie kennt die Seekühe als schön gewachsene, aber teuflisch verführerische weibliche Sirenen, denen der schlaue Odysseus auf seiner Irrfahrt nur trickreich entgeht.
Eine brenzlige Situation für einen Stoiker: ein Arapaima, ca. 2 m lang und 100 kg schwer, umhalst mich, der zweite scheint das iPhone verschlingen zu wollen.
Diese beiden Selfies zeigen auch, dass ewig vergnügte, meist grinsende Selbstdarstellungen für mich und von mir nichts taugen, weil sie zu wenig vom Tun und den Gedanken einer Person aussagen. Als Zeichen von Narzissmus sind sie aber aufschlussreich und der Humus von FB.
Löwen im Regen
Die Löwenfamilie mit neun Mitgliedern dreier Generationen wirkt etwas desorientiert auf nassem Gras, doch zum Glück gibt es Tiere, die hohe Luftfeuchtigkeit schätzen. Die großen Gruppen von Elefanten, weißen Tigern, Nashörnern, Primaten, afrikanischen Tieren der Savanne, weißen Wölfen etc. gehören nicht dazu. Wer Lust hat – es waren aber wenige beim Regen – kann auch den Zoo mit einer Gondelbahn überqueren.
Als nächste Attraktion wird ein Dôme Equatorial eröffnet. Es ist ein gläserner Kuppelbau, 38 m hoch mit 100 m Durchmesser, der bei konstanter Temperatur von 26 Grad rund 200 Tierarten vereint und 3.000 Besucher aufnehmen kann.