Albrecht Adam und die Adamei I: Benno Adam (?), Maler und Modell / Die goldne Zeit der Adamei, Detail, 1853, Stadtmuseum München, A 15
Nach Albrecht Adams Tätigkeiten in Württemberg und Baden um 1830 wende ich mich wieder München zu. Es geht mir in zwei Beiträgen um das gute Leben und Arbeiten in seiner Adamsruh oder Adamei. Künstlerisch dreht sich in der Großfamilie zunächst fast alles um die Pferdemalerei. Deshalb diese Darstellung als Einstimmung. Auf sie komme ich später noch zurück.
Das familiäre Zusammenwirken verwandelt sich mit den Jahren und Generationen zu einer regelrechten Künstlerdynastie. Das hat Ulrike von Hase-Schmundt 1981 umfassend in ihrer Adam-Ausstellung des Münchner Stadtmuseums dargestellt.
Links das Küchen- und Wirtschaftsgebäude, rechts das Wohnhaus
Benno Adam (1812-1892), Die Adamei, vor 1829, Aquarell, Bleistift, 18,1 x 25,0 cm, Stadtmuseum München, A 10
Gemalt und bezeichnet vom jugendlichen Erstgeborenen Benno: Adamsruh zu München, nach der Natur gezeichnet von Beno Adam. / a. Wohnhauß. b. Küchen und Ökonomie Gebäude. c Garten Häußchen. d hinterer Garten / e. Hühnerhof. f. vorderer Garten. g. einfarth.
Mit wachsendem Erfolg kauft sich Albrecht Adam 1824 in München ein Grundstück im damals abgelegenen Nordosten der Theresienwiese. Dort findet seit 1810 das Oktoberfest statt. Adams Anwesen liegt an der Sing-, heute Schillerstraße. Ein Wohnhaus wird errichtet, das Grundstück erweitert. Es kommt zu Aus-, Um- und Neubauten. Mehr dazu: Hase 1981, 147 ff.
Adams Familienleben I
Albrecht Adam in einem Heft „Familienleben“ (2018, 292): „Bevor ich das zweiundvierzigste Lebensjahr erreicht hatte [1828], war ich Vater von zehn lebenden Kindern: fünf Söhne und fünf Töchter – alle gesund an Leib und Seele und von der Natur mit sehr schönen Anlagen begabt. Sie gut zu erziehen und sie als brauchbare Mitglieder der Gesellschaft heranzubilden, betrachtete ich als meine erste und heiligste Pflicht. Und der Himmel hat meinen ernsten Willen gesegnet. Es ist unter zehn Kindern nicht ein Einziges, welches nicht wohlgeraten zu nennen wäre und ich darf es kühn aussprechen, der Name dieser Familie ist ein allgemein geachteter, von Thron herab bis zur Hütte.“ Zu dieser Großfamilie kamen mit den Jahren noch 25 Enkel hinzu.
Carl August Lebschée, Rückkehr von der Schule, 15. Februar 1828. Bleistift, Aquarell, Deckweiß, 22,3 x 29,3 cm, Stadtmuseum München, A 72
Vielfach bezeichnet: l. über den beiden Häusern Adamsruh; darunter Anatomie Garten; auf der Straße Singstraße und Albrecht u Julius / gehen aus d Schule zuhause. Oben rechts: alte Singstraße Albrecht Adams Wohnung / gezeichnet den 15 Feb: 1828 / v CL München / [unleserlich].
Bei Hase 1981, Nr. und Abb. 68 gilt das Blatt als Werk Albrecht Adams. Inzwischen wurde herausgefunden, dass das Monogramm als Carl August Lebschée (1800-1877) zu entschlüsseln ist (frdl. Mitteilung Dr. Nico Kirchberger, Stadtmuseum).
Albrecht Adam und die Adamei I: Ausbau 1829
Albrecht Adam, Die Adamei im Winter mit Pferdeschlitten, nach 1829, Aquarell, 8,8 x 15,6 cm, Stadtmuseum München, A 63 a
In seiner Selbstbiographie erinnert sich Adam (2018, 246) an seine zahlreiche Familie. „Ich kaufte deßhalb in einem etwas entlegenen Stadttheile ein Grundstück und baute mir vor allem ein Atelier mit der geeigneten Einrichtung, Thiere darin ordentlich studiren zu können. Ein paar kleine Gebäude, so eine Art Gartenhäuschen, gaben der Familie ein nothdürftiges Unterkommen; man beschränkte sich bis auf bessere Zeiten, so gut es ging. Später dann, im Jahre 1829, baute ich ein geräumiges Wohnhaus für meine Familie und legte, da dasselbe nicht unmittelbar an der Straße stand, vor und hinter demselben einen schönen Garten mit verschiedenen größeren Pflanzungen an …“. Vgl. weiter zur Adamei auch Adam 2018, 279, 293 und 295.
Adams Familienleben II
In Adams „Familienleben“ (2018, 293) ist auch das zu finden: „Sobald meine Kinder heranwuchsen und die Söhne sich dem Jünglingsalter näherten, suchte ich unverdeckt den Weg vom strengen Vater zum Freund anzubahnen und einen ganz vertraulichen Umgang herbeizuführen, was sie vollends an mich fesselte. In den Jahren 1828, 1829, 1833 und 1837, in denen ich mich in Geschäften oft veranlaßt sah, längere Zeit vom Hause abwesend zu sein, nahm ich immer einen oder zwei meiner Söhne mit auf Reisen, um sie in die Welt einzuführen, und ich hatte die Freude zu sehen, daß man überall, wohin ich sie brachte, selbst in den höchsten Kreisen großes Wohlgefallen an diesen, wie man sagte, wohlerzogenen und gutgesitteten jungen Leuten fand. Das schönste Verhältnis, welches zwischen Eltern und Kindern bestehen kann, trat von nun an in’s Leben und führte eine ungemein heitere und glückliche Zeit für die Familie herbei.“
Eugen Adam (1817-1880), Die Adamei in der Singstraße, vor 1843, Aquarell, 34,5 x 52,8 cm, Stadtmuseum München, A 226
Mehr Schlösschen als Wohnhaus, mit einem Durchblick zur Fontäne im hinteren Garten und einer Laube zur Rechten. Damit nähert sich das Anwesen im Stil einer kleinen Residenz. Auf jeden Fall will der Bau mehr sein als die bisherige „Adamsruh“. Adam präsentiert sich seinen Zeitgenossen auch architektonisch als ausgesprochen erfolgreicher Künstler.
Vergrößerung der Familie und des Anwesens
Albrecht Adam (2018, 295): „Alles im Hause war im Wachsen und Gedeihen. Verschiedene Bauten wurden im Hause und Garten vorgenommen und zweckmäßige Verbesserungen, der Bequemlichkeit und den Bedürfnissen der Familie entsprechend, gemacht. Wir hatten einen Stall mit vier Pferden der verschiedensten Racen; diese dienten zum Studium als Modell, nebenbei zum Reiten und zu kleinen Ausflügen auf das Land. Eine Kuh gehörte auch immer mit zum Haushalt, sowie ein Hühnerhof mit allerlei Gattungen von Geflügel. Nebenbei hielten meine Söhne noch verschiedene Haustiere: Schafe, Ziegen …“
Benno Adam, Der Garten der Adamei, im Hintergrund rechts die Pferderennbahnvor, vor 1836, Aquarell, 25,1 x 32,5 cm, Stadtmuseum München, A 13
Adam in seinem „Familienleben“ (2018, 294): „Im Sommer nahm ein schöner Garten mit verschiedenen Ruheplätzen sie [die Familie] dann auf; die Bäume und die Gesträuche, welche ich gepflanzt und unter deren Schatten wir jetzt ruhten, waren unterdessen mit den Kindern groß geworden. Außer diesen hatte auch jedes der Kinder ein eigenes, kleines Gärtchen, in welchem sie nach eigenem Gefallen bauen und pflanzen konnten; durch die junge Phantasie, welche hier thätig war, bekam das Ganze bisweilen einen ganz idyllischen Charakter. Unter Thätigkeit in freier Luft, bei Spielen und Leibesübungen verging so die Zeit, bis ein frugales Mahl sie unter heiteren Gesprächen um den großen Familientisch vereinigte.“
Schweigen von den Töchtern
Öfters spricht Adam von seinen künstlerisch tätigen Söhnen. Aber leider fast nie von seinen fünf Töchtern. Den Vorstellungen der Zeit gemäß werden sie zu guten Hausfrauen erzogen und heiraten allesamt. Von ihrer künstlerischen Begabung, die ja wie bei den Brüdern vorhanden sein müsste, erfahren sie selbst und wir leider nichts.