Degas und der Tanz im Musée d’Orsay 2019: nach dem Jahrhundertereignis von Leonardo im Louvre folgen noch drei weitere Ausstellungen. Degas, El Greco und Toulouse-Lautrec. Jede für sich würde schon eine Reise nach Paris lohnen. Zusammen bietet das Quartett so etwas wie das fast erschlagende Erlebnis von Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ innerhalb einer Woche in Bayreuth. Man ist halbtot, aber beglückt – und erfüllt mit begeisternden Erinnerungen für immer.
Jugend, Oper und Tanz
Auf die Ausstellung „Degas à l‘Opéra“, kuratiert vom Kollegen und Freund Henri Loyrette, kann eine plastische Darstellung des Tanzes einstimmen: ein Hauptwerk von Jean-Baptist Carpeaux (1827-1875) in der ehem. Bahnhofshalle, heute Musée d‘Orsay. Dort steht als point de vue der Originalgips von 1868 für die Skulptur an der Fassade der Opéra Garnier, einem Lieblingsort von Edgar Degas (1834-1917).
So ähnlich stelle ich mir in Stuttgart Tamas Detrich bei der Arbeit mit seinen Tänzerinnen vor oder auch Eric Gauthier.
Als erstes ein Wiedersehen mit guten Freunden aus dem Städel Museum, den „Musikern“, gemalt 1872-73, derzeit zu Gast in der schönen Ausstellung „Degas à l‘Opéra“.
Ein weiteres vertrautes Gesicht in Paris, die aparte Tänzerin Joséphine Gaujelin, sonst in der Hamburger Kunsthalle, gemalt 1867.
Die Auseinandersetzung und kühne Gestaltung Degas‘ mit dem Thema Tanz wird in einer großartigen Abfolge von Schlüsselwerken präsentiert: hier „Kulissen“ oder „Gelbe Tänzerinnen“ von 1874-76 aus dem Art Institute of Chicago.
„Ballett“, 1876-77, Paris, Musée d‘Orsay
„Drei Tänzerinnen in den Kulissen“, 1880-85, Tokyo, The National Museum of Western Art
„Gruppe von Tänzerinnen“, gegen 1898, Edinburgh, Scottish National Gallery
Elemente des ehem. Bahnhofs
Zur Stärkung ein Kaffee im 5. Stock des ehem. Bahnhofs angesichts seines Fensters mit kolossaler Uhr um 11:20 (seitenverkehrt, weil von hinten gesehen).
Der anregendste Bahnhof = Museumsbau der Welt: „PO“ bedeutet hier übrigens Paris-Orléans. Das war die Hauptverbindung in Richtung SW, in „unser“ Loire-Tal um die Städte Blois und Tours, deren Namen sich auch an der Fassade finden.