Albrecht AdamSULTAN MAHMUD, Nach dem Leben gemalt und nach dem Gemälde lithographiert von Franz Adam, um 1830, u. Mitte Colorirt v. J. Renz in Stuttgart, Foto Privatbesitz

Eine Darstellung, die überrascht. Keine sonst zeigt im Zusammenhang mit dem Kgl. Privatgestüt in Stuttgart und seiner bewunderten Reinzucht von Vollblutarabern eine Stallszene. Das mag damit zusammenhängen, dass es um die Reinblütigkeit des Hengstes manche Diskussionen gibt. Seine ungewöhnliche Größe irritiert einzelne Fachleute. Auch Albrecht Adam bekommt als besonderer Pferdekenner den Auftrag, den Hengst zu vermessen. Bei der Gelegenheit könnte er eine Skizze gemacht haben und danach das bisher unbekannte Gemälde.

Unabhängig von der unterschiedlichen Beurteilung SULTAN MAHMUDS durch die Zeitgenossen belegt Adams Darstellung und der Untertitel die Hochschätzung in Weil: Haupt Bescheel-Hengst der Privat Gestüte S. Maj des Königs von Württemberg. Darauf deutet auch die Initiale W unter der Königskrone auf der blauen Pferdedecke hin und das sich anschließende berühmte Gemälde „SULTAN MAHMUD dringt in eine Stutenherde ein.“

Albrecht Adam, Hengst SULTAN MAHMUD in einer Stallszene, ungewöhnlich für Weil

Albrecht Adam, SULTAN MAHMUD: wie voriges in Schwarzweiß, Sammlung Hische

August Jäger schreibt 1846: „Ein ausgezeichneter Schimmelhengst orientalischer Race … vielleicht das grösste orientalische Pferd, welches jemals nach Europa gekommen, weshalb viele bezweifelten, dass er von ächt arabischer Race gewesen sei. Dieser herrliche Glanzschimmel von starkem Knochenbau und dem schönsten Ebenmass in allen seinen Theilen mass 5 Fuss 7 Zoll, eine Grösse, die bis dahin noch bei keinem arabischen Pferde vorgekommen war. …“ Zitiert nach Waiditschka 2017, 83. Dort weitere Infos.

Rudolf Kuntz, Adams Kollege aus Baden

Albrecht Adam, Hengst SULTAN MAHMUD – doch nicht von Adam, sondern von Rudolf Kuntz

Rudolf Kuntz, SULTAN MAHMUD vor Schlösschen Weil, 1832, Sammlung und Foto Privatbesitz

Es ist interessant, wie unterschiedlich zwei große Pferdeporträtisten den gleichen Hengst darstellen.

Rudolf Kuntz Sprung aus der Hand, Sammlung Thein

Rudolf Kuntz, Sprung aus der Hand, 1835, Öl auf Holz, 36,5 x 46 cm, u. r. sign. und dat., Sammlung Thein

Von dem aus Mannheim stammenden und in Karlsruhe tätigen Kuntz stammen die ersten „Abbildungen Königl. Württemberg. Gestütspferde“ im Jahr 1824. Albrecht Adam kommt erst 5 Jahre später nach Stuttgart. Er wird zwar nicht Hofmaler oder „Premier peintre“, wie es in Frankreich heißen würde, aber doch der führende Pferdedarsteller von König Wilhelm I. Daneben erhält Kuntz noch einzelne Aufträge.

Hier stellt Kuntz den „Sprung aus der Hand“ lt. Thein 2009, 168 „in wundervoller Manier dar – besonders den Kontrast zwischen dem Ausdruck des Hengstes und der Unsicherheit seines Wärters.“ Thein hält es für wahrscheinlich, dass auch dieses Bild mit der Weiler Zucht in Zusammenhang steht. Vom Temperament her ist der Schimmel durchaus SULTAN MAHMUD vergleichbar, der auf der Filderebene oberhalb Scharnhausen in eine Stutenherde eindringt. Siehe nächste Beiträge.