Bacharach – ein Schmuckstück der Rheinromantik: Man muss nicht wie ich als Kind seine allererste Reise mit Eltern und Geschwistern nach St. Goarshausen und zur Loreley gemacht haben, um von diesem Bereich des Rheintals für immer begeistert zu sein.
Blick rheinaufwärts, wie die Schiffsanlegestelle verrät.
Einmaliger Stadtkern
Mittelpunkt Bacharachs mit seinen knapp 2.000 Einwohnern ist der Alte Marktplatz mit berühmten Fachwerkhäusern. Sie sind altersschief und wirken doch nach vielen Jahrhunderten äußerst wohnlich. Vorne das Alte Haus – ein Glanzstück im ganzen Rheingebiet, errichtet 1368 und im späten 16. Jh. umgebaut (siehe Jahreszahl 1571). Dahinter das Haus „Grüner Baum“ von 1421, in dessen Hof es sich gut essen und trinken lässt. Rechter Hand unser Hotel, das erst nach dem großen Brand von 1872 entstanden ist.
Blick vom Dachgeschoss unseres Hotels auf das Rheintal in Richtung Bingen. Der Marktturm ist Teil der alten und weitgehend erhaltenen Stadtmauer, der längsten des Rheintals. Davor Häuser, die nach dem Brand von 1872 entstanden.
Voller Freude erinnert mich links eine alte Werbung an meine geliebten Marbachs am Neckar und an der Lauter. Schön wäre es, hier mit meinem Freund Schiller einen Ritt auf Vollblutarabern zu machen und anschließend einen guten Rheinwein zu genießen.
Das Treppensteigen im liftlosen Hotel lohnt sich auch wegen der Bergseite. Blick von unserem Zimmer über typische Schieferdächer hinauf zu Steillagen des Weinbaus. Auf halber Höhe der Postenturm und Reste der im 14. Jh. gebauten Stadtmauer.
Der Postenturm bietet die vielleicht schönsten Blicke auf Bacharach. Er macht verständlich, dass das Städtchen als Kleinod der Rheinromantik zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal gehört. Hauptakzente setzen die Kirche St. Peter und die hochgotische Wernerkapelle, die in der Malerei und Literatur des 19. Jh. mehrfach gefeiert wird.
Dreht man dem Rhein den Rücken zu, gibt es diesen Blick auf das Steeger Tor und das gleichnamige Tal, das hinauf zum Hunsrück führt. Halblinks steht der Liebesturm und oben die stattliche Burg Stahleck. Sie wurde im 17. Jh. häufig belagert und 1687 sogar weitgehend gesprengt. Im letzten Jh. wieder aufgebaut, dient sie seit langem als Jugendherberge.
Weinbau in Steillagen
Am nächsten Tag gehe ich früh nochmals zum Postenturm, um den Glanz des Morgenlichts zu genießen. Bei dem Gedanken an die Arbeit der Winzer an solchen Steillagen fühle ich mich schwach, ja blümerant. Und mir fällt spontan der schön-doofe Spruch zu solchem Weinbau ein: „Ist dies auch nichts Besunderes, / Ich aber, ich bewunder‘ es!“
Eine Mordlegende
Die Wernerkapelle ist das Wahrzeichen von Bacharach. Sie liegt am Aufstieg zur Burg Stahleck. 1293 begonnen und 1426 vollendet, erleidet sie bei der Sprengung der Burg im Jahr 1689 schwerste Schäden. Als Ruine fasziniert sie Dichter und Maler als ein Hauptmotiv der Rheinromantik.
Der Name der Kapelle rührt von Werner von Oberwesel her. 1287 stirbt er dort mit 16 Jahren. Laut einer Ritualmordlegende sollen ihn jüdische Mitbürgern ermordet haben. Das löste antisemitische Pogrome aus am Rhein und an der Mosel. Das vermeintliche Verbrechen findet seinen Widerhall in manchen Werken der Literatur, u. a. auch in Heinrich Heines „Der Rabbi von Bacharach“.
Ein Morgen- und zugleich Abschiedsblick erneut vom Postenturm.
Wehranlage und Zollstation: die Pfalz bei Kaub
Rheinabwärts gibt es einen kurzen Fotostopp. Zu schön, um nicht anzuhalten, ist die Burg Pfalzgrafenstein vor Kaub. Man nennt sie auch die Pfalz bei Kaub.
Sie entstand auf einer Felseninsel im frühen 14. Jh.. Als Wehranlage diente sie nie zum Wohnen. Bis 1866 wurde hier Schiffszoll erhoben, weil die Schifffahrt am schmalen rechten Flussverlauf leicht kontrollierbar war. Linksrheinisch gab es eine gefährliche Stromschnelle, die erst im 20. Jh. beseitigt wurde. Die keilförmige Ummauerung stromaufwärts sollte die wiederholte Beschädigung des Baues bei starkem Eisgang verhindern.
Oberhalb von Kaub liegt die gleichfalls gut erhaltene staufische Burg Gutenfels.