Amboise, Königssitz und letzter Lebensort von Leonardo da Vinci: dadurch ist der Name, das Städtchen und sein Schloss ein Begriff in aller Welt.
Die rechte, nördliche Loire-Seite
Schon aus der Ferne bauen sich die Häuserreihe über der Loire und die Festungsmauern des Château Royal d’Amboise wirkungsvoll zu einer eindrucksvollen Kulisse inmitten von Grün auf.
Der Zufall lenkt uns zu problemlosem Parken auf die Insel vor der Stadt und schenkt uns eine Fußwanderung entlang der Loire mit guter Sicht auf die ganze Breite der ehemaligen Schlossanlage.
Nach W breitet sich von der Brückenmitte die Flusslandschaft aus. In halber Ferne sieht man zwei alte, flach gebaute Boote, wie die Loire sie erfordert.
Die ehem. Gesamtanlage des Schlosses im 16. Jh.
Die Schlossanlage von NW um 1576, Jacques I. Androuet du Cerceau, Foto Wikimedia.
Wenn man sich dank du Cerceau vergegenwärtigt, dass der Königssitz einmal eine Art Stadt auf einem Felsen über Amboise war, bietet das heutige Schlossplateau nur noch einen eindrucksvollen Torso. Als erstes trifft man auf die gotische Hubertus-Kapelle von 1493, einst Teil des Logis der Königin, zu sehen bei du Cerceau oben rechts neben dem Wort AMBOISE.
Vom Festungsturm im NW eine weitere Sicht auf die harmonische Loirelandschaft
Schlossflügel von Karl VIII. bis Franz I.
Vom Schloss ist der L-förmige Haupttrakt geblieben, das Übrige wird Opfer der Französischen Revolution oder im 19. Jh. abgebrochen. Karl VIII. (1470-1498), in Amboise geboren, seit 1483 König, heiratet 1491 die 14jährige Anne de Bretagne (1477-1514). Er beginnt mit ihr den Bau des linken Flügels. Auf Militärzügen nach Italien lernt er wie seine Nachfolger Ludwig XII. (1462-1515) und Franz I. (1494-1547) die dortige Renaissance schätzen. Er holt italienische Fachleute nach Amboise. Der Neubau zeigt noch die spätgotische Formensprache. Der rechte Bauteil dagegen, von Ludwig XII. und vor allem Franz I. vorangetrieben und um ein weiteres Geschoss mit italienischen Pilastern erweitert, präsentiert den dann typischen französischen Renaissancestil.
Der schöne Kamin ist ein Zeugnis der Ehe des Königspaars Karl und Anne. Ihn schmücken neun umflammte Schwerter, das Emblem von Karl, und auf der linken, der heraldisch vorrangigen Seite die Lilien Frankreichs, während auf der rechten Seite die Hermelinfelle von Anne zu sehen sind, das Zeichen der Bretagne wie der Reinheit der Ehefrau. Entsprechend sind ihre Wappenfelder gestaltet, die Engel halten.
Karls und Annes Wohnflügel. Die Ehe dauert nicht lange. Karl stirbt 1498 nach einem Stoß seines Kopfes gegen einen Türsturz. Nach dem ihre sechs Kinder allesamt bereits verstorben waren, wird die junge Witwe und Königin laut vertraglicher Vereinbarung von Karls Cousin und Nachfolger Ludwig XII. geheiratet. Sie wohnt mit ihm aber vorwiegend in Blois.
Ein Blick flussaufwärts. Die heutige Gartengestaltung orientiert sich an der Aufteilung der Renaissance.
Auf dem Schlossplateau unterwegs
Die Sicht auf Schloss und Fluss nach W zeigt neben dem Flügel von Ludwig XII. und Franz I. auch den berühmten Minimenturm, dank dessen wie bei seinem Pendant auf der Südseite Reiter und Kutschen das Schlossplateau problemlos erreichen konnten. Von seiner Terrasse bieten sich besonders schöne Rundblicke.
Unser Rundgang endet mit dem Abstieg durch den stadtseitigen Reiterturm.
Mein Loire-Bericht endet mit Leonardo.