Nachtrag zu Notre-Dame im Koma Anfang November 2019. Größere Ferne führt zu besserer Sicht und zur Entdeckung einer Gedenkstätte, die es nie hätte geben dürfen.

Nachtrag zu Notre-Dame im Koma – 11/2019

Der erste wie der letzte Gang in Paris gilt NotreDame. Heute bei besseren Lichtverhältnissen, deshalb nochmals das gleiche Eingangsmotiv.

Weg von der Rue de Seine zu Notre-Dame

Paris fast schon eine Green City

Auf dem Weg dorthin präsentiert sich Paris auf dem Weg zur Green City. Statt bisherigem Gegenverkehr auf vielen Strecken nur noch Verkehr in einer Fahrtrichtung, dafür vielfach eigene Fahrspuren, die sich Busse, Taxis und massenhaft Radfahrer teilen.

Paris hier als Pseudo-Green City

Der Pflanzenwuchs an Häusern nimmt zu. Hier beim Maison Sauvage bei Saint-Germain-des-Prés in fast wüster Weise. Doch eine Berührung zeigt: keine Spur von Natur, alles ist nur unverwüstliche Chemie.

Wieder Flaneure auch am Samstagmorgen bei der noblen Schwerverletzten.

Ansichten von der Chorseite

Nachtrag zu Notre-Dame im Koma – 11/2019 aus größerer Distanz

Abends beim Gang zur Opéra Bastille merkte ich, dass der Blick von einer entfernteren Brücke einen besseren Aufschluss über den Zustand des Baus vermittelt als einer aus der Nähe.

Nachtrag zu Notre-Dame im Koma – 11/2019

Blick von der Isle St. Louis

Nachtrag zu Notre-Dame im Koma – 11/2019

Von hier aus sieht man, das Feuer hat dem Bau den Skalp, wenn nicht die Schädelkalotte genommen. Die behelfsmäßig abgedichteten Chorfenster haben keine Glasflächen mehr. Die kreisrunde Rahmenform wird von spitzbogigen Stegen gehalten. Diese wiederum werden von horizontalen und diagonalen Balken gestützt, sodass die Chorwand in dieser Krisenzeit eine ephemere ornamentale Gestaltung aufweist – gewissermaßen traurig-schön.

Eine jeden Deutschen belastende Gedenkstätte

Nachtrag zu Notre-Dame im Koma – Gedenkstätte Drittes Reich

Nachtrag zu Notre-Dame im Koma: Der Zufall führt uns erstmals an der Ostspitze der Isle de la Cité zu einer überwiegend unterirdischen Gedenkstätte. Sie erinnert an die mehr als 200.000 französischen Bürger, die im Dritten Reich von Deutschen ermordet wurden. Die sehr eindrucksvolle Darstellung (ohne irgendeine antideutsche Note) stammt aus den 50er und frühen 60er Jahren, als de Gaulle und Adenauer das Wunder der Freundschaft der beiden seit Jahrhunderten zerstrittenen Völker in die Wege leiteten. Nie wieder werden deutsche Militärs Paris besetzen wie hier im Sommer 1940.

Verdammt seien diejenigen, die die ungeheuren Naziverbrechen als „Vogelschiss der Geschichte“ verharmlosen und auch diejenigen, die auf andere geschichtsvergessene oder -verdrängende Weise sich damaligem Gedankengut wieder annähern. 

Geschrieben im TGV, einem Freundschaftsband zwischen Frankreich und Deutschland.