Am Rand der Hochebene über dem Meer zwischen Valldemossa und Port de Valldemossa – eine Nachmittagswanderung. Unser Weg verläuft in etwa 400 m Höhe. Dauernd wechseln die Ansichten der Küste. Gleich bleibt der Meereshorizont. Seine kaum wahrnehmbare Krümmung läßt die Kugelform der Erde erahnen.

Hinter der fernen Landzunge liegt Banyalbufar.

Der Wanderweg befindet sich z. T. auf Privatbesitz zwischen Steilhang und ganz wenigen, unzugänglich gemachten Sommervillen. Erst seit kurzem können wir hier unterwegs sein. Eine neue Inselregierung hat altes Wegerecht wieder in Kraft gesetzt, gegen den Widerstand vieler Grundbesitzer. Um hier zu wandern, muss man verschlossen wirkende Tore öffnen und hinter sich schließen. Manchmal glaubt man, gleich kämen Hunde, um uns zu vertreiben. Aber alles bleibt friedlich. Wir sehen keinen einzigen Menschen und auch keinen Hund. Dafür hören wir die ganze Zeit Vogelgezwitscher und leichten Wind. Das Meeresrauschen in der Tiefe meinen wir zu hören, weil wir es sehen.

Dies ist eine alte Vogelfalle für das frühere Jagen von Krammetsvögeln oder Wacholderdrosseln, die in einer Schneise zwischen Bäumen zum Meer hinab- oder von dort herauffliegen. Der sitzende Vogelfänger verbarg sich dementsprechend mit seinem von zwei langen Stangen gespannten Netz hinter der Vorrichtung aus Ästen: morgens auf der Meeres-, abends auf der Landseite.

Blick nach Nordosten

Unten verläuft der Wanderweg nach Cala S’Estaca. In der Ferne ragt etwas ins Meer. Es ist Na Foradada, die berühmte Halbinsel des Arxiduc Louis Salvador, unser nächstes Ziel.

Ein Columbus-Exkurs

Die auf dem Foto nicht wahrnehmbare Erdkrümmung läßt in mir eine Geschichte meines Vaters auftauchen. Er fragte uns, ob wir uns denken könnten, wie Columbus die Katholischen Könige, das Ehepaar Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon, 1492 wohl davon überzeugt hätte, dass die Erde ein Kugel sei. Und es deshalb auch möglich sei, mit Schiffen die westliche Hälfte der Welt zu erreichen. Wir wussten natürlich keine Antwort, vielleicht genauso wenig wie Los Reyes Católicos. Wie Columbus erklärte uns der Vater: auch wenn das Meer wie eine ebene Fläche wirke, seien von Segelschiffen in großer Ferne zunächst nur die Spitzen der Masten zu sehen. Erst beim Näherkommen, gerate allmählich mehr und mehr von ihnen ins Blickfeld. Damit hat er uns Halbwüchsigen wie einst Columbus die Kugelform der Erde vorstellbar gemacht – und zwar gedanklich so anschaulich, dass mir das noch nach mehr als einem halben Jahrhundert erinnerlich ist.

Blick hinab nach Port de Valldemossa und auf die Bergzunge in der Ferne, über die der Wanderweg von Port des Canonge nach Banyalbufar führt.

Die Hochebene reicht bis nach Valldemossa. Davor sieht man den fast vertikalen Felsenhang, in dessen Nähe die kurvenreiche, schmale Straße nach Port de Valldemossa hinabführt.

Zum Landesinneren hin überraschen uns an vielen Stellen mehr als manns- bzw. weibshohe Grasbüschel.

In der Ferne auf der Steilküste ein früherer Wachturm gegen Piraten, wiederaufgebaut vom Arxiduc Lluis Salvador als Mirador, als Aussichtsturm, und darunter im Meer die famose Halbinsel Na Foradada, unser nächstes Ziel.