Albrecht Adam und die Adamei II: Benno Adam, Die Taufe Emil Adams, 1843, Detail einer Briefseite an Franz Adam, Schwarze Feder, 22,2 x 20,4 cm, Stadtmuseum München, A 228-3/1

Albrecht Adam hält als schlanker 57jähriger sein erstes, am 20. Mai 1843 geborenes Enkelkind über die Taufschale. Hinter ihm seine 51jähriige Frau Magdalena mit Haube. 10 Kindern hat sie innerhalb von 16 Jahren das Leben geschenkt. Wohl alle sind in der Gruppe gegenüber anwesend, mit Ausnahme von Franz und Eugen. Der stolze Vater Benno ist gewiss der erste in der Männergruppe links. Er stellt das Familienereignis in Bild und Wort auf muntere Weise in dem Schreiben an Franz dar. Vgl. Hase 1981, Nr. und Abb. 74.

Das Auftreten der Taufgesellschaft und die angedeutete Räumlichkeit zeigen Wohlstand und Selbstbewusstsein der gut etablierten Künstlerfamilie. 

Panoramablick auf die Adamei und ihre luftige Umgebung

Albrecht Adam und die Adamei II, ein Panoramablick von Benno Adam

Benno Adam, Die Adamei neben der alten Anatomie, wohl vor 1851, Aquarell auf braunem Papier, 19,2 x 54,5 cm, Stadtmuseum München, A 12

Der für die Stadtentwicklung interessante Panoramablick zeigt in der Ferne Sendling und die Alpenkette dahinter und rechter Hand die Theresienwiese.

Das Detail der vorangehenden Abbildung lässt den villenartigen Flügelbau der Adams besser erkennen. Gerade fährt eine von Schimmeln gezogene Kutsche los. Auf der Singstraße sind Fußgänger, Reiter, Kutsche und Pferdewagen unterwegs. 

Eine „Patriarchenwohnung“ für Benno Adam

Albrecht Adam und die Adamei II: Benno Adams Haus mit Nachwuchs und Hund 1851

Eugen Adam, Benno Adams Haus mit Kind und Hund Ajax angeblich am 30. Juni 1851, u. r. sign., Stadtmuseum München, A 406/5

Die Bezeichnungen unterschiedlicher Hände auf dem Blatt sind etwas widersprüchlich. Es soll Sohn Emil mit Ajax zu sehen sein. Doch Emil Adam (1843-1924) ist 1851 bereits acht Jahre alt, das dargestellte Kind aber entschieden jünger. Es könnte eines der folgenden Geschwister sein – s. nächstes Blatt. Auch ist das Haus (Hase 1981, 150) erst 1852 bezugsfertig. Daher datiert sie das Blatt „wohl 1852“. Rechts auf der Terrasse sind noch Handwerker tätig. 

Es ist ein Blick von Norden im Abendlicht. Deshalb kann man rechts in der Ferne die monumentale „Bavaria“ von Ludwig Schwanthaler erahnen. Das genordete Atelierfenster im Dach zeigt, wo Emil Volkers (1831-1905) ab 1853 gearbeitet hat. Links steht ein garagenartiger Anbau, der wohl als Atelier für Pferdeporträts dient – vgl. Bennos Darstellung der Goldnen Zeit der Adamei.

Albrecht Adam und die Adamei II: Benno Adams Haus um 1857

Benno Adam, Das Haus Benno Adams neben der Adamei, Aquarell, 13,5 x 21,4 cm, Stadtmuseum München, A 15

Diese Ansicht zeigt die andere Seite des Neubaus von Benno Adam und zwar im Morgenlicht von Süden. Bezeichnet auf einem Papierstreifen: Im Vordergrund Benno Adams Gemahlin Josefine geb. Quaglio mit ihren Kindern Emil, Amalie, Fritz [mit Holzpferd], Auguste, Sofie u. Marie. – um 1850 gemalt. Jahresangabe und Kindesalter passen nicht ganz zusammen. Denn die Tochter Marie kommt erst 1856 zur Welt. Der Erstgeborene Emil ist damals bereits 14 und Fritz 10.

Hase 1981, Nr. und Abb. 99 gibt entsprechend als Entstehungsjahr 1857 an und zitiert einen Brief Eugens an seinen Bruder. Somit ist die Provinz Adam um eine Patriarchenwohnung reicher geworden … wie muß es im Herbst lustig sein auf der kleinen Terrasse, von wo man das ganze Oktoberfest übersieht …

Rückblick des alten Albrecht Adam

In Adams „Familienleben“ (2018, 295) heißt es: „Nie wurde Karten gespielt; es kamen gar keine in mein Haus. Wohl aber waren Armbrust-Schießen mit Preisen oft und vielmals Gegenstand der heitersten Abende. So verstrichen in frohester Vereinigung die Jugendjahre meiner Kinder bis zum Mannesalter und bis zu jener Zeit, wo eines nach dem andern seinen eigenen Herd gründete. Ein Band der Liebe und der Eintracht umschlang sie alle. Wohl ein seltenes Beispiel, daß eine so große Familie so lange und so fest zusammenhält. Dieses Verhältniß, so schön und wahrhaft ideal, galt allgemein als ein Gegenstand der Bewunderung.“