Schloss Fachsenfeld XI – der Onkel von Amsterdam: Carl v. Ebersberg, Schloss Fachsenfeld mit Kirche und Garten, um 1840, Öl auf Leinwand, 58 x 68 cm, Aalen-Fachsenfeld, Stiftung Schloss Fachsenfeld

Nach den Beiträgen zum Landhaus Rebenberg in Stuttgart, das sich nur nach den Fachsenfelder Unterlagen beurteilen lässt, wende ich mich wieder Fachsenfeld zu.

Der Um- bzw. Neubau des Schlosses durch Wilhelm von Koenig ist 10 Jahre nach dem Erwerb weitgehend vollendet. In Ebersbergs Gemälde ist das Belvedere bereits auf dem Dach. Rechter Hand erhebt sich die Schlosskapelle. Zum Mittelgrund senkt sich der junge Schlosspark ab. Im Vordergrund gibt eine kindliche Ziegenhirtin der Szenerie eine arkadisch-biedermeierliche Note.

Wilhelm von Koenig scheint um diese Zeit die Einrichtung vorangetrieben zu haben. Er gestaltet seinen Alterssitz.

Schloss Fachsenfeld XI – der Onkel von Amsterdam

Schloss Fachsenfeld XI –  Der Onkel von Amsterdam, C. v. Ebersberg nach Carl Leybold

Carl v. Ebersberg, Bankier Freiherr Wilhelm von Koenig, 1838, Öl auf Leinwand, 74,5 x 65,5 cm, kopiert nach dem Original von Carl Leybold (1786-1844) aus dem Jahr 1822, Aalen-Fachsenfeld, Stiftung Schloss Fachsenfeld

Im Schloss huldigt dieses Porträt einem Familienmitglied, dem die Nachgeborenen unendlich viel verdanken. Als Onkel von Amsterdam (Neckarbischofsheim 1751-1828 Schoonort bei Amsterdam) und Wohltäter für die Nachkommen lebt der alte Herr weiter. Er war ein Bruder des Vaters „unseres“ Wilhelm und heiratet in ein niederländisches Bankhaus ein. Bald wird er der Inhaber und leitet es 50 Jahre. Damit erwirtschaftet er ein enormes Vermögen. Vor allem dadurch, dass er die Kontinentalsperre Napoleons unterwandert, indem er den heimlichen Handel mit England finanziert.

Da sein Sohn lange vor ihm stirbt, gibt er schon zu Lebzeiten einen Teil seines Erbes in Form von Renten an schwäbische Neffen weiter, an die drei Söhne seines Bruders Carl. 1813 erwirbt er Schloss Mauren bei Böblingen (zerstört im 2. Weltkrieg). 10 Jahre später, am 14. Oktober 1823, erreicht er für sich und diese Neffen dank einer stattlichen finanziellen Zuwendung, dass König Wilhelm I. sie in den Freiherrnstand erhebt.

Ausgestattet mit Finanzmitteln dieses Onkels ist unser Wilhelm in der Lage, Schloss Fachsenfeld, Hofgut Gollenhof und manches andere zu erwerben und zu gestalten. Er und weitere Koenigs können ein finanziell unbeschwertes Leben führen. 1829 ersteigert Wilhelm in Biberach mit seinem Bruder Friedrich (1800-1889) Schloss Warthausen. Dessen Namen trägt er auch fortan, obgleich er den Besitz gänzlich seinem Bruder überlässt. Während der Fachsenfelder Familienzweig 1992 mit Reinhard von Koenig erlischt, gibt es von den Koenigs von und zu Warthausen noch Nachfahren. Einem von ihnen mit Namen Hans Christoph danke ich für informative Familiengespräche.

Landgut Schoonort

Schloss Fachsenfeld XI –  Der Onkel von Amsterdam, Landgut Schoonort, gezeichnet von Wilhelm von Koenig

Wilhelm von Koenig, Landgut Schoonort bei Amsterdam, 1828, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 348, Bl. 8

Gezeichnet nach dem Tod des Onkels und Vorstufe zu folgendem Aquarell. Mit Bleistift sind unten die Farben vermerkt.

Schloss Fachsenfeld XI –  Der Onkel von Amsterdam: Landgut Schoonort, gemalt von Elise von Koenig

Elise von Koenig, Landgut Schoonort bei Amsterdam, wohl 1828, Aquarell, 24 x 33 cm, Aalen-Fachsenfeld, Stiftung Schloss Fachsenfeld

Rückseitig ein Aufkleber: Schoonort, Campagne des Oncles Wilhelm bei Amsterdam, in welcher er gestorben ist; von mir im Sommer 1828, als ich nach seinem Tod mit Bruder Fritz in Amsterdam war, nach der Natur aufgenommen und von Schwester Elisabeth (Lili) gemalt. Wilhelm.

Die noch etwas unsichere Darstellung lässt auf ein Frühwerk der so gerne malenden Elisabeth/Elise/Lilli (1805-1861) und damit auf 1828 als Entstehungsjahr schließen.

Der Namensvetter und Neffe des Onkels von Amsterdam: Witwer Wilhelm von Koenig mit seinen Söhnen

Schloss Fachsenfeld XI –  Der Onkel von Amsterdam: Wilhelm von Koenig mit 4 Söhnen

Carl v. Ebersberg, Wilhelm von König mit seinen vier Söhnen, um 1839, Öl auf Leinwand, 59 x 49 cm, Aalen-Fachsenfeld, Stiftung Schloss Fachsenfeld

In einem nobel ausgestatten Raum in Fachsenfeld ist der etwas melancholisch wirkende, zweifach verwitwete Hausherr und Vater im Kreis seiner Söhne zu sehen. In seinem Rücken steht Wilhelm (1822-1891) aus der 1. Ehe mit Elise Brastberger (1797-1824), einer Nichte des Onkels von Amsterdam. Es folgen von links Karl (1827-1898), Ferdinand (1834-1900) und August (1831-1906). An der Wand könnte ein Bild des früh verstorbenen Franz (1824-1826) hängen. Karl und Ferdinand sollten sich wie ihr Vater auch als mehr oder weniger begabte Zeichner und Maler hervortun. 

Das damalige und künftige Leben der Koenigs basiert auf der Hinterlassenschaft des Onkels von Amsterdam. Franz von Koenig, der Enkel des Hausherrn zitiert in seiner Fachsenfelder Chronik, Band I, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 574, S. 165 seinen Grossvater über den Onkel von Amsterdam: dieser Mann [war] ohne seines Gleichen in der Familie, seit diese existirt und wahrscheinlich so lange diese noch existiren wird. Von einem Interesse für die Familie, einer Herzensgüte und einer Freigebigkeit für die es keine Worte giebt. Weiter spricht er von seiner unbegrenzten Dankbarkeit gegen diesen Wohltaeter unserer gesamten Familie. In N KOE 818, S. 1 wird er als Stifter der Frhrrl. Koenig‘schen Familienrente und der Frhrrlich Koenig‘schen Familienstiftung gerühmt.

Wilhelms 2. früh verstorbene Ehefrau

Schloss Fachsenfeld XI –  Der Onkel von Amsterdam: Sophie Ernestine von Koenig

Franz Seraph Stirnbrand, Freifrau Sophie Ernestine von Koenig, 1828, Öl auf Leinwand, 64 x 52 cm, Aalen-Fachsenfeld, Stiftung Schloss Fachsenfeld

Wilhelm von Koenig heiratet 1826 in 2. Ehe eine Tochter des Karl von Varnbühler von und zu Hemmingen (1776-1832). Dieser ist wie sein Schwiegersohn Kgl. Kammerherr. 1827 steigt er zum württ. Finanzminister auf. Im gleichen Jahr kauft Wilhelm Schloss Fachsenfeld von ihm. 

Als quasi schwäbischer Joseph Stieler malt Stirnbrand (1788-1882, ein kroatisches Findelkind, nach einer Brandwunde am Kopf benannt) die attraktive Frau von Koenig (1808-1837) im Alter von 20 Jahren. Bis zu ihrem frühen Tod bringt sie sechs Söhne zur Welt, von denen vier überleben. Ihrer nimmt sich die unverheiratete Tante Elise an.

Darüber schreibt deren Großneffe Franz von Koenig, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 574, S. 229: Nach dem Tode meiner Grossmutter im Jahr 1837 hat sie die Erziehung der Soehne meines Grossvaters geleitet und Mutterstelle an ihnen vertreten. Nennt mein Grossvater den Oncle v. Amsterdam den ‚Onkel sondergleichen‘, so dürfen wir die Tante ‚Lilli‘ die ‚Tante sondergleichen‘ nennen. Mein Vater [Ferdinand] war ihr Lieblingsneffe.

Ferdinand von Koenig, künftiger Hausherr von Fachsenfeld

Schloss Fachsenfeld XI –  Der Onkel von Amsterdam: Ferdinand von Koenig

Carl v. Ebersberg, Ferdinand von Koenig als Diana im Alter von ca. 6 Jahren, 1840, Öl auf Leinwand, 62 x 52 cm, Aalen- Fachsenfeld, Stiftung Schloss Fachsenfeld

Rückseitig: … im Hintergrund Schloss Fachsenfeld. Der Maler Carl v. Ebersberg war mit Wilhelm befreundet und hielt sich viele Jahre auf Schloss Fachsenfeld auf. Hier malte er die Herrschaften und die Region.

Der kleine Junge mit mädchenhaften Zügen und entsprechender Frisur trägt statt Pfeil und Bogen mit der Armbrust eine eher mittelalterliche Waffe. Er wird seine Lieblingstante Elise begeistert haben. Noch lässt nichts vermuten, dass er einmal Rittmeister werden sollte.

Ein heutiger Blick vom Belvedere nach Nordosten geht in Richtung Niederalfingen. Anfang Juli 2023 haben tagelange Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius die Wiesenflächen verdorren lassen.

Der nächste Beitrag wendet sich einem weiteren Besitz der Koenigs zu: dem Gollenhof im nahen Südwesten von Fachsenfeld.