Blois, Residenz der Könige – eine faszinierende Anlage über der Stadt. Mit Bauteilen vom 13.–17. Jh. dient es heute als Museumskomplex.

In Blois, auf halber Strecke zwischen Orléans und Tours, widmen wir uns bei leichtem Regen nur dem Königsschloss. Von hier regieren die Herrscher zeitweilig ganz Frankreich. Nach dem frühen Tod von Karl VIII. im Jahr 1498 steht seine Witwe, Königin Anne (de Bretagne, 1477-1514), ohne Erben da. Ihre sechs gemeinsamen Kinder waren allesamt gestorben. Ludwig XII. (1462-1515) hat als Karls Nachfolger die junge Witwe zu heiraten.

König Karl VIII./Ludwig XII. und Anne de Bretagne

Blois, Residenz der Könige Hauptfront

Ludwig XII. und Königin Anne errichten bis 1503 den L-förmigen Neubau des Schlosses, dessen Front hier vom Place du Château zu sehen ist. An der dekorativ gestalteten Fassade sind italienische Bauleute beteiligt. Spätgotische Tradition und Renaissance-Elemente mischen sich auf aparte Weise.

Rechts am Rand ist die Außenfront des Salle des États/Ständesaals aus dem frühen 13. Jh. zu sehen, der älteste Teil des Schlosses.

Blois, Residenz der Könige Eingangsportal mit Kindergruppe

Plötzlich gibt es schönen Kindertrubel vor dem Eintritt in die ehem. königlichen Räumlichkeiten. Da sie meist museal eingerichtet sind, zeige ich sie hier nicht.

Blois, Residenz der Könige weißes und schwarze Pferde

Ein weißes und zwei schwarze Pferde begegnen sich. Die einen sind sterblich, das andere scheinbar nicht. In den Giebelfeldern über den Dachgauben befinden sich die Initialen des Herrscherpaares. Hier sieht man links das L für Ludwig und rechts ein Ehewappen.

Reiterdenkmal Ludwig XII.

Ludwig XII zu Pferde

Ludwig XII. in stolzer Pose zu Pferd: das steht letztlich in der Tradition, die bis auf Marc Aurel in Rom zurückreicht und noch ein spätes Echo in König Wilhelm I. in Stuttgart findet. Das Original hat die Französische Revolution nicht überstanden. 1857 ersetzt man es durch diese leicht romantisierend veränderte Kopie.

Darunter, gleichfalls erneuert, ist ein Stachelschwein mit Königskrone zu entdecken. Das schwer zu deutende Emblem Ludwigs ist von den gekrönten Initialen des Ehepaares gerahmt. Auf der linken, heraldisch rechten und daher vorrangigen Seite steht das L, umgeben von französischen Lilien. Rechts umgeben das A die Felle des Hermelins, Symbol der Bretagne und der Reinheit ihrer vormaligen Herzogin.

Herzog Gaston d’Orléans

Blois, Residenz der Könige Flügel von Gaston d'Orléans

Betritt man den Innenhof, erblickt man als erstes einen großartigen Flügel des 17. Jh. Er stammt von Herzog Gaston d’Orléans (1608-66), dem Bruder von Ludwig XIII. (1601-43). Als zeitweiliger Aspirant auf den Königsthron tritt er hier als Bauherr auf. Er lässt 1635-38 vom berühmten François Mansard (1598-1666) diesen für sich allein schon schlossartigen Trakt errichten. Nach der Geburt des späteren Ludwig XIV. (1638-1715) kommt das Projekt zum Erliegen. Und dennoch ist es ein Meisterwerk des französischen Barock-Klassizismus. – Rechts sieht man den Treppenturm von König Franz I.

Blois Innenhof Bau Ludwig XII

Vom Treppenturm aus ein Blick auf die Hoffront des Baus von Ludwig XII. Der italianisierende Arkadengang vermittelt den Eindruck von Wohnlichkeit.

König Franz I.

Blois, Residenz der Könige Flügel Franz I

Ganz anders ist die Architektursprache von Franz I. (1494-1547). Wie seine beiden Vorgänger führt er zeitweilig in Italien Krieg. Das Echo der Begegnung mit dortiger Baukunst ist jedoch von ganz anderer Intensität als bei jenen. Nur wenige Jahre nach dem Eingangstrakt entsteht zwischen 1515 und 1520 dieser Schlossflügel. Es ist der erste architektonische Auftritt des jungen, selbstbewußten Königs. Es kommt zur Verarbeitung italienischer Gestaltungselemente mit französischer Traditionen. Nun zeigen die reichen Gesimse, Pilaster und Gebälke die Sprache der etablierten französischen Renaissance. Auch die Gauben mit Figurenschmuck sind davon geprägt. Mehrfach findet man in ornamentaler Verteilung gekrönte Feuersalamander, das Emblem von Franz I. In Chambord tritt es noch vielfältiger auf.

Glanzstück der Hoffront ist der berühmte Treppenturm. Er ist reich geschmückt von Figuren und Feuersalamandern. Begeistert beschreibt ihn Honoré de Balzac in seinem Roman über Katharina von Medici, die 1589 hier gestorben ist. Ihr werden wir noch in Chenonceau und Chaumont begegnen.

Als nächstes besuchen wir Chambord, einen der ungewöhnlichsten Bauten weltweit.