Nicolas Rolin und Guigone de Salins und ihr 1443 in Beaune gegründetes Hospital. Noch heute zeugen zahllose Zeichen von einer großen Liebe in Burgund.

Das Krankenhaus von 1452

So sieht das 1452 eröffnete Hospital Hôtel-Dieu in Beaune nach rund 570 Jahren aus. Bis 1971, also über ein halbes Jahrtausend, war es in Betrieb. Heute dient es noch als Altenheim und als Museum.

Hier geht es zunächst um Bodenkacheln aus dem Mittelstreifen des Großen Krankensaals des Hôtel-Dieu. Es handelt es sich um eine mehr als hundertfache, absolut einmalige Huldigung. Seit Generationen und Genrationen wird jeder Besucher wieder und wieder mit dem Empfinden Nicolas Rolins für seine viel jüngere Ehefrau Guigone de Salins konfrontiert.

Fußbodenkacheln im Großen Krankensaal

Jeweils vier Kacheln fügen sich zu dem Hauptmotiv zusammen. In der Ringform wiederholt sich vierfach eine Wort-Bild-Kombination. „Seule“ und ein Stern sind zu entschlüsseln als „Seule étoile“, als „einziger Stern“. Damit wendet sich Rolin ununterbrochen und unabsehbar lange an seine Frau. Reinhold Würth tut das in ähnlich huldigender Absicht heute bei seinem Carmen Würth Forum in Künzelsau. Rolin platziert in der Mitte jedes Rings noch die Initialen von sich und Guigone. „N“ und „G“ sind durch einen Eichenzweig miteinander verbunden. Eichenlaub füllt auch die Eckzwickel. Die Eiche symbolisiert Stärke, langes Leben, ja Unsterblichkeit sowie Treue. Manches davon mag sich Rolin für seine Ehe gewünscht haben, manches auch der Kranke, der die Kacheln sah und betrat.

Ein langes Leben haben inzwischen zumindest diese Bodenkacheln. Seit nunmehr rund 570 Jahren bezeugen sie eine offenbar große Liebe.

Verschmelzung der Initialen

Auch in der Kapelle bejubelt Rolin seine Frau in ähnlicher Art wie im Krankensaal. Hier erscheinen dutzendfach ihre direkt miteinander verschlungenen Initialen N und G. Sie wirken damit wie ein Monogramm eines einzigen Namens.

Die Buchstabenpaare stehen im Wechsel mit einer Vogeldarstellung, darunter wie gewohnt das Wort „Seulle“ und  der Stern – also der Hinweis, dass Sie sein „einziger Stern“ ist.

Als wäre es mit diesem mehrhundertfachen Liebesbeweis noch nicht genug, findet er sich auch mehrere Dutzend Mal auf einem Wandbehang. In der Mitte wie bei Rogier van der Weyden der Hl. Antonius mit Glöckchen, Krücke und kleinem Schwein. Seitlich von ihm und oben in den Ecken erkennt man das Wappen von Guigone de Salins. Hier ist auch besser als bei der Wandmalerei zu erkennen, um welchen Vogel es sich handelt, der im Wechsel mit dem Initialenpaar auftritt. Es ist die Turteltaube, uraltes Symbol dauernder Liebe.

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1462 zieht Guigone de Salins in das Hôtel-Dieu, das ihr noch heute Bewunderung zollt. Ein Burgunder von einem der Stiftung gehörenden Weinberg trägt derzeit ihren Namen.

Ein OP-Saal des 17. Jahrhunderts und zugehöriges Handwerkszeug

Ein weiterer Raum des Hôtel-Dieu mit nur wenigen Betten ist für begüterte und daher zahlungspflichtige Patienten bestimmt. Hier sieht man ihn in seiner Neuausstattung des 17. Jh. In seiner Mitte, in der Gegenwart der Kranken, wird operiert. Kaum mag man sich die Schmerzensschreie vorstellen und die damalige Hygiene.

Weiterreise in Frankreich

Unterwegs mit Grundnahrungsmitteln in Richtung Dordogne.