Albrecht Adam, Vollblutaraber im Pferdeatelier II – Detail von folgendem Bild, aufgenommen im Depot und hinter Glas.

Besitzer des Schimmels und Auftraggeber dürfte König Maximilian II. Joseph von Bayern sein. Darauf deutet das Monogramm auf der Pferdedecke hin, auf der der Hut des uniformierten Pferdebetreuers liegt. Der Kronprinz Maximilian hatte sich bereits die Vollblutaraber am Münchner Marstall und das vorangehende Atelierbild malen lassen.

Albrecht Adam, Vollblutaraber im Pferdeatelier II – das Meisterwerk im Münchner Stadtmuseum

Albrecht Adam, Im Atelier, 1854, Öl auf Leinwand, u. r. sign. und dat., 60 x 77,5 cm, Sammlung und Foto Stadtmuseum München

Knapp 20 Jahre nach dem thematisch verwandten Bild in Berlin hält der Endsechziger eine weitere ungewöhnliche Ateliersituation fest. Ein Ausschnitt des berühmten Gemäldes dient Ulrike von Hase-Schmundt 1981 als Umschlagmotiv für ihren Ausstellungskatalog zu Albrecht Adam und seiner Familie. Hinter dem Vater stehen die Söhne Franz (1815-1866) und Benno (1812-1892), während Eugen (1817-1880) sitzt und den edlen Araber skizziert. 

Im Atelier sind nicht nur halbfertige und in Arbeit befindliche Pferdegemälde zu sehen. Ein Schlachtenbild erinnert an Albrechts Anfänge und häufige Haupttätigkeit. Außerdem gibt es im hellen Seitenlicht eine Pferdestatuette, die wir bereits von dem Berliner Atelierbild kennen.

Das Familienquartett zeigt sich zur Zeit seiner allmählichen Auflösung. Dazu passt eine wohl halb ironische Äußerung des Vaters (nach: Hase 1981, 203). Im Übrigen ist es bei uns immer noch so schön wie in wenigen so zahlreichen Familien zu finden ist. Mir geht es nur so wie Napoleon mit seinen Marschällen – ich habe meine Kinder zu groß werden lassen.

Rückblick des alten Künstlers

Anders klingt es in den Erinnerungen Adams (2018, 294): „Ein frohes Zusammenleben brachte bald Wohlstand in das Haus; wo Fleiß und Eintracht wohnt und alle von der Natur verliehenen Kräfte in geregelte Thätigkeit gesetzt sind, fehlt auch der Segen nicht. – Unsere Werke waren so gesucht, daß selten ein vollendetes Bild ohne eine Bestimmung im Atelier gefunden werden konnte. Sie breiteten sich in ganz Deutschland aus und gingen nach Frankreich, England und Rußland, schließlich auch nach Amerika. Bisweilen, aber nicht immer, arbeiteten meine Söhne mit an meinen Werken – ein Umstand, welcher mir in späteren Zeiten oft sehr übel gedeutet wurde, besonders von Künstlern. Da aber meine Söhne sehr talentvoll waren, so schien nach keiner Seite hin viel dabei gewagt. … ich blieb weit entfernt, sie zu meinem Vorteil zu bloßen Werkzeugen zu machen. Stets trachtete ich dahin, ihre Selbständigkeit und eigene Individualität nicht zu gefährden; das hat auch der Erfolg bewiesen. …“

Die goldne Zeit der Adamei

Albrecht Adam, Vollblutaraber im Pferdeatelier II- der heiter-melancholische Rückblick

Benno Adam (?), Die goldne Zeit der AdameiNach der Natur gezeichnet / im Mai 1853, Bleistift, Weißhöhungen, 13,0 x 17,7 cm, Stadtmuseum München

Ein etwas elegischer, biedermeierlicher Blick auf eine Situation, die nicht anhalten wird. In dieser Szene, die wohl Franz Adam vor der Staffelei zeigt, findet die Wohn- und Arbeitsgemeinschaft der Großfamilie Adam einen verschmitzten Ausdruck. Längst sind die Adams eine allgemein anerkannte Gemeinschaft hervorragender Maler von Pferden und sonstigen Tieren. Hauptgestalt ist hier erneut ein edler Schimmel, gesehen aber mit Humor. Man darf bei dieser Idylle an Spitzweg denken, vielleicht auch an Charlie Chaplin oder Buster Keaton