August Koellner, Königliche Pferde I: ich erlaube mir, eine treffende Bezeichnung von Gudrun Waiditschka für die Pferde des Privatgestüts von König Wilhelm I. von Württemberg zu benutzen. Hier ein Vollblutaraber in Scharnhausen, Radierung, 10,5 x 15,7 cm, bez. Park Scharnhausen und r. nach d. Natur gezeichnet u rad v AKöllner, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2683
Der junge Koellner (1812/13-1906) hat vor 1839, seiner Auswanderung in die USA, nur zwei Graphikserien veröffentlicht. Beide waren bisher unbekannt. 1837 entsteht „Studien zu Thieren“ und im Jahr darauf „Pferdestudien aus Weil, Scharnhausen, Kleinhohenheim“, jeweils in der Stuttgarter Kunsthandlung Georg Ebner. Die zweite Radierungsfolge präsentiere ich in zwei Beiträgen. Als erstes zeige ich eine makellose Prachtstute in der Schwebephase des Trab – deutlich zu erkennen an ihrem Schattenbild. Die Landschaft ist nicht getreu wiedergegeben. Bei den Hintergründen lässt Koellner seiner Phantasie meist ziemlich freien Lauf.
August Koellner, Araberstute mit Fohlen bei Scharnhausen, Radierung, 11 x 15,7 cm, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2690
Gewiss sind die Pferde genauestens wiedergegeben, nicht aber die Landschaft. Wie die vorige erinnert sie nur wenig an den Park Scharnhausen oder das Körschtal. Scharnhausen liegt wie die beiden benachbarten Gestütshöfe Weil und Kleinhohenheim in der Nähe von Stuttgart.
August Koellner, Köpfe eines jungen Pferdes und einer Stute, 1838, Radierung, 10,2 x 17 cm, sign. und dat. wie zuvor, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2685
Der junge Pferdeporträtist offenbart in genauester Beobachtung und den Nuancen der Wiedergabe seine Fähigkeiten.
August Koellner, Königl. Privat Gestütte Weil, 1838, Radierung, 14,7 x 17,3 cm, sign. und dat. wie zuvor, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2681
Fünf arabische Stuten, von denen drei neugierig einen Hund betrachten. Dieser biedermeierliche Zug in der Tier- und Pferdedarstellung findet mehr und mehr Anklang.
August Koellner, Pferdekopf im Profil und leicht nach vorne gewendet, Radierung, 10,1 x 16,8 cm, sign. wie zuvor, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2686
Koellner zeigt, wie er beim gleichen Pferdemodell mit unterschiedlicher Helligkeit in der Darstellung umgehen kann.
August Koellner, Weil bei Esslingen, 1837, Radierung, 10,5 x 15,2 cm, sign. und dat. wie zuvor, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2691
Koellner heroisiert die Stute mit Fohlen vor einer Weide- und Hügellandschaft, die nur an das Neckartal bei Weil erinnert.
Nach Ankunft in den USA
August Koellner, Amerikanische Pferde auf der Weide, 1839, Feder über Bleistift, bez. l. u. Washington City north of Capitol 1839, Foto Wikimedia
Die Zeichnung könnte auch in Weil oder Scharnhausen entstanden sein, so sehr steht sie den Werken Koellners aus dem Jahr zuvor nahe. Unmittelbar nach seiner Ankunft in Amerika führt der junge Künstler seine Qualifikation in der sensiblen Darstellung von Pferden vor Augen. Dabei lehnt er sich an die obigen nach rechts gewandten Kopfstudien an.
Augustus Koellner, Werbeblatt, Lithographie, 10 x 14 cm, 1844, sign., Library Company of Philadelphia, Foto Wikimedia
Seit einigen Jahren in den USA und in Philadelphia ansässig, wirbt der erfolgshungrige Künstler selbstbewusst um Aufträge in vielen Sparten. Anders als in Württemberg oder in sonstigen deutschen Regionen vorstellbar, preist er sich an mit sechs Musterdarstellungen. Darüber hinaus bietet er auch Vignetten für Bücher oder Geldscheine bis hin zu Visitenkarten an. Er ist bereit zu Tätigkeiten aller Art zwischen Kunst und Kommerz. Die Kalkulation geht auf. Er wird ein anerkannter und schließlich gut situierter Mann. Mit seinen vielversprechenden Anfängen in und um Stuttgart hätte er auch in Deutschland weit kommen können.