Villandry, eine Art Paradies für Gartenfreunde, ist eine Verbindung von Renaissance-Architektur mit einer einzigartigen Gartenanlage des 20. Jh., die sich an der Renaissance orientiert.
Villandry liegt im Westen von Tours. Seine Schlossanlage ist ein Muß für leidenschaftlichen Gartenfreunde. Alles ist hier phänomenal. Es gibt über eintausend Lindenbäume, über 50 km Buchsbaumhecken und über 100.000 Blüh- und Gemüsepflanzen. Letztere pflanzt man jährlich neu. Die Setzlinge stammen zu 50 % aus eigenen Treibhäusern. Solche Superlative machen fast schwindelig.
Gang in den Schlosshof
Jean le Breton, ein Rat und Staatssekretär von König Franz I., errichtet Schloss Villandry in den 1530er Jahren als eines der letzten Renaissanceschlösser an der Loire. Ein mittelalterlicher Eckturm und die Wassergräben bleiben bestehen. Der Dreiflügelbau ist von ansprechender Form und Dimensionierung. Nach einigen Besitzerwechseln wird im 19. Jh. ein englischer Garten angelegt.
1906 erwirbt der spanische Arzt und Forscher Joaquín Carvallo (1869-1936) das Anwesen dank der Mittel seiner vermögenden amerikanischen Frau Anne Coleman. Nach Beseitigung barocker Zutaten des Schlosses und des englischen Parks legt er einen Renaissancegarten an. Dabei orientiert er sich an den Wiedergaben des Jacques I. du Cerceau von 1576 und an archäologischen Grabungen. Mit den Jahren entsteht das Gartenparadies von Villandry. An ihm arbeiten alle nachfolgenden Carvallos bis heute weiter.
Blicke von oben
Wir folgen der Wanderempfehlung und gehen zunächst auf die Terrassen des 18. Jh., um die drei Gartenparterres auf unterschiedlichen Höhen zu übersehen.
Blick von einem Aussichtspunkt im ansteigenden Waldgelände
Im Wassergarten
Den am höchsten gelegenen, auf optische Ruhe zielenden Wassergarten begrenzt eine Art Kreuzgang aus Linden.
Von dort sieht man auf Teile des Ziergartens mit Buchsbepflanzung.
Dieser Wassergraben trennt die Ziergärten mit Buchs und weiter hinten auf tieferer Ebene den Schlossbereich vom Gemüsegarten.
Abstieg zu den Gemüsegärten
Am Ende des Wassergartens des westlichen Ziergartens steigen wir zum Gemüsegarten hinab.
Villandry beschäftigt 10 hauptamtliche Gärtner. Warum? – Zweimal im Jahr bepflanzt man den Gemüsegarten neu – unter Berücksichtigung des notwendigen Pflanzentauschs und der jeweils gewünschten neuen Farbkonstellationen. Das bedarf einer professionellen, mehrjährigen genauen Vorplanung.
Stamm- und sonstige Rosen tragen zur Gartenpracht entscheidend bei.
Aufstieg im Schloss mit Blicken aus verschiedenen Höhen
Bei dem Rundgang durch das Schloss und dem Aufstieg von Geschoss zu Geschoss bis hinauf zur Turmterrasse bieten sich immer bessere Überblicke. Hier sieht man den schlossbreiten Ziergarten in Richtung Süden.
Mit Salat- und Kohlsorten werden im Sinne de Renaissance faszinierende, ästhetische Muster und Strukturen geschaffen. Sie laden zum Durchwandern in allen Richtungen ein.
Das Gemüse von Villandry ist nicht käuflich. Es geht als Geschenk an Mitarbeiter, Bewohner des Dorfes und Besucher an bestimmten Terminen. Das könnte in Zukunft ein Grund sein, statt auf den hiesigen Wochenmarkt mal kurz nach Villandry zu fahren.
Vier Arten der Liebe, veranschaulicht im Buchsgarten
Der schlossnahe Teil des Buchsgartens will folgende Themen veranschaulichen. Oben rechts die „Zarte Liebe“ mit Herz- und Flammenformen. „Leidenschaftliche Liebe“ vorne rechts spielt auf gebrochene Herzen an wie Bewegungen bei dem provenzalischen Tanz Farandole. „Unbeständige Liebe“ vorne links arbeitet mit Anspielungen auf Schmetterlingsflügel und Fächer. „Tragische Liebe“ oben links schließlich zeigt Formen von Dolchen und Schwertern. Die Farben der noch nicht ganz aufgeblühten Blumen zielen auf Untermalung der jeweilige Situation ab.
Der anregende Gang durch die Schlossräume führt den Lebensstil der Carvallos und ihre Kunstsammlung vor Augen. Die Turmterrasse gewährt auch einen Blick auf den bereits bekannten Wassergraben.
Abschied mit Schlosshof und der Touraine
Von der anderen Seite des Turmes übersieht man den Schlosshof und die Weite der Touraine in Richtung Norden. Im Wasser bei den Brücken erwarten gierige Karpfen Gaben von den Besuchern.
Weiter geht’s mit Azay-le-Rideau.