Albrecht Adam und Adolph von Schaden (1791-1840) sind fast Zeitgenossen. Schaden, zunächst Offizier, dann produktiver Schriftsteller, auch Maler und Journalist, eröffnet seinen Band Artistisches München im Jahre 1835, erschienen 1836, dank des Alphabets mit dem fast 50jährigen Adam.

Ich unterbreche einmal meinen Beitragsstil. Diesmal geht es nicht in erster Linie um eine Werkgruppe. Vielmehr präsentiere ich Textpassagen eines Mannes, der etwas jünger als Adam ist und den Künstler offensichtlich gut kennt. Seine von mir ausgewählten Äußerungen sind sehr aufschlußreich für die generelle Einschätzung des Pferdemalers und seinen Erfolg in der Mitte seiner Schaffensjahre.

Schaden über den 5 Jahre älteren Adam

Der 6-seitige Text beginnt lapidar: „Adam, Albrecht, berühmter Thier- und Schlachtenmaler …“. Gegen Ende heißt es auf Seite 5:

„Die beßten Werke der letzten Zeit, welche von Kennern als die vorzüglichsten dieses Künstlers überhaupt erkannt werden, befinden sich gegenwärtig in der Sammlung des Freiherrn Salomo von Rothschild zu Paris. Überhaupt sind die meisten und vorzüglichsten Bilder dieses Künstlers im Auslande verbreitet.

Außerdem existieren auch viele lithographirte Blätter, theils von ihm selbst, theils von Andern nach seinen Werken gefertigt.“

Deshalb habe ich meinem Beitrag die bereits gezeigte Farblithographie mit französischem Untertitel vorangestellt. Der Text lautet in deutsch: BAIRAKTAR, Arabischer Hengst der Rasse Saklavy Djedran, silbergrau, im Gestüt von Weil bei Stuttgart. Gemalt nach der Natur von A. Albrecht 1830. Gezeichnet und gedruckt von G. Küstner. Colorirt v. J. Renz in Stuttgart. Blatt 48 x 57,5 cm, Bild 40 x 50 cm, Foto Wikimedia.

Albrecht Adam, Der braune Araberhengst, 1828, Öl auf Leinwand, 39 x 46 cm,, u. r. sign. und dat., Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum, PNM 943. Das Foto ist wegen des spiegelnden Firnisses leicht beschnitten, ohne dass dadurch die Aussage der Darstellung beeinträchtigt wird. Solch exquisite Pferdebildnisse ebnen Adam den Weg nach Württemberg. Im Jahr darauf erfolgt der kgl. Ruf aus Stuttgart.

Rückseite des Bildes: Anglo Arabian / Geb 1825 / vom Little John a. e. Timekeeper St.

Schadens abschließende Bewertung

Adolph von Schaden beschließt seinen Text zu Adam auf Seite 5 f. mit folgendem Absatz:

„Es dürfte wohl wenige Künstler geben, die sich dem ausschließlichen Studium der Pferde, besonders nach ihren verschiedenen Racen, mit solchem Fleiße gewidmet haben, als Adam. Er hat daher auch als Pferdemaler einen europäischen Ruf. Er weiß die Eigenthümlichkeiten und Formen dieser Thiergattung mit Sicherheit zu geben. Die Korrektheit der Zeichnung, die wohlberechnete Haltung des Ganzen, die Harmonie und Klarheit der Farben, die breite Behandlung bis zu den Beiwerken herab, geben ein vollendetes Bild. Größtentheils sind seine gelungensten Arbeiten auch die schwierigsten, worin er sich am meisten gefällt. Das Pferd in seiner gereizten Natur, in seiner angestrengtesten Kraftäußerung im Schlachtgewühle, sich mühend vor dem Pfluge, am belasteten Wagen, darzustellen, gab ihm manchen Stoff, seine Kräfte nicht nur in Schilderungen der mannigfaltigsten und schwierigsten Stellungen dieses Thieres zu versuchen, sondern auch das dabei nach außen strebende Leben, den in alle Formen sich ergießenden Charakter zu entwickeln, und somit den Werken Interesse, d. i. Wahrheit und Bedeutung zu geben. Voll Feuer, Wahrheit und Leben sind auch seine Schlachtgemälde.“