Albrecht Adam, Kesling zu Pferd: Bayerns Kgl. Oberststallmeister, Detail von folgendem. In seiner Selbstbiographie erinnert sich Adam (2018, 38) an Kesling. „Dieser Herr, welcher zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Hofes gehörte, war von großem Einflusse, da der König ihn ganz besonders liebte und ihm großes Vertrauen schenkte. Kesling, ein ganz feiner Hofmann von den liebenswürdigsten Manieren, war der beste Reiter seiner Zeit. Er hatte sich in der guten Schule von Versailles in der höheren Reitkunst ausgebildet, wobei ihm seine schöne, schlanke, ganz für einen Reiter gebaute Gestalt und seine Kenntnisse sehr zu Statten kamen.“

Albrecht Adam, Karl Ludwig Philipp Freiherr Kesling von Bergen im Reitsaal des alten Turniergebäudes. Entstanden wohl 1810-15, ist die große Zeichnung ausgeführt in Bleistift und schwarzer Feder, 44,3 x 44,3 cm, u. l. spätere Beschriftung, u. r. Initialen des Künstlers, Stadtmuseum München, A 308

1807-08 und erst seit kurzem in München, findet der junge Adam in Kesling (1763-1843) bald einen großen Förderer: gewissermaßen einen Vorläufer von Prinz Eugène de Beauharnais. Erfreut über „einige Pferdekenntniß“, gestattet Kesling dem Neuankömmling, sich „Pferde aus dem königl. Marstall in den Nachmittagsstunden in die Reitschule bringen zu lassen und darnach zu studiren.“ Neben Aufträgen von Pferdeporträts für den König vermittelt Kesling dem angehenden Pferdemaler auch „gründlichen Unterricht im Reiten“, wobei, wie Adam schreibt, seine Leidenschaft für Pferde und Reiterei mit jedem Tag wächst. „Die Reitschule war nun nach der Gallerie für mich der wichtigste Ort; ich brachte viele Zeit dort zu und zeichnete fleißig, während geritten wurde.“ Genau das zeigt dieses Blatt. Es ist auch aus architekturhistorischer Sicht von Bedeutung, weil es eine Vorstellung vom Reitsaal des 1822 abgebrochenen Turniergebäudes vermittelt.

Albrecht Adam, Kesling zu Pferd im Englischen Garten – wohl eine Reihe von Jahren später

Albrecht Adam, Kesling zu Pferd, Lithographie Stadtmuseum München

„Nach dem Leben gemalt u. auf Stein gez. von Albr. Adam“ und „Die Landschaft gez. von Lebschee“, „Gedruckt. von Ios. Lacroix“, Blatt 58,9 x 46,1 cm, Bild 49,3 x 43,1 cm, Stadtmuseum München, GM II/1420.

Nach einem annähernd gleich großen Gemälde (Hase 1981, Nr. und Abb. 119) von Adam selbst lithographiert, wobei die Landschaft der junge Carl August Lebschée (1800-1877) übernimmt. Ab den späten 1820er Jahren überträgt Adam das Lithographieren häufig seinen heranwachsenden Söhnen, vor allem Franz Adam.

Die Szene spielt im Englischen Garten. In der Ferne sieht man das Turmpaar der Frauenkirche. Unmittelbare Vorstufe für Pferd und Reiter ist die obige Zeichnung. Die Haltung der Rechten mit der Gerte ist geändert. Die Linke hält die Zügel lockerer, worauf der Eindruck größerer Leichtigkeit in der Bewegung basiert. Auch ist die vordere Beinstellung des Hengstes verbessert. Alles in allem: ein frühes Meisterwerk der Druckgraphik Adams. Daran kann er mit seinen Darstellungen ab 1829 in Stuttgart anknüpfen.

Laut Hase (1981, 165) ist das graphische Blatt 1821 entstanden. Wenn das zutrifft, dürfte die Zeichnung früher als bisher angenommen („1815-20“) entstanden sein. Denn sie zeigt Kesling in viel jüngerem Alter. Damit wäre sie zu Adams frühen Münchner Werken zu rechnen. Ich datiere sie in die Jahre 1810-15.