August Koellner, Studien von Tieren, 1837: Pferdekopf, 9,5 x 9,5 cm, bez. AK fec Stuttgart b G Ebner, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2697

August Koellner in Amerika (auch Köllner oder Kollner, 1812/13-1906, seit 1839 in den USA) ist eine Trouvaille in Schloss Fachsenfeld. Die Suche nach Koellners Anfängen führt nach Stuttgart. Ich zeige von seinem 1. Radierungszyklus mit 10 Blatt aus dem Jahr 1837 die fünf Pferdedarstellungen. Daneben gibt es fünf Studien von Rindern und Ziegen.

Ort und Jahr von Koellners Geburt werden unterschiedlich angegeben. Einmal heißt es, er sei 1813 in Düsseldorf geboren, dann 1812 in Württemberg. Auch findet sich in der Datenbank findagrave.com das Geburtsdatum 9. März 1812. Laut gleicher Quelle heiratet er 1843 in Philadelphia Mary Margaretha Sheek (1822-1899), „daughter of Godfrey and Frederika Sheek, natives of Wurttemberg“. Von ihren sieben Kindern überleben drei. – Recherchen im Stuttgarter Stadtarchiv und im Hauptstaatsarchiv haben zu keinen Ergebnissen geführt. Koellners Name oder der seiner Eltern erscheinen nicht in den Adressverzeichnissen der Stadt. Auch taucht er nicht in den Auswanderungsanträgen auf. 

Doch August Koellner ist bereits 1828 mit 16 Jahren in der Stuttgarter Kunsthandlung Georg Ebner beschäftigt. Und bei Ebner erscheinen 1837 seine radierten „Studien von Thieren“ sowie 1837/38 „Pferdestudien aus Weil, Scharnhausen, Kleinhohenheim“. Diese bisher nicht beachteten Radierungen haben sich in der Staatsgalerie Stuttgart finden lassen. 

August Koellner, Studien von Tieren, 1837, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung

August Koellner, Altes aufgezäumtes Zugpferd mit Kummet, Radierung, 13,3 x 17,4 cm, u. r. in winziger Schrift bez. nach der Natur gez u in Stahl rad v A. Koellner 1836, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2694. Nach der sensiblen Wiedergabe des edlen Kopfes eines Arbeitspferdes zeigt Koellner hier ein besonderes Empfinden für die stark belastete Kreatur.

Koellners erste Radierungsfolge wird angekündigt im Schwäbischen Merkur am 12.9.1837 (frdl. Hinweis Sabine Schrag, Stadtarchiv Stuttgart): „Studien von Thieren, nach dem Leben gezeichnet und radirt von August Köllner. Enthaltend zehn Blätter in Umschlag. Groß quer Quartformat. Preis 1 fl. 30 kr.“

August Koellner, Pferd von hinten, Radierung, 13 x 17,3 cm, bez. im Stil wie zuvor, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2698

Ausdrucksvolle Tierporträts

August Koellner, Studien von Tieren, 1837, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung

August Koellner, Eselskopf und Pferdekopf, Radierung, 8,5 x 12,1 cm, bez. im Stil wie zuvor, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2699

Koellner will wohl zeigen, dass er das Zeug zum Pferdeporträtisten hat.

August Koellner, Studien von Tieren, 1837, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung

August Koellner, Mageres Pferd schräg von vorne, Radierung, 13,2 x 17,2 cm, bez. im Stil wie zuvor, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2696

August Koellner, Studien von Tieren, 1837, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung

August Koellner, Zugpferd mit Kummet und Sattel, Radierung, 12,5 x 17,2 cm, bez. im Stil wie zuvor, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, An 2701

Auch Albrecht Adam hat sich nicht nur edlen Araberpferden zugewandt, sondern in seinem Hamburger Zeichnungsensemble speziell Alltagssituationen von Pferden in Stuttgart und Umgebung. Vielleicht hat das Koellner mitbekommen und folgt seinem Beispiel. Jeweils ist eine tiefe Verbundenheit mit den Tieren zu spüren. Zudem sind solche Studien gute Übungen für Auge und Hand.

Juli 1839: Koellner in Washington

August Koellner, In Washington City, Juli 1839, Feder in Braun, u. l. dat., Washington D. C., Library of Congress, Foto Wikimedia

Kaum in den USA und in Washington angekommen, präsentiert sich Koellner als Künstler mit der Wiedergabe einer Alltagsszene. Magere und matte Pferde, wie er sie zwei Jahre zuvor auch in Stuttgart festgehalten hat, stehen vor einem einachsigen Karren. Ein Händler bietet beflissen seine Ware an, die ältere Frau mit Geldsäckchen wirkt unzufrieden. Neben ihr eine junge Hübsche mit Sonnenschirm. – Washington stellt man sich auch im 19. Jh. eigentlich etwas anders vor. Noch ist es aber ein ländlicher Ort mit gut 20.000 Einwohnern. Links kräht ein Hahn.