CORONA überall – eine gescheiterte Weihnachtsreise und der „Hauch der Kunst

Kurzfassung einer lange geplanten Weihnachtsreise zu Kindern und Enkeln in Berlin und bei Hamburg:

18.12. mit ICE nach Berlin + vorsichtiger Umgang mit Enkeln, 8 und 10.

19.12.: nach Alter Nationalgalerie und Humboldt Forum Umgang mit Nachwuchs wie tags zuvor – mit einer Ausnahme: ruhiges Spiel am Kindertisch – das könnte des Übels Ursprung sein und das Weitere ausgelöst haben.

20.12.: 10jähriger Corona positiv – seitdem kein direkter Kontakt mehr mit seiner Familie, wie schade!

22.12.: nach negativem Schnelltest-Ergebnis am 20.12. nun positiv getestet, ebenso 8 jährige positiv. Ende aller Weihnachtspläne.

23.12.: Keine Zugfahrt mehr möglich, ebenso wenig  Quarantäne in Berlin vorstellbar. Deshalb Rückfahrt im PKW des Münchner Sohnes, der den Fahrerbereich seines Wagens mit festgeklebter Folie so perfekt abdichtet, dass die Folie sich nach hinten bläht. Wir Alten sitzen im Kalten während der Fahrt in einem Rutsch. Abends  wieder glücklich in den eigenen Wänden.

24.12.: PCR-Test wie erwartet positiv – Quarantäne-Start.

Bin ich nach dreifacher Impfung auch nicht in schlimmem Zustand, so doch physisch und psychisch zunächst ziemlich labil. Salben lindern Rückenschmerzen, aber mehr vermögen sie nicht. Was hilft wirklich? Beschäftigung mit Kunst! Diesmal mit der sanierten Neuen Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe. Davon bald mehr.

Nicht wir befassen uns eigentlich mit Kunst, sondern sie sich mit uns. Kunst spricht uns an. Sofern wir uns dafür bereit machen. Durch innere und auch äußere Ruhe und Offenheit. Das ist immer wieder ein beglückendes Erlebnis und eine Jahrzehnte lange Erfahrung. Die kurze, aber intensive Auseinandersetzung mit Mies van der Rohe und Alexander Calder in Berlin schenkt mir zuhause ein erstmaliges Wohlbefinden seit der Corona-Erkrankung. Ja, ich meine sogar, die heilende Wirkung von Kunst direkt zu spüren. In eine ähnliche Richtung geht auch schon ein Konzerterlebnis am Weihnachtsabend in unserer erzwungenen Abgeschiedenheit.

Häusliche Quarantäne in Stuttgart

Esstisch in Corona-Quarantäne: von gut 80 cm wie für Gäste auf das Doppelte verbreitert, beträgt die Distanz zwischen uns nun ca. 2 m. Nur fehlt uns eine breitspurige Märklin-Eisenbahn, um Salz, Marmeladen usw. zu transportieren.

Alles fluchtet in die Tiefe bei solchen Distanzen, aber wir erkennen uns noch ohne Brille. Toast lässt sich auf Brotmessers Klinge weit reichen, sofern man ihn nicht werfen will.

Quarantäne in einem Haus von 1912: wie es sich gehört, selbst beim Dank an Tochter und Enkelin, die am 1. Weihnachtstag ein üppiges Essen vorbeibringen, wird zwischen uns und ihnen die gebotene Distanz eingehalten.

Der liebe „Lieferdienst“: Tochter Simone de Picciotto mit Enkelin Antonia, von der voriges Foto stammt.

Vom heilenden „Hauch der Kunst“ ist auch die Rede im Westen von Sizilien. Dort hat 1968 ein Erdbeben das uralte Dorf Gibellina zerstört. Als einzigartiges Kunstwerk lebt es weiter. Auf einer der beiden erhaltenen Hausruinen steht: „COSA SAREBBE L’UOMO SENZA IL SOFFFIO RIGENERATORE DELL‘ ARTE ?“ – „Was wäre der Mensch ohne den wiederbelebenden Hauch der KUNST?“