Port de Valldemossa bis S’Estaca-Bucht – ein stiller Privatweg über der Küste mit wenigen, unbewohnt wirkenden Villen und traumhaften Ausblicken.
Der Wanderweg führt oberhalb von Port de Valldemossa bis zu einer Minibucht namens Cala S’Estaca. Er liegt auf dem Küstenareal von etwa 16 mal 10 km, das Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich-Toskana (1847-1915) erwarb. Im Alter von 20 Jahren hat der reiselustige junge Mann Mallorca für sich entdeckt. Drei Jahre später wurde die Insel zu seinem Lebensort. Ludwig Salvator wurde der große Erforscher Mallorcas sowie Entdecker der Serra de Tramuntana zwischen Valldemossa und Deià. Diesen Bereich erschloss er durch Reit- und Wanderwege. Und er ließ die berühmten Miradores/Aussichtspunkte anlegen. Fast Fridays for Future-mäßig mutet sein Verbot an, auf seinem Land keine Bäume ohne seine Erlaubnis zu fällen noch Tiere zu jagen. Auch jetzt noch ist dieser Wissenschaftler und aristokratische Eigenbrötler als Arxiduc Lluis Salvador auf der Insel hochverehrt. Sein Hauptwerk „Die Balearen“ erschien in 7 Prachtbänden zwischen 1869 und 1891 und ist bis heute unübertroffen.
Abfahrt Richtung Port de Valldemossa
Von dem Hochplateau Valldemossas geht es 400 m hinab zum Meer. Die gut 5 km lange Abfahrtsstrecke ist mehr als abenteuerlich und nichts für ängstliche Gemüter. Die Serpentinenfolge und Blicke hinab über niedrige Gemäuer, sofern vorhanden, sind oft schwindelerregend. Die Straßenbreite und Haarnadelkurven erlauben Bussen oder Lastwagen keine Benutzung. Auch SUVs oder sonstige große PKWs haben Schwierigkeiten. Ein Fiat 500 dagegen ist ideal, aber auch damit muss man auf der stellenweise einspurigen Strecke ab und zu zurückstoßen. Die Tour ist für Fahrer eher verkraftbar als für Beifahrer, die dauernd in die Tiefe schauen können.
Ein Blick hinab auf Port de Valldemossa mit seinen wenigen Häusern und einem kleinen Café/Restaurant. Für uns geht es kurz zuvor zu Fuß rechts ab.
Blicke vom Küstenweg
Neben der schmalen Privatstraße genießen selbst Ziegen die Entspannung.
Der Junggeselle Lluis Salvador hat seinen mallorquinischen Besitz seinem Sekretär vermacht. Auch jetzt ist noch alles in privater Hand, z. T. sogar von Nachfahren dieses Sekretärs. Wegerecht besteht aber für Wanderer. Bei Toren, die Straßenabschnitte verschließen, gibt es für Fußgänger seitlich fest installierte Leitern, um über die Zäune zu steigen. Das trifft man in der ganzen Region an, wenn Privatbesitz und alte Wegerechte aufeinandertreffen.
Ein Blick nach SW in Richtung Port des Canonge und Banyalbufar.
Das schönste Landgut mit Namen S’Estaca ließ der Erzherzog für seine früh verstorbene Geliebte Catalina Homar (1869-1905), Tochter eines Tischlers, in liparisch geprägtem Stil erbauen. Das prachtvolle Anwesen gehört seit langem dem Schauspieler Michael Douglas.
Hinweis für etwas Betuchtere: der Besitz soll zum Verkauf stehen – Preis angeblich 50 Mio. Dollar, aber verhandelbar. Für Leute, die sich sonst nichts gönnen.
Abstieg nach Cala S’Estaca
Nach einigen Kilometern steigt man bald nach dem halbversteckten Hubschrauber-Landeplatz von Michael Douglas zum Meer hinab und kommt nach Cala S‘Estaca. Es ist der zweite, noch kleinere und halb versteckte ehem. Fischerhafen von Valldemossa. Erst seit kurzem verfügt er über Wasser und Strom.
Winzige Behausungen ducken sich an den felsigen Hang und sind z. T. in ihn hineingebaut. Während der Woche unbewohnt, dienen sie nun Einheimischen zu Ferienzwecken. „Schiffsgaragen“ schützen kleine Boote im Winter und bei Sturm. Die einzigen Menschen außer uns kamen kurz auf dem Wasserweg vorbei, ohne auszusteigen. Für Wanderer gibt es nicht einmal einen Wasserhahn, von Café con Leche ganz zu schweigen.
Schützendes Geländer, das deutschen Bauvorschriften nicht so ganz genügt.
Behaglichkeit am Meer auf einfachstem, aber wunderbarem Niveau. Den Weg hinauf von Cala S‘ Estaca hat Lluis Salvador anlegen lassen, auch um den Fischern das Schleppen ihrer Meeresbeute zu erleichtern. Ideal war das zuletzt in der Nachkriegszeit für ortskundige Schmuggler.