Albrecht Adam, Napoleon vor Regensburg III: der Feldherr zu Pferd. Der Ausschnitt des Gemäldes in Hannover links, der in Regensburg rechts: Napoleon auf seinem damaligen Vollblutaraber ALI. Die Unterschiede bei Pferd und Reiter sind minimal und beschränken sich auf den Grad der Ausführung. Die Satteldecke links ist eher skizziert. Entscheidend für die Gesamtwirkung aber ist, dass der Feldherr einmal weitgehend vor dem Schlachtfeld, rechts dagegen höher und vor dem Himmelsraum erscheint.
Auch bei Napoleon selbst sind die Abweichungen geringfügig, z. B. bei den Orden. Die Regensburg-Fassung rechts ist deutlich weiter ausgearbeitet. Merkwürdig ist aber etwas bei beiden Bildern: Adam muss sich zunächst an einen entschieden fülligeren Napoleon erinnert haben. Aus welchen Gründen auch immer – eigene Einsicht oder auf Wunsch des Auftraggebers: Napoleon wird nachträglich verschlankt, auch auf den bereits gezeigten Fassungen im Kunsthandel und in Ingolstadt. Daraus folgt, dass Adam sämtliche Gemälde Napoleons im Jahr 1840 nebeneinander im Atelier hatte. Also fast eine Serie ausführte, nicht gerade wie Andy Warhol mit Marylin Monroe, aber doch etwas ähnlich. Woher kommt 1840 wohl dieses Interesse?
Wie ich zur Behauptung einer generellen Verschlankung Napoleons komme, zeigt deutlicher das nächste Bild.
Pentimenti – Reuezüge
Die Detailaufnahme der Hannoveraner Fassung offenbart im Rücken Napoleons deutlich sog. Pentimenti. Das ist die Bezeichnung für „Reuezüge“ (ital. Pentimento = Reue), d. h. für Korrekturen, mit denen ein Künstler während oder nach der Arbeit bestimmte Bereiche korrigiert. Hier ist das sehr leicht zu erkennen im Rückenbereich vom Kragen hinab bis zur Satteldecke. Adam dehnt dort munter Bereiche von Himmel, Rauch und Reitern zugunsten von Napoleons geringerem Körpervolumen aus.
Zugleich zeigen die nachdenklichen, fast etwas bedrückt wirkenden Gesichtszüge, dass der Künstler damit bereits lange vor 1840 seinen persönlichen, dauerhaft wiederkehrenden Prototyp des Feldherrn gefunden hat.