Beauregard ist ein Schlösschen bei Blois in einem schönen weitläufigen Park. Es besitzt eine einzigartige Galerie von Berühmtheiten. Leider findet sich auch ein Zeugnis deutscher Besatzung.

Mit dem Rad leicht zu erreichen, liegt das kleine Schloss Beauregard/Schönblick auf halbem Weg von Cheverny nach Blois. Zunächst ist es Jagdsitz von König Franz I.. Später kauft es der Humanist Jean du Thier, Staatssekretär von dessen Sohn Heinrich II..

Ein kleines Schloss in Privatbesitz

Beauregard, ein Schlösschen bei Blois

Thier errichtet um 1550 einen Neubau, der nur z. T. erhalten ist. Der Renaissancecharakter ist durch Dachgauben u.a. leicht verändert. Das Schloss war immer bewohnt. Heute gehört es den Grafen Chevron du Pavillon. Man fragt sich, wie die Familie bei den wenigen Besuchern eine solche Anlage zu erhalten ist.

Beauregard, ein Schlösschen bei Blois

Die weltbekannte Galerie der Berühmtheiten

Schloss Beauregard Berühmtheitengalerie

Die Hauptattraktion und weltweit einzigartig ist die Galerie des Illustres, die Berühmtheitengalerie. 1617 erwirbt Paul Ardier das Schloss, der frühere Schatzmeister von Heinrich IV.. Den Salon im 1. Geschoss lässt er mit 327 Porträts schmücken. Dargestellt sind französische Herrscher seit dem 14. Jh. und ihre Schlüsselfiguren. Auch Persönlichkeiten anderer Länder sind vertreten. Die Malereien an der Decke und der Wandvertäfelung sind von besonderer Qualität. Einmalig ist auch der Boden. Er besteht aus 5.600 handgemalten Delfter Kacheln. Sie veranschaulichen einem militärischen Aufmarsch des 16. Jh..

Ein weiträumiges Park- und Waldareal

Beauregard Park Erinnerung an 2 Generäle von Stülpnagel im 2. Weltkrieg

Etwas nachdenklich sind wir in dem weiträumigen, englisch gestalteten Park unterwegs. Denn in der Porträtgalerie sahen wir eine DIN A4-große militärische Anordnung, unterzeichnet mit „v. Stülpnagel“. Leider versäumte ich ein Foto davon zu machen. Auf dem Blatt wird kurz der historischen Rang des Schlosses hervorgehoben und deshalb jegliches Betreten verboten.

Diese verantwortungsvolle Maßnahme im Sinne des Denkmalschutzes stammt aus der Zeit des Dritten Reichs. Sie hat in einem ehem. besetzten Land auch nach vielen Jahrzehnten noch einen mehr als bitteren Beigeschmack. Denn sie tröstet nicht über anderes Verhalten deutscher Truppen im 2. Weltkrieg an der Loire und sonst in Frankreich hinweg.

Von wem stammt die Anordnung? Der Befehl kann nur von zwei hohen Militärs aus einer uckermärkischen Familie unterzeichnet sein.

Otto von Stülpnagel (1878-1948) war 1940-42 „Militärbefehlshaber Frankreich“. 1948 erwartet ihn in Paris eine Verurteilung wegen seiner Kriegsverbrechen. Zuvor begeht er Selbstmord.

Ihm folgend, übernimmt 1942 erneut ein Stülpnagel seine Funktion, der entfernt verwandte Carl-Heinrich von Stülpnagel (1886-1944). Dieser war an der Verschwörung des 20. Juli gegen Hitler beteiligt. Als sie scheitert, versucht er sich zu erschießen. Dabei erblindet er. Am 30. August 1944 findet in Berlin seine Hinrichtung statt.

Auch im heutigen friedlichen Zusammenleben mit Frankreich darf und muss man sich solcher Vergangenheit erinnern, um nie wieder in frühere Positionen zu verfallen.