Blaues Land und Blauer Reiter gehören zusammen. Franz Marc (1880-1916) und Wassily Kandinsky (1866-1944) lernten sich Anfang 1911 kennen. Bald waren sie enge Freunde. Wechselseitig trafen sie sich in Sindelsdorf und Murnau. Noch im gleichen Jahr entwickelten sie gemeinsam die Idee und den Almanach „Der Blaue Reiter“.
Wassily Kandinsky, Murnau – Blick aus dem Fenster des Griesbräu, 1908, München, Lenbachhaus, wo sich dank der Schenkung von Gabriele Münter seit 1957 der größte Bestand des Blauen Reiters befindet.
Franz Marc, Blaues Pferd I, 1911, München, Lenbachhaus. Es handelt sich um ein Schlüsselwerk des Künstlers und des Lenbachhauses, speziell in der aktuellen, anregenden Neupräsentation „Gruppendynamik – Der Blaue Reiter“.
Das scheinbar nachdenkliche Pferd war im Jahr 2000 auch ein Höhepunkt in meiner Franz Marc-Ausstellung der Staatsgalerie Stuttgart.
Wassily Kandinsky, Entwurf zum Blauen Reiter, 1911, München, Lenbachhaus. Diese Bildidee zum geplanten Almanach zeigt einen Schimmel mit einer grünen Rückenfigur, die ihr blaues Haar in den Wind hält. Das Blatt besitzt den gleichen Charme wie die Möbelmalereien im Russenhaus, in dem es auch entstand.
Blaue, männlich ernste Pferde und eine gelbe, weiblich heitere Kuh
Während der Planungszeit des Blauen Reiters waren die beiden Freunde und Künstler äußerst aktiv. Nach dem gezeigten „Blauen Pferd I“ entwickelte Franz Marc 1911 auch erstmals seine kompakte Dreiergruppe der „Blauen Pferde“, heute in der Staatsgalerie Stuttgart. Das war der Startpunkt einer Reihe von Meisterwerken.
Wassily Kandinsky, Entwurf zum Blauen Reiter, München, Lenbachhaus. Damit fand er fast schon zur endgültigen Form.
Um mich nicht weiter auszubreiten, zitiere ich nur die bekannte, saloppe Äußerung von Kandinsky:
„Den Namen ‚Der Blaue Reiter‘ erfanden wir am Kaffeetisch in der Gartenlaube in Sindelsdorf; beide liebten wir Blau, Marc – Pferde, ich – Reiter. So kam der Name von selbst. Und der märchenhafte Kaffee von Frau Maria Marc mundete uns noch besser.“
Franz Marc, Kühe, gelb, rot, blau, 1911, München, Lenbachhaus. Ohne direkten Bezug zum Blauen Reiter, entstanden aber im Blauen Land, setze ich dieses Werk bewusst ans Ende dieser kleinen Reihe mit Bildern aus Bayern. Der Übermut, die Lebensfreude dieser Kuh und die kühne Gestaltung der Komposition taugen gut zum Abschluss schöner Tage in unserem Nachbarland. Zumal, weil auch bei mir glückliche Kühe eine zentrale Rolle spielen.
Ich schließe mit zwei Zitaten. Am 12. Dezember 1910 hatte Franz Marc an seinen Freund August Macke geschrieben: „Gelb ist das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich.“ Und der Dichter Theodor Däubler sagte über die Gelbe Kuh: „Sie trägt einen Tropfen Sonne in der Seele.“