Prinz Eugène de Beauharnais: Detail aus folgendem. Ein Brautpaar besiegelt den Bund der Ehe durch Händedruck.

Hier komme ich auf eine Schlüsselfigur im Werdegang von Albrecht Adam zurück. Dies geschieht wegen zufällig in Regensburg und München gefundener Lebenszeugnisse von Eugène de Beauharnais. Der Prinz ernennt Adam 1809 zu seinem Hofmaler, weshalb der Künstler ihm als Vizekönig Italiens nach Mailand folgt. In der 2. Hälfte 1812 nimmt auch Adam als künstlerischer Berichterstatter am Russlandfeldzug teil. Dabei erlebt er den jungen Prinzen Eugène als bewundernswerten Feldherrn.

Eheschließung 1806 in der Münchner Residenz

Prinz Eugène de Beauharnais bei der Ziviltrauung 1806 in München

François-Guillaume Ménageot, Ziviltrauung von Prinz Eugène de Beauharnais und Prinzessin Auguste Amalie von Bayern, 1806, Detail, Château des Versailles. Die Fotos entstanden nach der Videowiedergabe in Regensburg, Haus der Bayerischen Geschichte.

Napoleons Heiratspolitik zielt ab auf die Verknüpfung seiner Familie mit den Fürstenhäusern Europas. Nur zwei Wochen nachdem er Bayern zum Königreich erhoben hat, wird eine Gegenleistung erfüllt. Sein Stief- und Adoptivsohn Eugène (1781-1824) heiratet am 13. Januar 1806 die 17jährige bayerische Prinzessin Auguste Amalie (1788-1851). Sie ist die Tochter des zum König avancierten Maximilian I. Joseph. Bei der Trauung in der Münchner Residenz sitzen die Elternpaare der Brautleute gemeinsam auf einem Podest. Den vordersten Platz nimmt Napoleon ein, gefolgt von seiner 1. Gemahlin Joséphine de Beauharnais, der Mutter des Bräutigams. Dahinter König Maximilian I. Joseph (1756-1825) und seine 2. Gemahlin Karoline Friederike Wilhelmine geb. Prinzessin von Baden (1776-1841), Stiefmutter der Braut.

Die junge und als bildschön geltende Prinzessin Auguste Amalie hatte sich entschieden gegen diese politisch ausgehandelte Heirat gesträubt. Schließlich muss sie sich aber der Staatsraison beugen. Nach der Eheschließung entsteht unerwartet eine lebenslange Liebesbeziehung. Aus der glücklichen Ehe gehen sieben Kinder hervor. Nicht nur das Elternpaar, auch ihr jüngster Sohn Maximilian (1817-1852) wird Albrecht Adam mit Aufträgen versorgen. 

Beauharnais ist seit 1805 Vizekönig von Italien. Nach Napoleons Niedergang emigriert das Paar 1814 von dort nach München. 1817 wird Eugène von seinem Schwiegervater der Titel eines Herzogs von Leuchtenberg und Fürsten von Eichstätt verliehen.

Prinz Eugène de Beauharnais im brennenden Moskau, Aquarell von Albrecht Adam

Albrecht Adam, Prinz Eugène de Beauharnais zu Pferd im brennenden Moskau, September/Oktober 1812, Stadtmuseum München, A 89 

Vgl. meinen Beitrag im Kontext des Russlandfeldzuges

Fürstliche Kutschen in Schloss Nymphenburg

Prinz Eugène de Beauharnais, Gala-Berline, 1809/10

Zufällig besuchte ich das Marstallmuseum von Schloss Nymphenburg. In der mir zuvor unbekannten Sammlung fand ich zwei Prachtkutschen, die ich hier im Pferdekontext zeige.

Gala-Berline des Prinzen Eugène de Beauharnais. Hergestellt von den Wagenfabrikanten Grosjean, später G. frères, Paris 1809/10, verändert nach 1816 (?), 1850 – Kat. Nr. 17, München, Marstallmuseum im Schloss Nymphenburg

Ich gebe zur viersitzigen, besonders in Berlin beliebten Pferdekutsche wissenslos die Angaben der Infotafel wieder. Mehr Infos im Internet.

Der ehemalige französische Vizekönig von Italien und sehr vermögende Schwiegersohn von König Maximilian I. Joseph lebt ab 1814 mit seiner Familie in Bayern. 1817 bis 1821 errichtet Leo von Klenze für ihn in München das Palais Leuchtenberg als erstes Gebäude der Ludwigstraße. Mit 250 Räumen ist es das größte Adelspalais seiner Zeit und Maßstab für den weiteren Ausbau der Prachtstraße. Entsprechend ist das Auftreten des Herzogspaares. Dazu passt wohl auch der Stil der beiden Kutschen. Ihnen entsprächen heute vielleicht Wagen der Marke Rolls-Royce mit individueller Luxusausstattung oder auch Privatflugzeuge mittlerer Größe..

Prinz Eugène de Beauharnais, Gala-Coupé

Noch prunkvoller ist die zweite Kutsche des Herzogs von Leuchtenberg, eine gekürzte, zweisitzige Berline. Auch hier gebe ich lediglich den Infotext des Museums wieder.

Gala-Coupé des Prinzen von Beauharnais, 1856 Besitz des Prinzen Adalbert von Bayern. Hergestellt von Hofwagenfabrikant Aloys Schreiner, München, um 1819/20, verändert 1856 – Kat. Nr. 21, München, Marstallmuseum

Eine Ergänzung am 9. November 2023

Joseph Karl Stieler, Prinz Eugène de Beauharnais, 1815, Öl auf Leinwand, 18,5 x 15 cm, rückseitig datiert, Privatbesitz

Ein befreundeter Sammler schickt mir nach der Lektüre meines Beitrags die fast mininaturhafte Fassung des bekannten Porträts im Pushkin-Museum in Moskau, gleichfalls 1815 entstanden. So wie Albrecht Adam Bildnisse wichtiger Persönlichkeiten mehrfach auszuführen hat, so ergeht es auch dem erfolgreichen Joseph Karl Stieler (1781-1858). Der von Adam bewunderte, gut aussehende Beauharnais erscheint leicht idealisiert. Das entspricht ganz Stielers Stil auch bei seiner weltbekannten Schönheitengalerie, die er später als Hofmaler König Ludwigs I. von Frauen verschiedener Stände und Art erstellt. Dabei ist Stieler in gewisser Weise partiell als malender Leporello aktiv.

1815 ist Prinz Eugène 34 Jahre alt. Als Franzose und Napoleons Stief- und Adoptivsohn war er ab 1805 Vizekönig von Italien. 1814 emigriert er nach Bayern. Ein Jahr später, als er sich in einer Orientierungsphase befindet, präsentiert ihn Stieler als ruhig abwägenden und zugleich verwegen wirkenden Heerführer mit wachem Blick und klaren blauen Augen. Noch ist Beauharnais in München nicht ein Herzog von Leuchtenberg, noch stünde er für viele Aufgaben bereit. Vielleicht lässt deshalb der übergeworfene Mantel offen, für welche Heeresgattung und welches Land er einstehen könnte. Nicht zu Unrecht nennt ihn die derzeitige Ausstellung im Schloss Malmaison „Eugène de Beauharnais, un Prince européen„.