Albrecht Adam verlässt Russland – Albrecht Adam, Prinz Eugène de Beauharnais im brennenden Moskau, September/Oktober 1812, Feder und Pinsel in Braun, 32 x 22,3 cm, Stadtmuseum München, Inv.Nr. A 305
Prinz Eugène de Beauharnais, Vizekönig von Italien und Führer des IV. Armee-Korps unter Napoleon (ab 1817 auch Herzog von Leuchtenberg), erlaubt im Herbst 1812 seinem Hofmaler Albrecht Adam die vorzeitige Rückkehr nach Deutschland.
Adams Dienstherr und Gönner
Adam präsentiert seinen Herrn völlig anders als den obersten Feldherrn. Beide erscheinen auf edlen Pferden vor Ruinen der brennenden Stadt. Napoleon tritt auf in finsterer Verfassung. Daneben wirkt Prinz Eugène elegant in jugendlicher Gelassenheit. Seine fast denkmalartige Darstellung in halber Untersicht verrät viel von der Hochschätzung und Verehrung, die Adam für ihn empfindet. In seiner Selbstbiographie spricht der „Schlachtenmaler“ immer wieder mit Bewunderung, ja Zuneigung von ihm als Mensch und Militär. Adam ist von Eugènes Sorge um die Soldaten beeindruckt, auch von seiner abwägenden Ruhe und seinem enormem Mut. Auch ist Prinz Eugène wohl der einzige der Heerführer, der den hochgefährlichen Rückmarsch der Truppen aus Russland bis zum Ende begleitet. Und das alles im Alter von 31 Jahren.
Aufschlussreich ist auch folgende Erinnerung Adams (2018, 143): „Hier machte ich mich daran, die Skizzen, welche ich in den letzten Kämpfen von Beszenkowicky bis Witebsk oft nur mit flüchtigen Strichen entwerfen konnte, ein wenig ins Reine zu bringen. Der Prinz ging mit großem Interesse meine Mappen durch, theilte mir seine Bemerkungen mit und schrieb auch hie und da mit eigener Hand darunter, wodurch die Zeichnungen eine Art Authentica erhielten. Es kam mir dies in spätern Jahren bei der Ausführung dieser Gegenstände in Bildern selbst nach dem Tode meines Gebieters [1824] sehr gut zu statten …“
Eine Art Flucht
Albrecht Adam, Voyage pittoresque, Nr. 95: Rückkehr des Künstlers (Oktober), 17,0 x 26,0 cm, Landesbibliothek Stuttgart
Adam 2018, 179: „Bis jetzt gehörte ich einer großen Gesellschaft an; von dieser bekam ich Schutz und soweit möglich Nahrung und Hilfe in der Noth. Fast jeder Soldat der italienischen Garden kannte mich, weil sie mich den ganzen Feldzug immer im Gefolge des Prinzen Eugen und so oft in ihren Lagern, auf den Schlachtfeldern, kurz überall zeichnen gesehen. Von dem Augenblicke an, wo ich Moskau verließ, stand ich ganz auf mich allein beschränkt in einem unermeßlich großen, mir ganz fremden Lande.“
In dem vorletzten Blatt seiner Voyage pittoresque zeigt Adam eine Unterbrechung der entbehrungsreichen und riskanten Rückkehr aus Russland. In Moskau war er zur Überzeugung gelangt, vom Krieg und seinen Schrecken nicht noch mehr kennenlernen zu müssen. Prinz Eugène entspricht seinem Wunsch nach sofortiger Heimfahrt, weil er nicht zur kämpfenden Truppe zählt. Dies rettet ihm das Leben. Er reist mit einem 60jährigen, bayerischen Tierarzt in einer Kalesche, begleitet von seinem polnischen Diener und Kutscher, der auch russisch spricht. Der Mann liegt ermattet am Boden. Adam selbst zeigt sich mit Uniform, Zweispitz und Säbel, die Zeichenmappe unter dem Arm. Wohl aus Sicherheitsgründen pausiert er auf einem Nebenweg im Wald. Die durch Hunger und Strapazen mehr und mehr heruntergekommenen Pferde müssen mehrfach ausgetauscht werden.
Zwei nicht genau bestimmbare Schlachtszenen
Albrecht Adam, Vor der Schlacht, 1844, Öl auf Leinwand, 32,5 x 43 cm, u. r. sign. und dat., Sammlung Thein
Herzog Maximilian von Leuchtenberg (1817-1852), Sohn von Prinz Eugène, beauftragt Adam 1839 mit 16 großformatigen Darstellungen von Schlachten, an denen sein Vater beteiligt war. Das kleine Bild könnte ein Nebenprodukt davon sein.
Es handelt sich wahrscheinlich um eine Szene aus dem Russlandfeldzug. Der edle Araberschimmel ist wohl das Pferd Napoleons, worauf auch die kostbare Satteldecke im Vordergrund hindeutet. Der sitzende Offizier am Lagerfeuer dürfte Prinz Eugène als junger General sein.
Albrecht Adam, Vor einer Schlacht, Staatliche Graphische Sammlung München, Inv.Nr. 18876
Das Geschehen spielt wohl in Russland im Jahr 1812. In der Mitte erteilt ein General zwei Grenadieren der Kaisergarde Anweisungen. Links davon, als Erinnerungsstütze nur leicht skizziert, stärken sich Soldaten. Halbrechts unter dem mächtigen Baum verfasst ein General eine militärische Ordre. Neben dem tänzelnden Pferd ist ein Kurier nur flüchtig angedeutet, also noch nicht „ins Reine“ gebracht. Er wird sogleich mit der Nachricht davongaloppieren.