Faber du Faur, Russlandfeldzug – Chronik in Bildern Nr. 2: Selbstbildnis im Alter von 33 Jahren, 17. April 1813, Aquarell, 26,8 x 19,6 cm, Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum
Faber du Faur – der zweite künstlerische Chronist
Der Stuttgarter Artillerieoffizier Christian Wilhelm von Faber du Faur (1780-1857) gehört zum württ. Armeekorps in Napoleons Russlandfeldzug und zur kleinen Minderheit der Überlebenden. Neben Albrecht Adam ist er der einzige Augenzeuge, der Ereignisse des katastrophalen Krieges bildlich festhält.
Viele Jahre später, 1828, ist Faber du Faur einer der Subskribenten von Adams Voyage pittoresque. Seine in Russland gefertigten Studien dienen ihm als Basis für Zeichnungen und Aquarelle. Heute befinden sie sich im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt. Auf ihnen basieren – Adams Beispiel folgend – 100 Lithographien. Als „Blaetter aus meinem Portefeuille …“ erscheinen sie von 1831 bis 1843 in 18 Lieferungen.
Auch Faber du Faurs Darstellungen stoßen auf Anklang. Militärhistorisch sind allerdings die Darstellungen Albrecht Adams von höherem Wert. Denn Adam zeichnet ein größeres militärisches Interesse aus.
Christian Wilhelm von Faber du Faur, Biwak des Kronprinzen Wilhelm von Württemberg bei Eve, 28. Juni 1812, Aquarell, Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum
Die hdschr. Notiz lautet: Bivouac de S[on] A[ltesse] le Prince Royal Guillaume de Würtemberg près d’Eve 28 Juin 1812. Kronprinz Wilhelm ist der Oberbefehlshaber der württ. Truppen. Seine Soldaten haben in einer Waldlichtung bei lodernden Feuern aus Zweigen zeltartige Unterkünfte gebaut.
Schwere Erkrankung des Kronprinzen und Rückkehr
Zwei Wochen später erkrankt Wilhelm wie zahllose Kriegsteilnehmer lebensbedrohlich an Ruhr. Er wird nach Wilna in ein Spital gebracht und muss bald die Heimreise antreten. Anfang Oktober erreicht er stark geschwächt Stuttgart.
In fast romantischer Weise erinnert Faber du Faur 1831 mit seinem Blatt Nr. 2 an den zunächst noch friedlichen Beginn des Russlandfeldzuges. Es ist ein kurzer Moment aus der kriegerischen Vergangenheit seines obersten Dienstherrn. Denn Wilhelm ist bereits seit 1816 König von Württemberg und fühlt sich dabei stets der Welt des Soldatischen verbunden. Für Faber du Faur gilt das in noch höherem Maße. Trotz seiner künstlerischen Begabung bleibt er lebenslang Offizier. Seine Laufbahn endet schließlich als Generalmajor.
Napoleon als blasierter Heerführer
Christian Wilhelm von Faber du Faur, In Wjazma, 30. August 1812, Zeichnung in schwarzer Feder, Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum
Württembergische Fußartilleristen marschieren an Napoleon vorbei. Dessen Aufmerksamkeit gilt ihnen jedoch nicht, sondern einem russischen Bittsteller, den ein Ordonanzoffizier präsentiert. Hinter Napoleon stehen französische Generale und zwei Grenadiere der Kaisergarde.
Detail aus vorigem. Napoleon gibt sich gönnerhaft und reichlich entspannt. Bessere Kenner des Krieges könnten diese Generale wohl identifizieren.