Schloss Fachsenfeld XX – August Koellner in Amerika: Reiter auf springendem Pferd, Feder, 12,8 x 19,7 cm, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 356

Mit dieser munteren Szene geht es gänzlich unerwartet von Fachsenfeld ins Weite. Und um einen Künstler, dessen Namen ich zuvor nie gehört habe. Auf dem Deckblatt des Sammel-Albums von Karl von Koenig, zusammengestellt von seinem Neffen Franz im Jahr 1807, ist die Rede von Arbeiten eines seiner Bekannten, eines Deutsch-Amerikaners A. Koellner.

Dieser August Koellner (1812/13-1906) ist ein 1828 und 1837/38 in Stuttgart nachweisbarer junger Künstler, der 1839 in die USA auswandert. Hiermit stelle ich die kleine amerikanische Werkgruppe von Schloss Fachsenfeld vor. Die nächsten Beiträge gelten Koellners bisher ebenso unbekannten Werken seiner Stuttgarter Zeit von 1837/38.

Koellners Eigenwerbung in den USA

Schloss Fachsenfeld XX – August Koellner, Sechs Pferderassen

August Koellner, Sechs Pferderassen, bez. „The Principal Breeds of Horses in Use in North America, Drawn from Life … by A. Kollner, Philadelphia, Dedicated to the Friends and Admirers of the Horse“, Foto Wikimedia

Koellner etabliert sich in Philadelphia als Maler, Zeichner, Lithograph, Radierer, Kupferstecher, Drucker und Verleger und erreicht dort ein biblisches Alter. In den USA nennt er sich auch Augustus Theodore Frederick Adam Kollner. 

Unter den Pferderassen befindet sich oben rechts ein schöner Vollblutaraber, der auch von Albrecht Adam stammen könnte. Der Einwanderer präsentiert sich als routinierter Pferdedarsteller, ähnlich wie zuvor Albrecht Adam oder auch Rudolf Kuntz. Er hofft durch ein solches Musterblatt auf entsprechende Aufträge in Philadelphia und anderswo.

Ein weiteres Blatt der Selbstvermarktung Koellners, 13 x 15 cm, Foto Wikimedia. Koellner preist sich an für Porträts oder die Darstellung reitender Damen, Herren und Militärs sowie für Porträts von Pferden und deren Wiedergabe nach Wunsch. Die Szene oben mit dem nachdenklichen Knaben samt Messgeräten und die Beschriftung der Bücher verweisen darauf, dass Koellner auch die Darstellung von Architektur, Perspektive, Anatomie und Geschichte als seine Sache ansieht. 

Unbekannte Werke in Fachsenfeld

Schloss Fachsenfeld XX – August Koellner, Refreshing the Traveller

August Koellner, Refreshing the Traveller, Lithographie, 12,7 x 18,3 cm, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 356

Nun zu Koellners weiteren Werken in Fachsenfeld. Die Szene in S.western Virginia findet nicht weit entfernt von seinem Lebensort Philadelphia statt. Das Pferd scheint sich dem Kind zuzuwenden. Das Ganze ist ein amerikanisches Idyll, so wie man es gelegentlich auch in frühen Westernfilmen antreffen kann. Koellner zeigt sich auch hier als souveräner Darsteller von Pferden. 

Schloss Fachsenfeld XX – August Koellner, Reiter nach links

August Koellner, Reiter nach links, Feder, 12,8 x 19,7 cm, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 356

Koellner wird als Bekannter des viel jüngeren Karl von Koenig (1827-1898) bezeichnet. Wie und wann es zu diesem Kontakt kam, kann ich nicht sagen. Auch nicht, aus welchem Anlass diese graphischen Blätter in Koenig‘schen Besitz gelangen. Vielleicht klärt sich das einmal in Philadelphia auf, wo Koellner uralt und bis heute geschätzt wird.

Schloss Fachsenfeld XX – August Koellner, Reiter im Trab

A. Koellner, Reiter im Trab, Feder, 12,8 x 19,7 cm, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 356

Schloss Fachsenfeld XX – August Koellner, New York

August Koellner, In New York, Bleistift, 12,3 x 19,8 cm, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 356

Man kann kaum glauben, dass es einmal einen Bereich von New York gab, der so beschaulich aussah. Mit einem gelassenen Hund mitten auf der Straße. 1840 hat New York 312 000 Einwohner.

Manöver im Kontext der Schlacht von Gettysburg

Schloss Fachsenfeld XX – August Koellner, Schlacht von Gettysburg

August Koellner, Manöver der Kavallerie, wohl 1863, Bleistift und Feder, 16,8 x 25,2 cm, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 356

Obgleich mit 50 Jahren zu seiner Zeit bereits in fortgeschrittenem Alter, schließt sich Koellner im Amerikanischen Bürgerkrieg am 2. Juli 1863 der Kavallerie der Union League of Philadelphia an. Anlass ist die Schlacht von Gettysburg. Während seiner zweieinhalb Monate beim Militär hält er ähnlich wie Albrecht Adam viele Szenen mit Pferden fest. Dazu gehört sicherlich auch dieses bisher unbekannte Werk. Für Koellners künstlerische Laufbahn und die örtliche Militärgeschichte könnte es aufschlussreich sein. Ich bin gespannt auf Kommentare aus den USA.

Schloss Fachsenfeld XX – August Koellner und das Weiße Haus

Schloss Fachsenfeld XX – August Koellner, Das Weiße Haus

August Koellner, Präsidentenhaus in Washington, D. C., Bleistift, 11,8 x 19,2 cm, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 356

Koellners kleines Fachsenfelder Werkensemble wird mit einer Wiedergabe des Weißen Hauses abgerundet. Die Zeichnung könnte bereits 1839/40 entstanden sein, als Washington knapp 23 000 Einwohner hat und der Neuankömmling eine Anstellung als Lithograph in der Hauptstadt findet. Infrage kommt aber auch eine Verbindung mit der folgenden Lithographie von 1848.

Über der Südfassade des Weißen Hauses hat der Künstler ganz dünn Figuren skizziert, die eigentlich nicht zum Stil einer landschaftlichen Szenerie des 19. Jh. passen. Wie im Barock schweben über dem Gebäude zwei Genien zu Seiten einer männlichen Büste. Vermutlich stellt sie einen amerikanischen Präsidenten dar. Typologisch steht sie Thomas Jefferson nahe, einem der Gründungsväter der USA und ihr 3. Präsident. Von der linken Seite (heraldisch aber rechts und damit vorrangig) wird ihm ein Kranz zugetragen. Da die Gestalt in der Rechten vermutlich einen Säbel hält, könnte es auch eine Anspielung auf einen militärischen Sieg sein oder auf die Beendigung eines Krieges. 

August Koellner, President‘s House, 1848, 20,5 x 29,8 cm, Washington, Smithsonian American Art Museum, Foto Wikimedia

Zum Schluss ein Blatt aus amerikanischem Museumsbesitz. 1848 hat Isidore Laurent Deroy (1797-1886) eine Farblithographie nach einer Vorlage Koellners geschaffen. Dieser gibt vor der Nordfassade des Weißen Hauses die dort 1847 aufgestellte Statue von David d‘Angers wieder. Sie verewigt Thomas Jefferson und befindet sich heute in der Rotunde des Kapitols.