Limousin-Rinder auf dem Christernhof oberhalb Maria Alm: hier der stattliche Stier mit Winterfell – nicht zu verwechseln mit: Der Bulle von Tölz.
Nach dem Skilaufen besuchen wir am letzten Tag den Stall mit 30 Kühen, drei Pferden, zwei Hängebauchschweinen und Hühnern. Dabei treffen wir auf den dafür Verantwortlichen, den heiteren Großvater Hugo, der uns erklärt, dass über 1.000 m nur Vornamen und Du in Gebrauch sind.
Hugo lässt uns überall herumlaufen und erklärt uns, dass es auf dem Christernhof eine Mutterkuhhaltung gibt – also das Gleiche wie im Erharthof in der Nähe von Kochel am See, über den ich 2021 berichtete.
Als erstes zeigt uns Hugo ein Kälbchen, das gerade eine halbe Stunde alt ist. Noch ist es nass, die blutige Nabelschnur hängt herab, aber es steht schon. Die Mutterkuh Edelweiß zeigt Schweiß an der Nase von der Geburtsanstrengung. Sie beriecht das Neugeborene und leckt es ab, wodurch sich die Mutter-Kind-Beziehung auf Dauer festigt.
Das Kälbchen hat von Hugo inzwischen den Namen Enzian bekommen und ist für das Zuchtbuch registriert.
Im Alter von ca. 35 min ist das Kälbchen noch etwas desorientiert. Der Instinkt treibt es zwischen die Beine der Kuh und es beginnt an ihrer Wamme zu saugen. Die Mutter schubst es fast zärtlich mit dem Maul nach hinten in Richtung Euter. – Dort finden wir es am nächsten Morgen munter trinkend.
Edelweiß ist irritiert durch mein iPhone, das ich in die Abkalbebox halte. Daher ihre dezidierte Kopfhaltung. Im Freien hätte ich mich gehütet, ihr so nahe zu kommen.
Wir gehen nach draußen und der fünfjährige Stier mit Namen Prinz folgt uns mit einer kleinen Schar junger Rinder. So wie hier können alle Tiere jederzeit aus ihren Stallbereichen hinaus in ihre Ausläufe gelangen.
Mit seinem Prinz ist Hugo sehr zufrieden. Diesen Nachmittag verbringt der Stier mit fünf Färsen. In dem Biobetrieb ist er für den Natursprung und seinen richtigen Zeitpunkt zuständig. Er mache seine Aufgabe sehr gut. Bei den 30 Kühen seien inzwischen 25 Kälber problemlos zur Welt gekommen, allesamt gesund. Auch der Umgang von Prinz mit seinen Partnerinnen sei beispielhaft. Gerade bedrängt ihn eine stierige, d. h. paarungsbereite Färse und bespringt ihn anschließend. Hugo meint dazu, die sei schon gedeckt, aber manche könnten eben nicht genug bekommen.
Ein Rückblick auf 2010 und den Erharthof bei Kochel am See, den wir schon seit Jahrzehnten kennen. Auch dort gibt es nur die Mutterkuhhaltung, d. h. nur Fleischrinder, deren Milch für ihren Nachwuchs, nicht aber für Menschen bestimmt ist. Die Rasse unterscheidet sich von der im Christernhof, der Vorgang ist aber ähnlich. Zur Vorbrunst gehört das Beriechen genauso wie das Kopfauflegen im vorigen Bild.