Schloss Fachsenfeld V – Stuttgart, Landhaus Rebenberg I, der Ort: Ludwig Zanth, Landhaus Rebenberg, u. r. sign., 12,3 x 18,7 cm, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 354, Album der Freiin Elisabeth von Koenig-Rebenberg, Bl. 9

Dem Landhaus Rebenberg in Stuttgart oberhalb eines ehem. Teils der Ludwigsburger Straße widme ich hier einen mehrteiligen Exkurs. Die schöne Villa vor den damaligen Toren der Stadt existiert seit 1910 nicht mehr. Jedoch lässt sich aus den reichen Beständen der Stiftung Schloss Fachsenfeld erstmals ein detailliertes Bild von ihr gewinnen. Zugleich lernt man ein reifes Werk eines besonderen Architekten kennen.

Zunächst etwas zur Örtlichkeit außerhalb der kleinen Residenzstadt. Sie besitzt gegen 1840 knapp 40 Tsd. Einwohner. 

Eine Rundumsicht vom höchsten Punkt der Feuerbacher Heide

Schloss Fachsenfeld V – Stuttgart, Landhaus Rebenberg I, der Ort

Panorama von Stuttgart und seiner weiteren Umgebung, Detail, um 1830, 20,7 x 225,5 cm, Landesbibliothek Stuttgart

Die Anhöhe vorne in der Mitte ist der Rebenberg: ein idealer Ort für ein Landhaus auf halber Strecke zwischen dem Stadtkern und Schloss Rosenstein. Wie dieses liegt er über den Parkanlagen, die das Neue Schloss und den Neckar miteinander verbinden. Dort war noch im 18. Jh. eine der drei Stuttgarter Hinrichtungsstätten mit dem Namen Galgenbuckel. Joseph Süß Oppenheimer fand hier 1738 sein grausiges Ende.

Die unteren Zeilen listen von links auf: Cannstatt – Schloss Rosenstein – Berg – Chaussée n. Ludwigsburg (heute Nordbahnhofstraße) – Untere Anlagen – halbrechts dahinter Gaisburg und jenseits des Neckartals Untertürkheim, Rotenberg mit Grabkapelle sowie Obertürkheim. Vorne von rechts verläuft ein im 20. Jh. aufgegebener Teil der Straße nach Ludwigsburg. Darüber wird das Landhaus von 1838 bis 1910 stehen.

Max Schefold, mein Vorvorgänger als Konservator für das 19. Jh. an der Staatsgalerie Stuttgart, nennt in seinem umfassenden Werk „Alte Ansichten aus Württemberg“ 1956 unter Nr. 5854 als Autor des Panoramas Christian von Martens (1793-1882). Als jugendlicher Offizier und Teilnehmer am Russlandfeldzug 1812 erlebt er vieles parallel zu Wilhelm von Koenig.

Worfmershalde und Rebenberg um 1850

Schloss Fachsenfeld V – Stuttgart, Landhaus Rebenberg I, der Ort

Geometer Gentner, Plan M. Canstatt N. O. XXVII. 9, aufgenommen 1825, Detail, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 625

In den Plan sind nachgetragen das Landhaus Rebenberg und zwei Nebengebäude sowie die Trassen der 1840er Jahre. Am Rand vermerkt Franz von König Anfang des 20. Jh.: Vor 1864 weil die Eisenbahn-Expropriation noch nicht eingezeichnet ist.

Nach Eröffnung von Stuttgarts erstem Bahnhof im Jahr 1846 an der Schlossstraße (heute: Bolzstraße, Metropol Kino) führt von dort am Schlossgarten entlang eine Bahntrasse nach Cannstatt. Am Rebenberg steigt das Gelände an. Über dem Namenszug sind das Landhaus und seine Nebenbauten eingezeichnet. Unterhalb des Geländes trennen sich Trasse und Straße. Eine zweite Trasse umfährt die Reiterkaserne und führt nach Ludwigsburg. Die Wolframstraße hinab zur Unterführung der Cannstatter Bahnlinie gibt es noch nicht.

Das Europaviertel vor 170 Jahren

Schloss Fachsenfeld V – Rebenberg I: Weinlese auf dem rebenberg 1849

Franz Schnorr, Weinernte auf dem Rebenberg, Farblithographie, 1849, Ludwigsburg Museum

Man hat eine schöne Sicht auf das Stuttgarter Tal, dessen Hänge noch alle unbebaut sind. Viel hat sich seit der Panoramasicht um 1830 getan. Zwei Züge verkehren auf der Bahntrasse nach Cannstatt. Daneben verläuft die Ludwigsburger Straße. Im Mittelgrund die Reiterkaserne und rechts ein Zug in Richtung Feuerbach und Ludwigsburg. 

Detail aus vorigem. Links am Rand die kurz zuvor aufgestellten Rossbändiger, die noch heute dort stehen. Vorne ein Paar beim Kosten der Weintrauben. Es könnten die Bauherrin Elise von Koenig und ihr älterer Bruder Wilhelm sein.

Schloss Fachsenfeld V – Stuttgart, Landhaus Rebenberg I, der Ort

Stuttgart aus der Vogelperspektive, bezeichnet: n. d. Nat. gez. v. F. Wagner, lith. v. F. Federer, 1852, 47,5 x 73 cm, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung

In der besten Gesamtsicht des 19. Jh. vom Norden der Stadt schwebt der imaginierte Vogel über dem Rebenberg und seinem Landhaus.

Detail aus vorigem. Der Ausschnitt der Vogelschau reicht von der Anhöhe über dem Landhaus mit seinen beiden Nebenbauten bis hin zum Neuen Schloss und den drei Hauptkirchen. Im jetzigen Europaviertel befinden sich damals die Reiterkaserne und dahinter die Zuckerfabrik. Seitlich werden sie von den Bahntrassen nach Cannstatt und Feuerbach eingefasst. Der Bildausschnitt zeigt links an der Neckarstraße, der heutigen B 14, die 10 Jahre alte Staatsgalerie (noch ohne rückseitige Flügel) und rechts das freistehende Katharinenhospital.

Foto vom Rebenberg zur Reiterkaserne

Blick vom Rebenberg nach Süden, © Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 615, Aufnahme um 1867/8

Die Reben wachsen hier nicht an einem „Berg“, eher an einem Hang oder Hügel. Über sie hinweg sieht man die Reiterkaserne und den Turm der Zuckerfabrik. Links der Bahndamm zwischen Schlossgarten und Ludwigsburger Straße. Vorne die Unterführung zur Cannstatter Straße.

Schloss Fachsenfeld V – Rebenberg I.: Blick der Bauherrin Elise von Koenigs auf Stuttgart

Elise von Koenig, Blick auf Stuttgart von der Villa Rebenberg aus (c 1850), Aquarell, 13,6 x 23,6 cm, u. Mitte sign. und auf dem Albumblatt bez. vom Großneffen Franz von Koenig, Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 348, Bl. 23

Die Stiftskirche beherrscht die Silhouette der Stadt. Links davon die Türme des Alten Schlosses und dahinter noch gänzlich unbebaute Hänge. Auf der Trasse ist ein kurzer Zug nach Cannstatt unterwegs, davor ein Bauer mit Pferdewagen zur Stadt.