21.12.21: Trotz des schönen Datums war der erste Besuchstag in der Neuen Nationalgalerie grau – schlecht für Außen-, aber ausreichend für Innenaufnahmen. Wegen einer Corona-Infektion, die tags darauf bei mir entdeckt wurde, konnte ich das Museum danach nicht mehr betreten. Den Fotoreihen zur Architektur – gemischte Gesamtaufnahmen, Fotos im Uhrzeigersinn, im Gegensinn sowie Nahaufnahmen – folgen nun wenige und schnell gemachte Fotos von Exponaten, die sich in der Glashalle prächtig präsentieren.

Alexander Calder in der Neuen Nationalgalerie – mit Richard Serra und der St. Matthäus-Kirche

Eine gute Idee war es, die wieder intakte Ausstellungshalle mit der Ausstellung „Calder. Minimal / Maximal“ zu bespielen. Kaum ein Künstler dürfte geeigneter sein, die Qualitäten dieses monumentalen gläsernen Schreins besser vor Augen zu führen. Hier schwebt ein großes Mobile Calders vor der St.-Matthäus-Kirche. Künstlerisch ist kein größerer Kontrast denkbar als zu dem scheinbar absinkenden 70 Tonnen-Werk von Richard SerraBerlin Block for Charlie Chaplin“.

Filigranes Schweben

Alexander Calder in der Neuen Nationalgalerie – kleinste und kleinere Werke

Dem bewundernden Blick eines Besuchers schließe ich mich gerne an. Er hat uns die räumliche Erfahrung des Mobiles voraus. Doch der Betrachter dieses Fotos kann zum Ausgleich das Zusammenwirken des Werks mit seinem Schatten ganz genießen. Zunächst verwirrt das, trägt aber auch zum Verständnis bei. 

Alexander Calder in der Neuen Nationalgalerie - schön und rätselhaft in Licht, Raum und Schatten

Die 17endige Arbeit schönsten Gleichgewichts gerät durch einen Lufthauch in leicht schwingende Bewegung. In einer solchen Aufnahme ist das Werk in seiner tiefenräumlichen Dimension kaum klar erkennbar. Es ist aber gleichsam lesbar wie eine fremdartige, besonders schöne Schrift. Zunächst fasziniert das Spiel und die Verteilung von Schatten und plastischen Formen. Bei genauer Betrachtung lässt sich Schritt für Schritt die Gestaltung dieses filigranen Mobiles vergegenwärtigen. 

Das ist übrigens eine wunderbare Beschäftigung, um eine Quarantäne zu vergessen.

Dieses mehr in die Breite entwickelte Mobile ist etwas leichter lesbar. Wie viele Enden gibt es?!

Alexander Calder in der Neuen Nationalgalerie – Schattenbild als Verständnishilfe

Ob diese Besucherin sich auch fragt, wie viele Endflächen hier in optischen Gleichklang gebracht sind? Geht es um 19, auch wenn auf dem Foto nur 10 im Raum zu erkennen sind? 

Beim Betrachten solcher Arbeiten Calders denkt und erlebt man: Raum – Schwerelosigkeit – Gleichgewicht – Balance – Anmut – leichte Bewegung – Raffinesse – minimales Gewicht / maximale Wirkung – Leichtigkeit – beglückende Verspieltheit …