Albrecht Adam, Napoleon in Moskau – allein und trübsinnig. Das ist das Thema von Voyage pittoresque, Nr. 94: Zu Moscau am 22. September 1812, 27,4 x 35,5 cm, Landesbibliothek Stuttgart.
Kommentar in Adam 1828/2015, 216: „Napoleon wird in seiner Lieblingsuniform, dem (grünen) Uniformfrack der Gardejäger zu Pferd, dargestellt. Alle Details (der quer aufgesetzte kleine Zweispitz, der graue Mantel, der Schimmel usw.) entsprechen den gängigen Darstellungen Napoleons zu Pferd. Im Hintergrund sieht man die Ruinen Moskaus, durch die die plündernden Soldaten ziehen. Die Todgeweihten grüßen Dich!“
Mit dem letzten Satz beschließen die Herausgeber ihre „Sonstigen Bemerkungen“ zu diesem Blatt auf originelle und angemessene Weise. Es handelt sich um den berühmten, an Caesar gerichteten Ausruf: Morituri te salutant.
Albrecht Adam, wie voriges, Farblithographie, Foto Privatbesitz
Adam in seiner Selbstbiographie (2018, 171): „Bei der Armee, besonders unter den Offizieren, herrschte völlige Rathlosigkeit. ‚Was wird Napoleon jetzt beginnen? Was soll nun werden? Wo und wie den Winter zubringen?‘ Das waren Fragen, die einer an den anderen richtete. … Die Mehrzahl befand sich in einem Zustande von Apathie, in welchem man nicht wußte, was zu beginnen sei, und man ist zu glauben versucht, auch Napoleon sei lange unschlüssig gewesen. Wie hätte er sonst fünf Wochen in dem verbrannten Moskau bleiben und den Winter abwarten können?“
Adam zeigt Napoleon als Reiter und Heerführer erstmals allein und einsam am Ort seines schmählichen Scheiterns. Es ist ein Moment kurz vor dem Abbruch des Russlandfeldzuges. Noch steht der Grande Armée der elende und äußerst verlustreiche Rückmarsch bevor. Das geschwächte Heer wird sich hungernd bei Eis und Schnee unter russischen Attacken nach Westen zurück kämpfen.
Welch ein Kontrast zwischen dieser Lithographie und dem triumphalen Heerführer beim Übergang über die Alpen zwölf Jahre zuvor! In Moskau zeichnet sich Napoleons endgültiger Niedergang ab.