Albrecht Adam, Russlandfeldzug 1812, Moskau – das endgültige Scheitern: Napoleon und sein Stab beim Brand von Moskau, Detail aus dem Aquarell von Kaiser Franz Joseph I., siehe letztes Bild
Albrecht Adam, Voyage pittoresque, Nr. 92: Zu Moscau am 22. (oder 20.) September 1812, 20,4 x 29,2 cm, Landesbibliothek Stuttgart
Kommentar in Adam 1828/2015, 214: „Das Blatt stellt das zügellose Treiben der entfesselten Soldateska und ihrer Anhängsel im noch brennenden Moskau dar. Vorn in der Mitte lagern einige Angehörige der Alten Garde auf einem Haufen Plunder. Sie wirken so, als ob sie erschrocken die allgemeine Auflösung betrachten, die um sie herum vorgeht. …“
Adam in seiner Selbstbiographie (2018, 169): „Die Disciplin und Ordnung, welche bisher nur noch mühevoll eingehalten worden, ging rasch in Demoralisation über. Napoleon hatte zwar ein strenges Verbot gegen das Plündern erlassen, das sich aber als gänzlich unausführbar erwies.“
Albrecht Adam, Plünderung Moskaus, Farblithographie, Foto Privatbesitz
die Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Feldzuges. Das Verhalten der Truppen gerät aus den Fugen. Es kommt zu Demoralisierung und Exzessen französischer Soldaten. Hier geht es um sinnlose Plünderung. Truhe, Spiegel, Büste, Pferde, Kutschen – alles soll mit. Es entsteht Streit. Noch ahnen die Soldaten nicht, was ihnen beim Rückmarsch widerfahren wird und wie unvernünftig es ist, solches Raubgut im russischen Winter über die Riesenentfernung nach Frankreich mitschleppen zu wollen.
Napoleon neben dem Kreml
Albrecht Adam, Napoleon mit Gefolge beim Brand von Moskau, vorzüglicher Bildentwurf, quadriert zur genauen Übertragung auf die Leinwand, Staatliche Graphische Sammlung München, Inv.Nr. 18878
Albrecht Adam, Napoleon mit Gefolge, Staatliche Graphische Sammlung München, Inv.Nr. 18878
Adam interessiert sich in dieser schnellen Skizze besonders für Napoleon als Heerführer. Er zügelt seinen Araber, um die Situation zu erkunden und hält ein Fernrohr in der Rechten. Es handelt sich um eine Szene in Moskau im Herbst 1812 und um eine Vorstudie zu folgendem, fast drei Jahrzehnte später entstandenen Gemälde.
„Schwer lastete der Wille eines Einzigen auf dem Schicksal von vielen Hunderttausenden.“
Diese Feststellung in Adams Selbstbiographie (2018, 146) über Napoleons Fortführung seines „Zerstörungskrieges“ nach der Schlacht von Smolensk beschreibt die Situation von 1812, gilt aber auch für Putin im Jahr 2022.
Albrecht Adam, Napoleon beim Brand von Moskau, 1841, Moskau, Kreml Museen, Foto Wikimedia
Albrecht Adam, Napoleon und sein Stab beim Brand von Moskau, Aquarell auf dünnem Aquarellkarton, u. Mitte sign., 35,3 x 52,3 cm, auf dem Untersatz betitelt Brand von Moskau./ Den 15-20. September 1812 und Sammlungsstempel Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, München, Neumeister, Auktion 365, 24.9.2014, Los 1094, Foto Wikimedia
Napoleon steht an der Spitze seines Stabes auf einer Anhöhe neben dem Weißen Kreml. Nachdenklich sieht er auf die brennende Stadt und die Brücke über die Moskva mit Flüchtenden. In seinem Gefolge sticht wie üblich der ungestüme Joachim Murat mit Federhut und Phantasieuniform hervor. Napoleons Araberhengst steht ruhig da. Bewegung gibt es bei den Braunen der Generale. Die Örtlichkeit und das Pferd mit dem Mameluken stimmen mit dem Gemälde im Kreml weitgehend überein.
Vielleicht sandte Adam dieses exquisite Aquarell an den jungen Kaiser Franz Joseph oder er übergab es ihm, als es 1856 um dessen Reiterbildnis ging. Davon später.