Neckarstraße – die ersten 100 Jahre

Dieser Beitrag widmet sich dem Bereich von der Charlottenkreuzung bis zum Neckartor. Heute sind das die Konrad-Adenauer- und Willy-Brandt-Straße. Die Neckarstraße entsteht mit ihrem kerzengeraden Verlauf bis zum Neckartor in den 1820er bis 1840er Jahren in bewusster Parallelführung zur Hauptallee des Schlossgartens. Sie ist mit ihren noblen Bürgerhäusern und Kulturbauten für Generationen neben der Königstraße die zweite Prachtstraße Stuttgarts. Damit ist auch sie ein zentrales Element der Stadtgestalt und der Erschließung der Talaue. Für die Bundesgartenschau 1961 werden die Parkallee und der Ovalsee zerstört. Die stadträumlich so wichtige Beziehung zur Neckarstraße geht verloren.

Stadtpläne und Gesamtansichten

Neckarstraße - die ersten 100 Jahre: Stadtplan Stuttgart 1821

Noch gibt es entlang dieses kurzen Stücks „Neckarstraße“, abgesehen vom Kgl. Invalidenhaus von 1807,  keinerlei Bebauung.

Vogelschau vom Europaviertel 1852: stadtbilprägende Parkachse von Nikolaus Thouret zwischen König- und Neckarstraße

Der Künstler imaginiert einen Blick von hoch oben aus der Nähe des heutigen Europaviertels. Links sieht man die halbbebaute Neckarstraße mit der Staatsgalerie (ohne die späteren rückseitigen Flügel). In der Mitte kommt ein Zug aus Cannstatt auf der neuen Bahnlinie. Zwischen Bahndamm und Straße führt Thourets Parkachse zum Schloss. An ihr orientiert sich die Stadtentwicklung zum Neckar hin. Doch es gibt diese prachtvolle Allee mit zwei Rondells nicht mehr. Ohne Not wurde sie 1961 zerstört.

Vorne halblinks kann man die Rossebändiger erkennen, Ausgangspunkt der erhaltenen Platanenallee in Richtung Neckar. 
Rechts vorne steht das „Landhaus Rebenberg“, das sich die junge Elise von König(-Fachsenfeld) 1838 von Ludwig Zanth errichten lässt. Es war eine der schönsten Villen der Stadt. Sie wurde in den 1910er Jahren für das vergrößerte Gleisfeld des heutigen Bahnhofs beseitigt, ebenso wie die Reiterkaserne und Zuckerfabrik hinter ihr.

Stadtplan Stuttgart 1870: Neckarstraße weitgehend bebaut

Neckarstraße – die ersten 1900 Jahre: Jahrzehnt für Jahrzehnt geht der Ausbau voran.

Blick von Osten auf die Stadt, e. Eminger, um 1850

Ausschnitt aus vorigem: Carlsakademie und Bürgerbauten der Neckarstraße im Vordergrund

Stadtansicht von Eminger um 1850: Detail des Bereichs um die Alte Staatsgalerie

Luftbild um 1930: Neckarstraße  die ersten 100 Jahre

Straßenfluchten

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Stuttgarts B14 von heute in Fotomontage mit Neckarstraße von 1908

Meine Fotomontage lässt mit den zwei Wiedergaben der B14/Neckarstraße auch zwei Welten und Lebensformen, getrennt durch gut 100 Jahre, aufeinander treffen. Die autobahnähnliche Verkehrsschneise gibt es seit knapp einem halben Jahrhundert. Ist es nicht endlich geboten, diese schier unerträglichen Verhältnisse zu ändern?! Der Rückbau der B14 in Richtung der ehem. Neckarstraße sollte endlich in Angriff genommen werden!

Das gewaltige Vorhaben erfordert ein Zusammenwirken von Stadt, Region, Land und Bund. Der Öffentliche Nahverkehr müsste verbessert und der reine Durchgangsverkehr ausgeschlossen werden. Ziel ist eine höhere Lebensqualität in der gesamten Stadt und Region.

Die miteinander verflochtenen Maßnahmen würden sich über lange Jahre erstrecken. Das schmerzt. Und doch sind sie dringend nötig und wohl auch „alternativlos“. Die Fehlentscheidungen der Nachkriegszeit müssen korrigiert werden. Stuttgart insgesamt erhielte – nicht zuletzt auch als Landeshauptstadt – ein neues Aus- und Ansehen.