Neckarstraße, Kulturmeile, B14 1850 bis heute: Glanz und Elend. Vergangenes als Anregung für Künftiges? Zum Wettbewerb Neuer Stadtraum B14 – Bilderfolge III von X
Stadtplan von Friedrich Bohnert nach Topograph Bach, Ausschnitt, um 1850, Ludwigsburg Museum.
Der Plan zeigt die allmähliche Bebauung der Neckarstraße in Richtung Neckartor. Darin sind das Museum der bildenden Künste, die Alte Staatsgalerie, und die Münze gegenüber leicht auszumachen. Ein Königin-Katharina-Stift gibt es noch nicht, ebensowenig die Schillerstraße.
Neckarstraße als neue Magistrale parallel zur Parkachse

E. Emminger, Stuttgart von Osten, Ausschnitt, um 1850, Staatsgalerie Stuttgart.
Von einem Standort aus der Nähe der neuen John Cranko Schule blickt man auf die Neckarstraße. Zwischen schönen Bürgerhäusern. sieht man in der Mitte das 1843 eröffnete Museum. Gegenüber steht die Münze, neben der man in den Schlossgarten gelangt. Im Vordergrund gibt es hinter Wasserbassins, die den Druck für die Fontäne im Ovalsee des Schlossgartens liefern, gibt es einen Schießplatz.

Oberer Schlossgarten, 1953, Foto Landesmedienzentrum B-W, Luftbild Albrecht Brugger.
Erhalten sind die Oper und das Reithaus an der Neckarstraße, im wesentlichen auch die Gartenanlagen mit 13 erkennbaren Skulpturen. Nebenbei gefragt: wieso gibt es jetzt nur noch 6 davon ?! Ohne Dächer stehen das Neue Schloss da, ein Akademieflügel, das Kleine Haus und oben halblinks die Münze und Alte Staatsgalerie. Im Bereich des künftigen Landtags befinden sich Tennisplätze.
Kühne Pläne in Kriegszeiten

Paul Bonatz, Vorschlag einer autobahnbreiten Parkstraße durch den Schlossgarten, Ausschnitt, September 1941, Stadtarchiv Stuttgart, Bestand 9350 AS 651.
Mitten im 2. Weltkrieg will Bonatz nicht nur den Schlossgarten, sondern auch die Neckarstraße umgestalten. An die Stelle von Wohnhäusern sollen Großbauten treten. Das Königin-Katharina-Stift und die Münze werden ersetzt durch einen quadratischen Bau mit Innenhof – wohl ein Ausstellungsgebäude als Ergänzung der Alten Staatsgalerie. Anstelle von Bürgerhäusern gibt es vor dem Kulissengebäude einen langen Riegel. Auch das Reithaus soll verschwinden zugunsten eines Baus, der größer als das Opernhaus wäre. Vermutlich handelt es sich um ein „Musikhaus„.

Neckarstraße, wohl um 1942/44, Foto Württ. Landesbibliothek Stuttgart.
Der Bereich, den Bonatz 1941 neu formen wollte, ist hier in einer der letzten Aufnahmen vor der Bombardierung im Jahr 1944 zu sehen. Im Ovalsee fehlt das Wasser. Er ist dunkel gestrichen oder mit Planen ausgelegt, denn er sollte nicht durch Spiegeleffekte Flugzeugen zur Orientierung dienen.
Das Opernhaus reicht nicht bis zur Neckarstraße. Max Littmann stattete den Künstlereingang 1912 mit einem Vorfeld aus, das heute auch gut zu James Stirlings Theaterplatz passen würde. Auf diesem Vorfeld steht bis 1963 der Schicksalsbrunnen als Pendant zur Galatea am Eugensplatz . Er sollte dorthin zurückkehren.
Elend der Nachkriegszeit

Neckarstraße/B14 beim Charlottenplatz, 1953, Foto Landesmedienzentrum B-W.
Nicht nur die Carlsakademie präsentiert sich in kläglichem Zustand: ihr Hauptbau in der Mitte, dahinter eine Tankstelle. Es folgt das unversehrte Reithaus und darüber das Dach der Oper.
Thema des Wettbewerbs: Rückbau der Verkehrsschneise zu menschlichem Stadtraum

Blick vom Parkhaus Breuninger in Richtung Neckartor, März 2018.
Die Charlottenkreuzung in ihrer ganzen Pracht – zu ihrer Entstehungszeit als Meisterwerk der Verkehrsführung bewundert. So gut wie kein Fußgänger ist hier zu sehen. Natürlich auch kein Radfahrer.