Charlottenplatz, Bonatz und Stirling 1987. Vergangenes als Anregung für Künftiges? Zum Wettbewerb Neuer Stadtraum B14 – Bilderfolge IV von X

Paul Bonatz, Stadtplan und Gutachten …, Ausschnitt, 30. September 1950, Stadtarchiv Stuttgart, Bestand 9350 Nr. 5008.

Bonatz greift in dem riesigen Plan seine Ideen von 1941 wieder auf. Anstelle einer Kreuzung an der B14/Schillerstraße gibt es nun einen Kreisverkehr, in den sein „Parkway“ münden soll. Münze und Königin-Katharina-Stift opfert er einem Ausstellungsgebäude. Links vom Opernhaus soll anstelle des gut erhaltenen Reithauses von Giovanni Salucci ein Musikhaus entstehen. Die kriegsbeschädigte Carlsakademie weicht einem stattlichen Landtag in Form eines Anbaus an das Neue Schloss. Im Gegensatz zu vielen hält er an Naturalienkabinett, Landesbibliothek und Kronprinzenpalais fest. Bald danach werden alle drei abgerissen.

Verkehrsschneisen der autogerechten Stadt

 Stuttgart: B14 an problematischster Stelle beim Charlottenplatz

Ein Blick vom Breuninger auf die B14/Hauptstätter Straße und Charlottenkreuzung. Welche grundlegende Verbesserung wird der Wettbewerb erbringen ?!

Stuttgart: radikale Verkehrsplanung 1965 zu Lasten bestehender Bauten

Horst Linde, Herbert Fecker, Roland Frey, in: StadtBauwelt 1965: Etappen der Umwandlung Stuttgarts in eine autogerechte Stadt.

Links ist die Nachkriegssituation dargestellt. Daneben steht der Generalverkehrsplan mit krakenhaften Straßenverläufen. Rechts die bereinigte Zukunftsvision: Abbruch und Abschied von Kronprinzenpalais, Planie, Hauptstätter Straße, Carlsakademie, Naturalienkabinett, Reithaus, Münze, Eugenstraße, Ovalsee, Parkallee und auch Königin-Katharina-Stift.

Charlottenplatz, Bonatz und Stirling 1987 - ein gordischer Knoten der Verkehrsplanung

Vogelschau auf das Gelände der ehem. Carlsakademie, April 2018: die Verkehrsführung der B14 und B27 bestimmt die Form des sog. Akademiegartens. Stadträumlich und als Lärmschutz ist hier eine partielle architektonische Einfassung geboten. Wäre das nicht – unter Berücksichtigung klimatischer Bedürfnisse – ein idealer Ort für das neue Linden-Museum?  Zum wesentlichem Teil errichtet auf aufzugebenden Fahrspuren? Und nicht breiter als die beiden früheren Seitenflügel der Carlsakademie, sodass der alte Baumbestand und der Löwenbrunnen auf keinen Fall tangiert würden?!

Bonatz‘ und Stirlings Ideen für den Akademiegarten

James Stirling 1987: Ideen für das gesamte Kulturquartier

James Stirling sieht beim Internationalen Symposium 1987 hier in Verlängerung des südlichen Schlossflügels einen Neubau vor, der dem Akademiegarten und Landtag Halt verleiht. Der Schlossgarten von Nikolaus Thouret wird in wesentlichen Teilen wieder hergestellt. Den Zugang zum Kulturquartier akzentuiert ein Turmbau am Ort der abgesenkten Turnhalle des Königin-Katharina-Stifts. 

Bonatz' vergleichsweise behutsamer Umgang mit der überkommenen Stadtstruktur

Paul Bonatz modifiziert 1955 beim Landtagswettbewerb 1955 seine Idee von 1950. Den Plenarsaal platziert er in einem rückseitigen Anbau des Neuen Schlosses. Die Verwaltung bringt er in zwei frei stehenden Flügelbauten unter, die denen der Carlsakademie nahekommen. Die Grundform der früheren Akademie ist durch Bepflanzung ebenso erhalten wie Thourets Schlossgarten und das Kronprinzenpalais als Zielpunkt der Planie. 

Stirlings Vorschläge von 1987 für den Akademiegarten und die B14

Nochmals Stirlings Beitrag von 1987. Das Kulturquartiers wird in vielfältiger Weise aufgewertet. Sein Baublock Nr. 5 entsteht gerade in verwandter Art dank Lederer Ragnarsdóttir Oei. Könnten nicht auch seine Nrn. 3 und 10 Anregungen geben? Sowie auch seine Wiederbelebung des für die Stadtentwicklung so grundlegenden Schlossgartens von Thouret?