BIS WIEDER DIE SONNE KAM ist ein Passus auf einer Gedenkmünze, die an den Tod von Königin Katharina von Württemberg im Jahr 1819 erinnert. König Wilhelm I. ließ für sie von seinem Hofarchitekten Giovanni Salucci (1769-1845) die berühmte Grabkapelle auf dem Württemberg errichten.
Am 22. September fand zu Füßen dieser Kapelle eine kleine Feier statt. Hoch über Stuttgart wurde ein Buch mit obigem Titel präsentiert, bis zu dem Moment, ALS WIEDER DIE SONNE GING. Der Untertitel der Publikation lautet: „Das Wirken von Catharina Pavlovna (1788-1819) als Königin von Württemberg (reg. 1816-1819).“
Für sein Landhaus Rosenstein hat König Wilhelm I. bei Gottlob Friedrich Steinkopf (1779-1867) drei große Ansichten des Neckartals in Auftrag gegeben. Der Blickfang ist jeweils ein Bau von Giovanni Salucci. Vor den zwei Landschaften mit Schloss Rosenstein und Schlösschen Weil (heute in der Staatsgalerie Stuttgart) entstand das Bild mit der Grabkapelle Katharinas. Leider ist das um 1825 entstandene Gemälde ein Opfer des 2. Weltkrieges. Seine Komposition kennen wir dank einer ehemals weit verbreiteten Lithographie. Für sie schuf Steinkopf dieses große und großartige Blatt als Vorlage (gleichfalls in der Staatsgalerie).
Ein Landschaftsbild als Huldigung
Dem König wie den vielen Verehrern Katharinas wird es besonders gefallen haben, dass der Künstler innerhalb der reichen Lichtphänomene die Sonne genau hinter dem kronenartigen Grabbau platziert. Dieser erhält somit fast einen Glorienschein. Mit den Mitteln der Landschaftsmalerei gestaltet Steinkopf indirekt eine Verklärung der früh Verstorbenen. Diese romantische, gemütvolle Darstellung unterstützt auch der Alte im Vordergrund, der seine Enkelin auf die Grabstätte der Königin hinweist.
Vor der Buchpräsentation suchte ich die Gruft der Grabkapelle auf. Dort steht der Doppelsarkophag des königlichen Ehepaares. Gegenüber befinden sich die Büsten von Hofbildhauer Johann Heinrich Dannecker (1758-1841). 1817 saß ihm der König Modell, am 13. September 1818 auch Königin Katharina. Knapp vier Monate später verstarb sie.
Die dank ihrer wirtschaftlichen und sozialen Initiativen damals bereits hochgeschätzte Königin hat Dannecker mit einem Ährendiadem dargestellt. Er erhebt sie damit auch zu Ceres, zur Göttin der Landwirtschaft und Wohltäterin in schweren Jahren. BIS WIEDER DIE SONNE KAM: DA GIENG SIE, heißt es auf der Gedenkmünze.
Die gleichrangigen Inschriften des Doppelsarkophags, angebracht im Abstand von 45 Jahren.
Die Grabkapelle von Giovanni Salucci, erbaut 1820-1824
Ellwanger Jagdhornbläser eröffnen die Veranstaltung, zu der Finanzminister Danyal Bayaz eingeladen hatte. Nach ihm sprechen die Autoren des Bandes BIS WIEDER DIE SONNE KAM: Patricia Peschel, Kunsthistorikerin, seit 2010 bei den Staatlichen Schlösser und Gärten (derzeit an das FM abgeordnet), und Jörg Krauss, seit 2016 Ministerialdirektor im Finanzministerium des Landes.
Die beiden Autoren haben in enger Abstimmung einen inhaltsreichen, gut bebilderten Band vorgelegt, der mit vielen neuen Erkenntnissen aufwartet. Dies bezieht sich vor allem auf die Arbeitsweise und Methoden der klugen und entscheidungsfreudigen Königin. Sie verstand es, ihren Initiativen auf nachhaltige Weise eine Zukunft zu sichern. Sie plante ihre Projekte weit vorausschauend und regelte damit ihren Fortbestand bis heute.
Kein Wunder also, dass ihr Name und ihr Tun noch immer auf vielfältige Weise in Stuttgart und im Land präsent sind.
Nicht nur die Reden der Autoren waren sehr ansprechend. Geradezu begeistert zeigten sich aber die Anwesenden angesichts der Lichtphänomene am Himmel. Sie gaben diesem Lieblingsort vieler Württemberger am 22. September eine ganz eigene und so nur selten zu erlebende Atmosphäre.
Das Foto entstand um 19:42 Uhr, zwei Minuten nach meiner ersten Aufnahme. Der Himmel zeigt Farben wie derzeit der Vulkanausbruch auf La Palma.
Ausbruch des Tambora – Jahr ohne Sommer
Mit einem Vulkan hat auch das Wirken Königin Katharinas etwas zu tun. BIS WIEDER DIE SONNE KAM auf der Gedenkmünze spielt indirekt auf den Vulkan Tambora in Indonesien an. Im April 1815 kam es zum gewaltigsten Ausbruch, von dem man in geschichtlichen Zeiten weiß. Über Monate und Jahre verdunkelten die Staubteilchen in den weltweiten Höhenwinden auch Teile Europas. Missernten, Wirtschaftskrisen und menschliches wie tierisches Elend waren die Folge. Besonders schwer traf es Württemberg. 1816 wurde wie vielerorts zu einem Hungerjahr. Man nannte man es das Jahr ohne Sommer. Die Zustände waren verheerend – BIS WIEDER DIE SONNE KAM.
Der Glanz des Abendlichts liegt zwei Minuten nach dem letzten Foto auf Katharinas Grabkapelle. Mit ihren sofortigen Plänen, Taten und enormen finanziellen Mitteln machte sie sich an die Verbesserung der schlimmen Verhältnisse des Landes. Insofern ist im übertragenen Sinne die Aussage, dass mit ihr WIEDER DIE SONNE KAM durchaus zutreffend. Sich dessen zu erinnern, ist besonders erfreulich, wenn sich die Sonne wie hier auf so schöne Weise vom Tag verabschiedet.
Ein letztes Foto von der Grabkapelle nur eine knappe halbe Stunde später.
Das hast du wieder schoen geschrieben und toll photographiert, da hab ich nichts weiter zu kommentieren!