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Reithaus, Vermählung und Lustgarten Wilhelma – das ist ein kleiner Exkurs und eine Einstimmung auf das Reiterfest/Caroussel von 1846. Dieses Reiterfestspiel findet aus Anlass der Vermählung von Kronprinz Karl mit Großfürstin Olga Nikolajewna statt. Man sieht hier Beduinen auf wunderbar wachem Arabischem Vollblut, gezeichnet von Johann Baptist Zwecker (1814-1876). Sie gehören zu dem Gefolge von Graf Alfred von Neipperg, der sich als kampfeslustiger Muslim gebärdet.

Erneut edler Vogel statt edlem Pferd

Reithaus, Vermählung und Lustgarten Wilhelma – Pfau statt Pferd

Die Begeisterung König Wilhelms für den Orient gipfelt in der Wilhelma. Die umfangreiche Anlage eines botanischen Gartens mit maurischen Bauten wird am 30. September 1846 zur Vermählung seines Sohnes eröffnet. Wie schon einmal, erlaube ich mir anstelle eines Vollblutarabers einen auf seine Weise ebenso noblen Vogel vor der maurischen Architektur zu präsentieren.

Maurische Architektur à la Alhambra

Reithaus, Vermählung und Lustgarten Wilhelma – Maurisches Landhaus

Herzstück der von Karl Ludwig von Zanth (1796-1857) errichteten Anlage ist der Maurische Garten mit Seerosenteich. Dahinter steigt man zum Maurischen Landhaus hinauf, in dem König Wilhelm auch wohnt.

Stuttgart Wilhelma ehem Maurischer Festsaal

Blick in umgekehrter Richtung vom Maurischen Landhaus in Richtung Neckar, wobei man in der Ferne links die Cannstatter Stadtkirche und oben rechts die Grabkapelle auf dem Württemberg entdecken kann. Vom 1851 eröffneten Maurischen Festsaal existiert nur noch der mittlere Zugangsbereich, hinter dem sich heute das Aquarium befindet.  

Reithaus, Vermählung und Lustgarten Wilhelma – Maurischer Garten Orientbegeisterung

Am quergelagerten Maurischen Garten mit seinem umlaufenden Wandelgang stehen an den Schmalseiten Pavillons. Den südlichen in Richtung Schloss Rosenstein schmücken im Obergeschoss zwei überraschende Ornamentfelder. Die fenstergroßen Reliefs sind das wohl eindeutigste Zeichen von Wilhelms Begeisterung für die arabische Welt.

Stuttgart Wilhelma marische Reliefs mit württ. Staatswappen

Die Reliefs habe ich wie Zwillinge zusammengerückt. Sie zeigen Ornamentflächen maurischen Stils, die sich an der Alhambra von Granada orientieren. Als Hauptmotiv gibt es links die württembergischen Hirschstangen und rechts die staufischen Löwen. Beide Felder bilden seit 1806 gemeinsam das Staatswappen

Der Schriftzug darunter macht neugierig. Befreundete Nachbarn, ein Syrer und ein Jeside, können nur das Wort „Gott“ entziffern. Eine Anfrage beim Zentrum für Islamische Theologie der Uni Tübingen bringt Klarheit: „Allah“ steht in der Tat dort, der Rest aber ist dekorative Phantasieschrift.

Reithaus, Vermählung und Lustgarten Wilhelma – erneut Pfau statt Araber

Der Prunkvogel vor dem Maurischen Landhaus: einst ein exotischer Gast, der wie das Arabische Vollblut auch bei uns heimisch geworden ist. Damit endet dieser Exkurs und leitet über zu einem orientalischen Fest im Reithaus.