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Gestüt Weil – Alter Stutenstall, umgestaltet von Giovanni Salucci. Dies ist mein erstes Foto in Weil, weil mich der ramponierte Bau sofort anzieht. Später lerne ich ihn als Alten Stutenstall schätzen. Der niedrigere, 1927 noch vorhandene Anbau fehlt inzwischen. Seine Firsthöhe zeichnet sich an der unverputzten Ziegelfläche dieser Nordfassade ab.
Südwestansicht. Warum wird hier vom „Alten“ Stutenstall gesprochen? Das ist keineswegs immer so gewesen. Wohl im 17./18. Jh. wird der Bau als Wirtschaftsgebäude errichtet für das Dominikanerinnen-Kloster, das im dominierenden Protestantismus dahinsiecht. Als König Wilhelm I 1817 sein Privatgestüt gründet, kommt er als Stall und Ausgangspunkt für die Anlage eines Stutenhofes in Frage. Giovanni Salucci erhält erst Ende 1818 den Auftrag, die Gestütsbauten zu planen. Er schlägt eine Dreiflügelanlage vor und als Teil davon einen Neuen Stutenstall. Unser Bau wird nach Saluccis Vorgaben dem neuen angeglichen und seitdem „Alter Stutenstall“ genannt.
Angelockt von der Freitreppe, kann ich der Versuchung, den Dachboden kurz zu erkunden, nicht widerstehen. Aufgewachsen auf dem Land, üben Ställe und Scheunen von Kindheit an eine besondere Faszination auf mich aus.
Zu besonderen jugendlichen Vergnügungen gehören Balanceakte auf Balken hoch über Stroh und Heu, um dort dann hineinzuspringen. Öfters geht es dabei auch hinweg über harte Böden und Landwirtschaftsgeräte. Die Eltern wussten nichts davon.
Solche Dachräume dienen der Lagerung von Hafer, Heu und Stroh.
Nochmals die Nordfront mit den harten Spuren der Zeit. Zum Glück ist der Bau im Blickfeld und Schutz des Landesdenkmalamtes. – Lt. Hügel-Schmidt 1861, 49 handelt es sich um „das einzige Überbleibsel der ehem. Klosterökonomiegebäude.“
Im Alten Stall und seinem Anbau werden 20 offene Stände für Stuten errichtet, die zur Arbeit bestimmt sind, und „zwei sehr geräumige Laufställe … für die güsten und die zum erstenmale gedeckten Stuten“ (Hügel-Schmidt 1861,49). – Güst sind Stuten, die beim Decken nicht trächtig wurden.
Denkmalämter legen ihre krakenhaften Hände auf so viel Unsinniges. Hier ist wirklich einmal ein historisch wertvolles Gebäude, angeblich direkt vor ihrer Nase, und sie bemerken es nicht? Unglaublich!
Dank für die engagierte Stellungnahme.