Leonhardsviertel: Kirche, Parkhäuser, Traumautos. Diese merkwürdige Melange steht für die Jahrzehnte einer autogerechten Stadt.
Die dritte Bilderfolge zum Leonhardsviertel zeigt in einer bewusst etwas überspitzten Weise, welche grotesken Blüten das Streben nach einer autogerechten Stadt hervorgebracht hat. Es gibt stadträumliche Konstellationen, die heute kaum noch nachvollziehbar und auszuhalten sind. Alles deutet nur auf eines: Der Verkehr muss durch Ausschluss des reinen Durchgangsverkehrs reduziert und der überbreite Straßenraum verschmälert und neu gestaltet werden. Das gilt nicht nur für den hier betrachteten Bereich, sondern ebenso für die Konrad-Adenauer-Straße und am besten für den gesamten Verlauf der B14 vom Neckartor bis zum Marienplatz.
B14 in der Stadt – ihr Werden und Wirken
Stuttgart möchte ja gerne auch eine Stadt am Fluss sein, will dafür auch manches in absehbarer Zeit am Neckar tun. Fürs erste ist sie aber eine Stadt am Strom – am Verkehrsstrom, der die Stadt zerteilt.
Die Stadt der wohl besten Autos weltweit ist gelegentlich auch eine Art Verkehrsparadies. Denn wenn der Verkehrsfluss auf benachbarten Autobahnen ins Stocken gerät, raten beflissene Navigationsgeräte doch die B14 durch die Landeshauptstadt als Abkürzung zu benutzen. Das führt dann zu den gut 100 Tausend Fahrzeugen täglich in der Talaue. Wohl kaum eine andere Stadt kann sich solcher Zahl rühmen. Und hier glauben manche noch immer, man dürfe daran auch nicht rütteln.
1972 ist der neue Charlottenplatz, der nur eine komplexe Kreuzung ist, schon weitgehend fertig. Die alte Hauptstätter Straße verabschiedet sich bereits.
Zudem fühlt man sich den Niederungen des Alltags enthoben und ein wenig erinnert an San Gimignano. Von links nach rechts sieht man den Tagblatt-Turm und die Türme von Graf-Eberhard-Bau, Leonhardskirche, Rathaus und Stiftskirche.
Der Himmel entstammt einem Foto vom Leonhardsviertel am 6. Januar 2018, zu finden in Beitrag 18.
Ein Rückbau der Stadtautobahn und weitere Schritte in Richtung auf eine weniger autogerechte Stadt würde die Bürger begeistern. Fußgänger und Radfahrer sollten gleichrangig wie Autofahrer behandelt werden, ja sogar eine gewisse Dominanz erhalten. Das würde die Stadt gleichsam den „Sternen“ näher bringen.
Eine weitere stimmungsvolle Sicht auf die Kirche hinter dem Parkhaus an der B14 soll die Bilderfolgen zum Leonhardsviertel beschließen – in der Hoffnung, dass eine solche Aufnahme bald nicht mehr gemacht werden kann. Diejenigen, die das in die Wege leiten und umsetzen, werden sich durch bleibende Verdienste um Stuttgart auszeichnen.