Leonhardsviertel: Kirche, Umfeld, Verkehrsschneise – im Vergleich weiterer Aufnahmen von einst und jetzt als Ansporn zur Neugestaltung.
Zwischen Parkhaus und Kaufhaus fließt der Verkehr in einen Tunnel hinab bzw. aus ihm heraus. Wie bei anderen Stuttgarter Tunneln lockt das Durchgangsverkehr in die Stadt. Diese Folge autogerechter Planung kommt nicht einmal dem Handel zugute, zerteilt nur die Stadt und belastet ihre Atmosphäre.
Der Verlauf der Esslinger Straße zeigt in der alten Aufnahme den Zustand noch ohne das Gustav-Siegle-Haus. Das verleiht dem Viertel seit 1912 einen besonderen Akzent. Seit rund einem halben Jahrhundert tun dies auf andere Weise auch zwei kolossale Parkhäuser.
Die Kirche liegt direkt am Verkehrsstrom. Kinder kann man hier nicht frei laufen lassen.
Statt Häuserzeile – Verkehrsschneise B14
Die einst fast intime, etwas biedermeierliche Kleinräumlichkeit eines alten Viertels wird abgetötet durch die menschenfeindliche Verkehrssituation.
Eine solche stadträumliche Ödnis entlang einer Kirche kenne ich sonst kaum.
Menschen und Radfahrer sind hier verständlicher Weise so gut wie nicht zu finden. Die Hauptstätter Straße von früher hat ihren Charakter gänzlich verloren.
Leonhardsplatz
Einen derartigen Leonhardsplatz gibt es nicht mehr.
Der Blick vom Parkhaus Breuninger offenbart die desolate Situation eines Viertels, dessen Mitte und geistiger Kern einst diese Kirche war.
Auch diese Sicht in Richtung Marktplatz ist vertrakt. Man kann die Bauten auf der gegenüberliegenden Straßenseite nicht ohne weiteres erreichen. Wie so oft in Stuttgart muss man eine Unterführung benutzen. Autos haben freie Fahrt, Fußgänger und Radfahrer Mühen.
Blicke vom Tagblatt-Turm 1934 und heute
Gegenüber der Aufnahme von 1934 zeigen die Großbauten des Schwaben-Zentrums einen klobigen Charakter. Entsprechend wirken ihre Fassaden zur B14. Es besteht keine Beziehung zur kleinteiligen alten Bebauung auf der anderen Straßenseite zwischen Gustav-Siegle-Haus und Wilhelmsplatz.