Kühne Reiter auf arabischen Pferden: Christian Wilhelm von Faber du Faur, Offizier auf orientalischem Vollblut, Aquarell über Bleistift, 10,3 x 15 cm, Nachlasstempel, Sammlung Thein
Zum Abschluss des Beitragskomplexes um den Russlandfeldzug von 1812 biete ich noch einige kleine Werke, die meist galoppierende Kuriere zeigen. Diese herausragenden Reiter waren zu ihrer Zeit Schlüsselfiguren der Kommunikation zwischen einzelnen Heeresteilen. Ihr Mut, ihr Tempo, ihre Ortskenntnis konnten ausschlaggebend für den Verlauf von Schlachten sein. Die Bildchen sind kleine Huldigungen an anonyme große Boten in Feindesland. Den Anfang macht ein postkartengroßes Blatt von Faber du Faur. Reiter und Pferd sind wie im Flug zu ihrem Ziel unterwegs.
Albrecht Adam, Der Kurier, 1852, u. r. sign. und dat., Öl auf Leinwand, 27,7 x 33 cm, Sammlung Thein
40 Jahre nach den Ereignissen in Russland entstanden, ist dies eine kleine malerische Erinnerung. Ein ungarischer Husar hat einen versiegelten Brief zum Feldherrnhügel zu bringen. Am Schimmel erkennt man auf der fernen Anhöhe Napoleon in Gesellschaft zweier Generale.
Wohl von einem französischen Maler, frühes 19. Jh., Orientale zu Pferd, Öl auf Leinwand, 16 x 22 cm, Sammlung Thein
Napoleons Ägyptenfeldzug 1798 löst eine Orientbegeisterung in Frankreich und dann in Europa aus. Stark daran beteiligt sind auch Vollblutaraber. Diese Pferde spielen in Russland 1812 eine entscheidende, oftmals rettende Rolle für ihre Reiter. Deshalb füge ich hier gerne das kleine Bild bei. Wie das vorangehende Aquarell Faber du Faurs und das Ölgemälde Albrecht Adams zeugt es von der besonderen Faszination der edlen Reitpferde.
Kronprinz Wilhelm, ab 1816 König von Württemberg, ist vom Reiz der Vollblutaraber derart gefesselt, dass er 1817 für die erste Vollblutaraberzucht außerhalb des Orients ein Kgl. Privatgestüt gründet. Ununterbrochen bis heute lebt das Gestüt weiter – inzwischen unter dem Namen Weil-Marbacher Araberzucht.
Der kleine, große Napoleon als Schlusspunkt
Russland/St. Petersburg, 19. Jh., Napoleon auf einem Araberschimmel, Lackdose, 2,5 x 8,5 cm, Sammlung Thein
Das glänzende Schwarz des Lacks wirkt hier etwas grünlich, weil das Laub naher Bäume einen Schimmer verursacht. Napoleon ist in der für ihn typischen, keineswegs guten Reiterhaltung zu sehen. Im Hintergrund ein Regiment mit Trommlern und Fahne.
Mit Napoleon, der unendliches Leid in Russland verursachte, beschließe ich diesen Beitragsteil. Es ist ein Abschied mit der kleinsten mir bekannten Darstellung von dem kühnen Korsen, einer der großen, wenn auch zwiespältigen Gestalten Europas.
Die weitere Aufmerksamkeit gilt nun vorrangig Albrecht Adam und seiner Pferdewelt. Vorher aber schalte ich einen aktuellen Appell zur Beendigung des Krieges in der Ukraine ein.