Albrecht Adam, Das Ende, 1852, Detail  

Albrecht Adam, Das Ende, 1852, Privatbesitz Graf Moy

Albrecht Adam, Das Ende, 1852, ÖL auf Leinwand, 81 x 111 cm, l. u. sign. und dat., Privatbesitz Graf Moy

Russlandfeldzug Napoleons, Spätherbst 1812: Sturm umtobt steht ein Reiter neben seinem Pferd. Das dritte und letzte Gemälde einer absolut hoffnungslosen Situation beim Rückzug aus Russland. Albrecht Adam hat eine solche Szene nicht selbst miterlebt, weil er bereits Ende September aus Moskau abreisen durfte. Von ehemaligen Kameraden aber, auch von Faber du Faures Darstellungen, hat er die Ereignisse gekannt. Auf jeden Fall gelingt es ihm wie kaum einem anderen die Tragödien dieses Krieges in Einzelschicksalen dem kollektiven Gedächtnis einzubrennen. Und zwar so, dass sie als Fanal gegen jeglichen Krieg den Betrachter nach über 200 Jahren noch schaudern lassen.

40 Jahre liegen die Geschehnisse inzwischen zurück, als sich Adam ihnen erneut widmet. Er ist 66 Jahre alt und fast wirkt es so, als müsse er sich mit dem Jahrhundertdrama auseinandersetzen.

Hase 1981, Nr. und Farbabb. 157, berichtet in ihrer den Adams gewidmeten Ausstellung, dass dieses Bild ohne Bestellung gemalt sei. Aber König Ludwig I. von Bayern und fünf weitere Personen seien an dem trostlosen Thema interessiert gewesen.

Ein Fanal gegen Krieg

Albrecht Adam, Das Ende, 1852, Privatbesitz Graf Moy

Rechts ist ein brutales Kriegsstilleben zu sehen. Ein Reiter ruht auf dem Rückengepäck einer Leiche und ist dabei wohl erfroren. Die untere Leiche liegt ihrerseits auf einem halbnackten Toten, auf den auch ein gestorbenes Pferd sein Kopf gebettet hat. 

Schuhwerk und Füße des Kürassiers sind mit Lappen umwunden, um das Erfrieren zu verhindern. Deshalb mussten die Reiter oftmals auch die Pferde führen. Denn bei der Sitzposition während des Reitens wären sonst die Füße abgefroren. Der barfüßige Halbnackte vergegenwärtigt entsetzliche Erfahrungen bei Temperaturen bis zu 30 Grad minus. Die halb erfrorenen Soldaten versuchten auf ihrem schmählichen Rückzug alles irgendwie Wärmende an sich zu reißen, um zu überleben. So wurden Tote zur eigenen Rettung sofort entkleidet. Wilhelm von König berichtet, dass selbst beim Verrichten der Notdurft Kameraden versuchten, ihm die Hose zu entwenden. Mit Gewalt musste er sich dagegen wehren.

Albrecht Adam, Das Ende – ein großes Stillleben des Todes

Albrecht Adam, Das Ende, 1852, Privatbesitz Graf Moy

Hinter dem kompakten Stillleben des Todes erkennt man ein Geschütz, das zum Transport auf einem Protz lagert. Halb steckt es im Schnee. Auch die beiden Zugpferde sind darin versunken und bereits erfroren. In größerer Ferne ähnliche Desaster und keinerlei Weiterkommen.

Zwischen dem matten Pferd links und den bereits toten Tieren und Menschen rechts steht aufrecht und finster ein französischer Kürassier. Über der Uniform trägt er einen weiten Umhang. Ein Schneesturm durchpeitscht die Ödnis. Was ihm bevorsteht? Es gibt keine Rettung, keine Zukunft, nirgends. Nur eines ist für ihn gewiss: der Tod. Die unter einem schwarzen Himmel aufgehäuften Schneemassen, die Verwehungen, das Verschwinden des Weges – alles bedeutet für diesen Reiter und sein Pferd, die einzig Lebenden in einer Wüste aus Schnee in tiefster Kälte, das Ende. So lautet auch der lapidare Bildtitel.