Albrecht Adam, Russlandfeldzug 1812, Juni/Juli: Schlüsselfiguren des Feldzuges – Napoleon zwischen Prinz Eugène, Vizekönig von Italien, und Joachim Murat, König von Neapel, Detail, siehe Ende des Beitrags.

Albrecht Adam, Russland 1812, Juni/Juli: Willenberg 10.6.1812

Albrecht Adam, Dragoner der italienischen Garde im Biwak bei Willenberg, Feder auf transparentem Papier, 11,0 x 29,5 cm, Sammlung Thein

Am 10. Juni 1812 erreicht Adam in Willenberg in Ostpreußen das IV. Armee-Korps. Als 2. Motiv seiner „Voyage pittoresque“ verwendet er die Studie eines dortigen Biwaks. Sie könnte mit diesem Blatt identisch sein. Neben abgesattelten Kavalleriepferden an einer Futterschütte zeigt sie zwei Dragoner des italienischen Garde-Dragoner-Regiments. Einer liegt mit Lagermütze in einer aus Stangen, Brettern und Heu gebauten Schlafstätte. Die Rückenfigur trägt die volle Uniform samt einer Tellermütze ohne Schirm. Vgl. Thein 2016, 18, Abb. 147 und Adam 1828/2015, 49.

Russland 1812, Juni/Juli: Pferde-Studien

Albrecht Adam, Pferde-Studien im Biwak, Juli 1812, Feder auf transparentem Papier, 10,0 x 32,0 cm, Sammlung Thein

Wie voriges Blatt ist auch dieses vielleicht eine direkte Studie vor dem Motiv und damit Vorstufe zur Nr. 28 der „Voyage pittoresque“. Es handelt sich um eine Ruhephase bei Witebsk. Lt. Thein 2016, 18, Nr. 147 und Adam 1828/2015, 83 stehen links ausgespannte Infanteriepferde und rechts drei abgehalfterte Reitpferde. Das mittlere dürfte das von Prinz Eugène sein, dessen Zelt (gestreift wie das Napoleons) rechts am Rand zu sehen ist, bewacht von zwei Gardeinfanteristen.

Albrecht Adam, Russland 1812, Juni/Juli: Voyage pittoresque Nr. 28

Albrecht Adam, Voyage pittoresque, Nr. 28: Pferde-Studien im Bivac, Juli 1812, 18,4 x 32,5 cm, Landesbibliothek Stuttgart

Ausführlich ist der Begleittext im Hinblick auf diese „Reit und Wagenpferde des Vice-Königs, im Bivac gezeichnet“. Die Qualität der Pferdedarstellungen Adams wird ausführlich gewürdigt. „Vertraut mit allen Schönheiten und Fehlern des edelsten der Thiere, spricht sich in seinen sämmtlichen Werken der Adel, wie die Gemeinheit, eben so die physische Kraft und Schwäche, selbst jene Leidenschaft des Pferdes auf das Kenntlichste, und mit seltener Wahrheit aus. … Vorliegendes Blatt zeigt uns eines von der zahlreichen Menge jener Studien, welche der Künstler unabgesehen auf historischen Werth, bloss in Beabsichtigung artistischer Ausbeuten, aus diesem Feldzuge heimbrachte.“

Albrecht Adam, Russland 1812, Juni/Juli: Schloss Holzany

Albrecht Adam, Voyage pittoresque, Nr. 21Hof des alten Schlosses Holzany, Hauptquartier des Vizekönigs am 11. Juli 1812, 26,5 x 18,5 cm, Landesbibliothek Stuttgart

Kommentar in Adam 1828/2015, 72: “Im Vordergrund ist die Ausrüstung eines Dragoners (wahrscheinlich der italienischen Garde) – Helm, Pallasch, Sattelzeug – sichtbar, daneben ein noch aufgesatteltes, fressendes Dragonerpferd, hinter dem ein zweites Pferd steht. Im Hintergrund macht sich eine Gruppe von Reitern an dem Brunnen des Schlosshofes zu schaffen.“

Adam (2018, 129) in seiner Selbstbiographie über den 11. Juli: „Alle Straßen liegen voll todter Pferde, welche bei der jetzt eingetretenen Hitze weithin einen fürchterlichen Geruch verbreiten, und das Fallen der Pferde wird noch immer ärger. Das ist ein abscheulicher Krieg. Der Feldzug von 1809 scheint nur ein Spaziergang im Vergleich … Die Soldaten lechzen nach dem Kampfe, er wird heiß werden, wenn anders die Russen Stand halten! Sollte es ihnen aber belieben, uns noch lange Zeit auf ihrem geräumigem Territorium diese amüsanten Promenaden machen zu lassen, so kann die Armee hübsch matt und müde werden, bis es zu einem entscheidenden Schlage kommt …“

Napoleon am Dünn-Ufer 24.7.1812

Albrecht Adam, Voyage pittoresque, Nr. 31: Napoleon rekognosziert mit vier bayerischen Kavallerie-Regimentern das rechte Düna-Ufer, 24. Juli 1812, 27,9 x 40,1 cm, Landesbibliothek Stuttgart

Kommentar in Adam 1828/2015, 89: „In der Mitte des Blattes ist Napoleon – auf einem seiner bekannten Schimmel – zu erkennen. Rechts neben ihm empfängt der Kommandeur der gesamten Reservekavallerie Joachim Murat, König von Neapel, Befehle. Murat war für seine exzentrische Uniformierung bekannt: Hier trägt er einen reich mit Federn geschmückten Hut … ‘er zeichnete sich an der Spitze der Seinen als der unerschrockenste Soldat aus.‘ – Unmittelbar hinter dem Kaiser reitet Prinz Eugène heran, seinerseits einem Adjutanten … Weisungen erteilend. Auf Prinz Eugène folgen sein Stab und einige Dragoner …“