Albrecht Adam, Russland 1812, Lianvawitschi, Detail aus folgendem. Dazu Adam in seiner Selbstbiographie (2018, 143 f.): „Von Surash bis Smolensk durchzogen wir fünf bis sechs Tage lang schöne, fruchtbare Gegenden, welche von Wohlhabenheit zeugten … Wir kamen in Dörfer, in denen es von Geflügel aller Art wimmelte, was natürlich den Soldaten sehr behagte … das kam nur denen zugute, welche zuerst anlangten. Eine so ausgehungerte Armee zehrt alles auf, was sie findet und nimmt noch mit, so viel sie schleppen kann.“

ALBRECHT ADAM, RUSSLAND 1812,  Lianvavitschi – Lithographie

Albrecht Adam, Voyage pittoresque, Nr. 48: Auf der Route nach Lianvawitschi am 14. August 1812, 20,0 x 30,5 cm, Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum

Kommentar in Adam 1828/2015, 125: „Das schöne Blatt zeigt eine Marschkolonne des IV. Armee-Korps [von Prinz Eugène] an einer Wegebiegung. Vorn in der Mitte wird ein Wägelchen (darin eine Frau) von einem westlich gekleideten Zivilisten (mit Zylinder) gelenkt, vermutlich ein Marketenderwagen. Darauf deuten auch die angebundene Kuh und das dahinter laufende Packpferd hin. Neben der Kuh reitet ein Mann mit Pfeife …, hinter ihm ein Offizier …“

Ein ruhiger Moment inmitten des Krieges

ALBRECHT ADAM, RUSSLAND 1812,  Lianvavitschi – Gemälde Slg Thein

Albrecht Adam, Auf der Route nach Lianvawitschi am 14. August 1812, 1838, u. l. sign. und dat., Öl auf Leinwand, 71 x 37,8 cm, Sammlung Thein

Ausführung als Gemälde, 26 Jahre nach dem Erlebnis, in leichter Abwandlung der Lithographie. Schleppend geht im Schritttempo der Zug voran. Soldaten haben Kühe, Kälber, Ziegen, Schafe und Geflügel requiriert. Hinter der Wegkrümmung folgt eine Marketenderin einem Planwagen. Man kann sich vorstellen, wie die ausgehungerte Grande Armée und ihre Verbündeten das russische Land und seine Bevölkerung ausbluten lassen.

ALBRECHT ADAM, RUSSLAND 1812,  Lianvavitschi – Lithographie, Detail

Detail aus obigem, Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum

Kommentar in Adam 1828/2015, 125: „Vorne links trägt ein Mann (nach der Hose und den Gamaschen zu urteilen: ein Soldat) ein Kalb (!), dabei zwei Ziegen hinter sich herziehend. Hinter ihm steht ein Infanterist (mit Tschako und Mantel), der  sich mit einem Sappeur (Zimmermann, erkennbar an der Pelzmütze und dem langen Vollbart) unterhält, vor beiden zwei mit Gepäck und einem Zicklein beladene Pferde … Links außen sehen wir einen Mann (mit konisch nach oben zulaufender Kosakenmütze, ohne Waffen – vielleicht ein Gefangener), der ein mit Tornistern beladenes Pferd führt …“

Reichliche Requirierung

Detail aus obigem. Ein fast beschaulicher Zug, läge da nicht ein totes Pferd. Adam hat es erst in der Gemäldefassung hinzugefügt. Genauso wie die strohgedeckten Unterkünfte für die Soldaten im Hintergrund.

ALBRECHT ADAM, RUSSLAND 1812,  Lianvavitschi – Lithographie, Detail

Detail aus obigem, Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum. Kommentar in Adam 1828/2015, 125: „Jenseits der Wegebiegung … fahren drei Wägelchen russischer Bauart, auf denen ein Soldat und Bagage transportiert werden, dabei auch ein russischer Bauer (mit Peitsche). An der Spitze des Zuges reitet eine Abteilung Lanciers.“

Auf dem Gemälde versetzt Adam den Wagen mit der Plane hinter die Wegebiegung. Das erlaubt ihm mehr Aktion im Vordergrund. Anders als in der Lithographie liegen Stämme nicht vor dem Weg, sondern dienen zur Überbrückung eines Wasserlaufs. Das erfordert größere Anstrengung von den Zugpferden. Der Bauer bzw. Kriegsgefangene auf dem Wagen schwingt die Peitsche, ein Soldat kümmert sich um die widerspenstige Kuh.