Albrecht Adam, Nach der Schlacht, 1840, Detail

Albrecht Adam, Nach der Schlacht, 1840: ein Hauptwerk des Künstlers im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt

Albrecht Adam, Nach der Schlacht, 1840, Öl auf Leinwand, 80,5 x 108,5 cm, l. u. sign. und dat., Schweinfurt, Museum Georg Schäfer, Inv.Nr. MGS 2988 

28 Jahre nach seiner Teilnahme am Russlandfeldzug widmet Albrecht Adam dem Kriegselend erneut ein besonderes Bild. Er malt nicht die Schlacht, sondern – wie beim Herrenlosen Pferd von 1834 – eine grauenvolle Szene danach. Zwei Pferde sind die Hauptakteure. Unter wolkenschwerem Himmel leckt im Abendlicht ein Schimmelhengst einen Falben, wie einen sterbenden Freund. Dieser ist hager, wohl aus Schwäche zusammengebrochen, bleckt die Zähne. Der Augapfel ist blutrot. Im Todeskampf hebt er noch einmal seinen Kopf. Das Sattelzeug ist abgenommen, dahinter ein Geschütz und ein Hang mit Leichen von Menschen und Pferden.

Vor dem kräftigen Schimmel liegt sein Reiter tot am Boden, ein weiterer hinter ihm. In halber Ferne sitzt noch ein Mann zu Pferd. Neben ihm ein kauernder, wohl verletzter Soldat, ein anderer wird von einem Kameraden davongeschleppt. Die drei wenden sich in der Abendstimmung einer Senke und weiten Flusslandschaft zu. Ob dort Rettung wartet, ist nicht abzusehen. 

Das am Krieg leidende, schuldlose Pferdepaar ist für Adam eine weitere späte und symbolische Verurteilung jeglichen Krieges. Die Szene basiert auf den Erlebnissen während des langen Wegs nach Moskau. Wie das Herrenlose Pferd in Hamburg ist auch dieses ein Meisterwerk unter Adams Kriegsdarstellungen. 

Erneut ein herrenloses Pferd

Albrecht Adam, Nach der Schlacht, 1840: das einzige noch kräftige Pferd

Etwa gleichzeitig wie der Rapp von Fachsenfeld entstanden, hat auch diese Pferdedarstellung denkmalhafte Züge. Der mitfühlende Schimmel wendet sich als Idealbild eines treuen Pferdes seinem hilflosen Artgenossen zu. Auch ihm selbst blüht ein baldiges Ende.

Albrecht Adam, Nach der Schlacht, 1840: Menschen- und Pferdeleichen

Rückseitig auf dem Gemälde ein alter Aufkleber, darauf u.a.: Verlassenes Schlachtfeld bei Moshaisk. Die Schlacht wird auch genannt: Schlacht bei Moskwa oder bei Borodino, also ein erneuter Rückblick Adams auf eines der schlimmsten Kriegserlebnisse von 1812.

Gut zwei Jahrzehnte nach Entstehung des Bildes erinnert sich der Maler als Literat in seiner Selbstbiographie an die Geschehnisse, analog zu Wilhelm von Koenig. Er schreibt u. a. (Adam 2018, 156): „Der Mittag kam und des furchtbaren Mordens war noch kein Ende. Ein General nach dem andern wurde verwundet zurückgebracht, von vielen war die Todespost eingetroffen, bluttriefend schleppten sich die Soldaten aus dem Kampfe, an vielen Stellen war das Feld mit Leichen bedeckt; was ich an Verwundungen und Verstümmelungen an Menschen und Pferden an diesem Tage gesehen, ist das Gräßlichste, was mir je begegnete und läßt sich nicht beschreiben.“

1844 wird das Bild in Ludwig Schorns Kunstblatt, Jg. 25, Nr. 33, 138 gewürdigt. Dort heißt es u. a.: „Ueberall auf dem Blachfelde liegen todte und verwundete Reiter und Pferde in mannigfaltigen Lagen umher; die getrübte Abendsonne blitzt durch die zerrissene Luft, der Wind jagt durch die Mähnen und durch den Schweif der Rosse, der Schimmel im Vordergrund zieht sich ordentlich, vor Frost und Grausen zitternd, zusammen; ein ebensolches Grausen erfasst den Beschauer. Da ist Handlung!“

Albrecht Adam, Nach der Schlacht

Albrecht Adam, Nach der Schlacht, 1840: aussichtslose weite Sicht

Aussichtslose weite Sicht für geschwächte Soldaten.

Albrecht Adam, Nach der Schlacht: ein Kriegsstillleben.