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Rossebändiger vor Stuttgarts Platanenallee. Mit den beiden steigenden Pferden hat der Bildhauer Ludwig Hofer dem Arabischen Vollblut in Württemberg für alle Zeit ein Denkmal gesetzt. Für Kundige ist es zugleich eine direkte Erinnerung an die ersten Jahrzehnte des Kgl. Privatgestüts von König Wilhelm I.
Steigender arabischer Hengst, Carrarischer Marmor, Ludwig Hofer (1801-1887), Stuttgart, Unterer Schlossgarten.
Platanenallee um 1850 und 2020
Rossebändiger, Ludwig Hofer, um 1850, E. Emminger nach Friedrich Keller, Württ. Landesbibliothek Stuttgart.
170 Jahre später besuchen wir mehrfach im Mai 2020 das kleine Rondell. Um 1850 flanieren die Menschen vornehm umher. Heute sind sie völlig entspannt unterwegs. Auch lagern sie selbstverständlich auf den Wiesen. So etwas war 1850 völlig undenkbar. Bestenfalls hätte ein solches Verhalten zu einem sofortigen Verweis aus dem Schlossgarten geführt.
Die prachtvollen, um 1815 gepflanzten Platanen und die Rossebändiger erscheinen als schweigsame Zeugen sich wandelnder Zeiten.
Der Vorfrühling lockt fröhliche, bewegungsfreudige Menschen bereits ins Freie. Das war im Corona-März 2020. Noch ist es zu frisch, um auf Wiesen zu liegen.
Schlossgarten mit Rossebändigern aus der Vogelschau 1852
Vogelschau auf Stuttgart, F. Federer nach F. Wagner, Ausschnitt, 1852, Staatsgalerie Stuttgart.
Nikolaus Thourets Parkachse führt vom Gartenflügel des Neuen Schlosses zum Rondell mit den Rossebändigern. Vor dem Schloss sieht man rechts vom ovalen Anlagensee den Marstall an der Königstraße. Links vom Ovalsee liegt an der Neckarstraße vor der Carslsakademie das niedrigere Reithaus. Dann folgt weiter unten an der Neckarstraße das in den Hang gebaute Museum der bildenden Künste, die heutige Alte Staatsgalerie. Erst in den 1880er Jahren erhält sie ihre rückwärtigen Flügel. Wie das Reithaus ist sie um 1850 erst wenige Jahre alt.
Detail des vorangegangenen Vogelschau zwischen dem Bereich des heutigen Neckartors und dem damaligen zweispurigen Bahndamm unten rechts, der nach Cannstatt führt.
Dank der Unterstützung des Bildhauers Johann Heinrich Dannecker (1758-1841) gelangt der junge Hofer nach Rom. Während Dannecker nur vier Jahre an seinem Sehnsuchtsort lebte, bleibt Hofer dort 15 Jahre. Lange Zeit ist er davon Mitarbeiter in der Werkstatt von Bertel Thorvaldsen (1770-1844). 1838 kehrt er nach Stuttgart zurück. Mit den Rossbändigern beginnt in den frühen 1840er Jahren seine eigentliche Karriere.
König Wilhelm I. wünscht zunächst eine Wiederholung der kolossalen Pferdeführer Castor und Pollux vom Quirinal. Nach ihnen nennt der römische Volksmund den Quirinalshügel auch Monte Cavallo / Pferdeberg. Hofer konfrontiert den König mit einer besseren Idee. Es gelingt ihm, den König zu überzeugen. Anstelle von Antikenkopien soll lieber seinen Vollblutarabern ein Denkmal gesetzt werden.